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Die schönsten Gedichte

Meine Liebsten
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post 07 Jul 2006, 11:16
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~~~27~~~
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Stein


Ich will mich befreien
Gedanken löschen
Kalt sein wie Eis
In einer Regentonne fliehen
Die Vergangenheit lochen
Weinen vor Freude
Rausreißen mein Herz
Hineinlegen einen Stein
Denn der kann nicht brechen





death.gif


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Eines Tages Du wirst ihn vergessen Du trittst aus dem Schatten und siehst Dich verlassen es war'n keine Geister. Du schließt Deine Augen um Dich zu beschützen Dir schwinden die Sinne ein Zerfall, kein Verschwinden Du stürzst und versteinerst und sinkst ohne Frage durch schlaflose Nächte in grundlose Tage niemand versteht Dich nichts mehr wird kommen Deine innere Stimme niemand hat sie vernommen sie wollte nicht klingen Du suchst Dich zu finden in den Stimmen der ander'n.
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post 07 Jul 2006, 11:30
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(i)
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Zitat(Julschn @ 07 Jul 2006, 11:16)
Stein
Ich will mich befreien
Gedanken löschen
Kalt sein wie Eis
In einer Regentonne fliehen
Die Vergangenheit lochen
Weinen vor Freude
Rausreißen mein Herz
Hineinlegen einen Stein
Denn der kann nicht brechen


death.gif
*


Das Gefühl kenn ich, schönes Gedicht!


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Du sagst alle wolln in den Himmel. Alle wolln wie Könige agiern. Doch niemand will am Ende sterben und keiner will regiern.


Puste was here
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post 22 Jul 2006, 13:50
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~~~27~~~
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Friedrich Hollaender [Lieder eines armen Mädchens]


Wenn ick mal tot bin

Wenn ick mal tot bin und in weißen Seidenkleid
in meinen Sarie lieje mit Bescheidenheit,
dann fällt die Schule aus,
dann jeht's zum Kirchhof raus,
die janze Klasse kommt bei mir ins Trauerhaus,
die wolln mir alle sehn,
wenn ick mal tot bin.
Wenn ick mal tot bin,
ach, det wird zu scheen!

Wenn ick mal tot bin, kommt ooch Pastor Eisenlohr,
der liest'n schönen Vers aus seine Bibel vor:
Wer ohne Schuld tut sein, der schmeiß den ersten Stein
uff Liesken Puderbach, det liebe Engelein.
Doch ick - ick lieg janz still,
wenn ick mal tot bin.
Wenn ick mal tot bin,
mach ick, was ick will.

Wenn ick mal tot bin, zündn se jelbe Lichter an,
die stelln se rechts und links an mir janz dichte ran,
dann fällt een joldner Schein
uff meen verstorbnet Jebein,
und unser Lehrer, 'der fängt furchtbar an zu wein!
Nur Tante freut sich sehr,
wenn ick mal tot bin.
Wenn ick mal tot bin,
eß ick doch nischt mehr!

Wenn ick mal tot bin, schick ick aus mein kleenet Jrab
mein Letzten Willn und wat ick zu vermachen hab:
mein Püppchen ohne Kopp,
mein rotet Band forn Zopp
und dann ooch noch den jlanzrichen Perlmutterknopp.
Den will ick Truden schenken,
wenn ick mal tot bin.
Wenn ick mal tot bin,
soll se an mir denken.

Wenn ick mal tot bin, dann fängt erst mein Leben an,
wenn ick durchs Wolkenmeer in Himmel schweben kann,
die Engel tiriliern, die Geijen jubiliern,
wenn zum Empfang von Liesken alle aufmarschiern.
Mensch! Machen die een Krach,
wenn ick mal tot bin.
Wenn ick mal tot bin,
is mein schönster Tach!
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post 25 Jul 2006, 06:53
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~~~27~~~
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seit: 30.08.2005

wenn stricke reißen
fallen leichen,
fallen grenzen
zwischen uns.
wenn schmerzen beißen
brennen körper,
brennen strecken
zwischen uns.
wenn stimmen schreien
laufen blicke,
laufen tränen
zwischen uns.
wenn briefe flehen
werden ketten
und zersprengen
alle strecken

zwischen uns.


Dieser Beitrag wurde von Julschn: 25 Jul 2006, 06:54 bearbeitet
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post 15 Aug 2006, 07:49
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~~~27~~~
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seit: 30.08.2005


Le soleil brille
Mais j'ai froid...

Je ne suis pas tombée
Mais j'ai mal...

Je ne veux pas manger
Mais j'ai faim...


Je veux t'oublier
Mais je t'aime...



ein kleines französisches Herz
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post 18 Aug 2006, 00:11
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Neuling


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seit: 17.08.2006

Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort


Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn, und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.


-Rilke-

Dieser Beitrag wurde von dshami: 18 Aug 2006, 00:16 bearbeitet
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post 18 Aug 2006, 11:22
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Punkte: 4329
seit: 30.08.2005

brennenden auges nach liebe

unterwegs für eine handvoll liebe
hier am weggebrochnen straßenrand
wo derb das vieh
und ich auf die knie
und reibt und treibt
inwendig
diese handvoll liebe grob
und für ein paar pfennig
kotz ich mich gesund.
lugt um die ecke
auch ein ganz verdellter hund
und ich frag ihn ob er liebe hat
aber er hat nur die scheiß
und der mann, der mich nach hause bat
entlädt sich in mir leis
und ich suche
brennenden auges nach liebe.

[ellen]
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post 19 Aug 2006, 12:58
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1. Schein
*

Punkte: 42
seit: 10.06.2006

Theodor Storm

Geflüster der Nacht

Es ist ein Flüstern in der Nacht,
Es hat mich ganz um den Schlaf gebracht;
Ich fühl's, es will sich was verkünden
Und kann den Weg nicht zu mir finden.

Sind's Liebesworte, vertrauet dem Wind,
Die unterwegs verwehet sind?
Oder ist's Unheil aus künftigen Tagen,
Das emsig drängt, sich anzusagen?




Wenn man in Storms Gedichten blättert, so fällt einem auf, wie viele seiner Strophen jenem seltsamen Zwischenbereich gewidmet sind, in dem das selbstgewählte Fürsichsein dessen, der sich schlafen gelegt hat, kippen kann in einen Zustand der Unruhe, ja des Ausgeliefertseins, der von Grübeln und Zweifeln und selten nur von erlösenden Träumen erfüllt ist.

Dieser Beitrag wurde von zorronte: 19 Aug 2006, 15:04 bearbeitet
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post 24 Aug 2006, 12:48
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3. Schein
***

Punkte: 205
seit: 15.02.2005

Robert Gernhardt: Weils so schön war
Paulus schrieb an die Apatschen:
Ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.

Paulus schrieb an die Komantschen:
Erst kommt die Taufe, dann das Plantschen.

Paulus schrieb den Irokesen:
Euch schreib ich nichts, lernt erst mal lesen.

Robert Gernhardt: Wie tun es die anderen?
Heute: Die Inselbewohner

Man tuts auf den Komoren
mit angelegten Ohren
Man tuts auf den Lofoten
mit schräggestellten Pfoten
Man tuts auf den Kykladen
mit abgespreizten Waden
Man tuts auf den Mollukken
genauso, nur im Ducken
Man tuts auf den Seychellen
an höchst versteckten Stellen
Man tuts auf den Kurilen
nach stundenlangem Zielen
Man tuts auf den Antillen
in Trance, wie wider Willen
Man tuts auf der Insel Juist
indem man durch den Schniepel niest.



http://www.litlinks.it/g/gernhardt_r.htm

Dieser Beitrag wurde von aspasia: 24 Aug 2006, 12:49 bearbeitet


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man muß lernen, den anderen manchmal untreu zu sein, um es sich selbst gegenüber nicht zu sein benoîte groult
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post 24 Aug 2006, 12:52
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3. Schein
***

Punkte: 205
seit: 15.02.2005


Robert Gernhardt: Theke - Antitheke - Syntheke


Beim ersten Glas sprach Husserl:
"Nach diesem Glas ist schlusserl."

Ihm antwortete Hegel.
"Zwei Glas sind hier die Regel."

"Das kann nicht sein", rief Wittgenstein,
"Bei mir geht noch ein drittes rein."

Woraus Herr Kant befand.
"Ich seh ab vier erst Land."

"Ach was", sprach da Marcuse,
"Trink ich nicht fünf, trinkst Du se."

"Trinkt zu", sprach Schopenhauer,
"Sonst wird das sechste sauer."

"Das nehm ich", sagte Bloch,
"Das siebte möpselt noch."

Am Tisch erschall Gequietsche,
still trank das achte Nietzsche.

"Das neunte erst schmeckt lecker!"
"Du hast ja recht, Heidegger",

rief nach Glas zehn Adorno:
"Prost auch" und nun von vorno!"


Robert Gernhardt 
"Im Glück und anderswo. Gedichte"
S. Fischer, Frankfurt am Main, 2002, S. 248


http://www.litlinks.it/g/gernhardt_r.htm
*
[/quote]

Dieser Beitrag wurde von aspasia: 24 Aug 2006, 12:57 bearbeitet
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post 24 Aug 2006, 13:04
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2. Schein
**

Punkte: 109
seit: 12.10.2005

Kleines Beispiel

Auch ungelebtes Leben
geht zu Ende
zwar vielleicht langsamer
wie eine Batterie
in einer Taschenlampe

Aber das hilft nicht viel:
Wenn man
(sagen wir einmal)
diese Taschenlampe
nach so- und so vielen Jahren
anknipsen will
kommt kein Atemzug Licht mehr heraus
und wenn Du sie aufmachst
findest Du nur Deine Knochen
und falls Du Pech hast
auch diese
schon ganz zerfressen

Da hättest Du
genau so gut
leuchten können

Erich Fried
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post 16 Dec 2006, 18:24
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~~~27~~~
*********

Punkte: 4329
seit: 30.08.2005

Die Nacht, das Glück, der Tod



Verlassen stieg


Verlassen stieg die Nacht an Land,
der Tag war ihr davongerannt.
Durchs Dunkel tönte ihr Geschrei,
wo denn der liebe Tag wohl sei.

Indessen saß der Tag bei mir,
bei weißem Brot und hellem Bier
hat er die Suchende verlacht:
Die säh doch nichts, es sei ja Nacht.

Und endlich trat

Und endlich trat das Glück herein,
sehr still, auf sieben Zehen.
Im frühen Morgensonnenschein
konnt ich es humpeln sehen.

"Was ist mit deinen Zehen, sprich!"
"Darüber spräch ich lieber nicht.
Drei hat mir eine Tram gekappt -"
"Kann man nichts machen. Pech gehabt."

Denkt euch


Denkt euch, ich habe den Tod gesehn,
es ging ihm gar nicht gut.
Seine Hände wirkten so seltsam bleich,
so gar nicht wie Fleisch und Blut.

Und auf dem dürren Hals saß gar
ein Kopf, der ganz aus Knochen war.
Aus Knochen, ganz aus Knochen, denkt!
Da hab ich ihm fünf Mark geschenkt.

Robert Gernhardt
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post 16 Dec 2006, 22:29
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Princeps Mortis, Fidei Defensor
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Punkte: 2391
seit: 14.04.2006

Aus verheerter Erde
werden neue Gestalten sich erheben
doch was anfangs unsre Augen beleidigt
wird schließlich als willkommene Geburt betrachtet

Wie lange weinten wir vergebens
in den langen, endlosen Nächten?
Nicht einmal Sekunden.
Im Dunkeln weint niemand vergebens -
wir können es nur nicht sehen.

Wir beklagen die Ruinen vor unseren Augen
und streuen Asche auf unsrer Häupter
und erkennen nicht den Phönix
in den Flammen.

Weinst du noch?
Weinst du noch laut?

Tarjei Vesaas - Land der verborgenen Feuer


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Lay down your soul to the gods Rock'n'Roll !

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Zitat(phanatos @ 19 Nov 2008, 18:45)
@Me: Ich danke im Übrigen dafür, dass ich von einigen Leuten lange Zeit mit Euronymus verwechselt wurde... das hat mir viele nette Gespräche erspart. Nix für ungut Euro ;)
*


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Zitat(Chris @ 03 Jul 2010, 21:30)
Fürs Protokoll: Euro hat den Kuchenkontest gewonnen.
*


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post 12 Jan 2007, 11:16
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mäh
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Punkte: 1332
seit: 03.08.2005

Robert Gernhardt

Trost im Gedicht

Denk dir ein Trüffelschwein,
denks wieder weg:
Wird es auch noch so klein,
wird nie verschwunden sein,
bleibt doch als Fleck.

Was je ein Mensch gedacht,
läßt eine Spur.
Wirkt als verborgne Macht,
und erst die letzte Nacht
löscht die Kontur.

Hat auch der Schein sein Sein
und seinen Sinn.
Mußt ihm nur Sein verleihn:
Denk dir kein Trüffelschwein,
denks wieder hin.



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post 15 Jan 2007, 02:06
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makellos!
*********

Punkte: 9823
seit: 10.05.2005

Herzeleid

Bewahret einander vor Herzeleid
denn kurz ist die Zeit die ihr beisammen seid

Denn wenn euch auch viele Jahre vereinen
einst werden sie wie Minuten euch scheinen

Herzeleid

Bewahret einander vor der Zweisamkeit



.... Man beachte (BITTE BITTE) die letzte Zeile...


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Lore Inga Rick hat dem Wellensittich beigebracht "Hitler" und "Goebbels" zu sagen
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