Gut gewappnet für's Diplom - mit LaTeX! 2Du weißt noch nicht, was LaTeX ist? Dann schau unbedingt vorher in den
ersten Teil dieser Serie, denn dort ist erklärt, was es ist und was es Dir nutzen kann.
In diesem zweiten Teil gibt es einen Überblick über die Grundlagen von LaTeX. Also konkret was zu tun ist, damit sich überhaupt etwas regt - über das "Hello-World"-Beispiel bis hin zur Formatierung und Gliederung.
VorbereitungWie bereits im ersten Teil erwähnt, benötigst Du unter Windows die LaTeX-Distribution
MikTeX, die es kostenfrei herunterzuladen gibt. Die Installation sollte keine Probleme bereiten.
Nach der Installation ist es nützlich, das Verzeichnis mit den ausführbaren Anwendungen in die sogenannte "PATH"-Variable zu setzen (Die Dateien in diesem Verzeichnis kannst Du überall direkt aufrufen, was die Arbeit wesentlich vereinfacht.)
Start -> Einstellungen -> Systemsteuerung -> System -> Erweitert -> Umgebungsvariablen -> Systemvariablen -> Warten!
Zwischenzeitlich den Pfad heraussuchen: Hast Du MikTeX in c:\miktex installiert, so ist der Pfad:
c:\miktex\miktex\bin
(ja, zweimal miktex).
Anschließend zurück: "Path" suchen, Doppelklicken - an das Ende ein Semikolon und den ermittelten Pfad schreiben. Speichern, fertig.
(Zur Kontrolle, ob Du den richtigen Pfad erwischt hast: Start -> Ausführen -> "cmd". Nun gib einfach latex an. Wenn es nicht geht, wird bemängelt, dass der Befehl nicht existiert. Ansonsten gibt es eine andere Fehlermeldung ;-) )
Daneben kannst Du einen beliebigen Texteditor verwenden, im Zusammenhang mit LaTeX ist
TeXnicCenterTeXnicCenter empfehlenswert.
Hallo World - BeispielNachdem Du LaTeX zum Laufen gebracht hast, kannst Du Dich dem Minimalbeispiel widmen:
\documentclass{scrreprt}
\usepackage[ansinew]{inputenc}
\usepackage{geometry}
\geometry{verbose,a4paper,tmargin=3cm,bmargin=3cm,
lmargin=4cm,rmargin=2cm}
\begin{document}
Hallo World!
\end{document}
Diesen Code speicherst Du (z.B.
halloworld.tex
). Wenn Du TeXnic-Center verwendest, klickst Du auf den entsprechenden Button. Ansonsten öffnest die Kommandozeile von Windows und wechselt in das Verzeichnis, in dem Du die Datei abgelegt hast - und gibst folgenden Befehl ein (oder drückst im TeXnic-Center den entsprechenden Button:
pdflatex halloworld
(Ohne Dateiendung!)
Anschließend wird sich in Deinem Ordner eine PDF-Datei befinden.
Da auf Dauer die Kommandozeile lästig werden kann, ist ein kleine
*.bat
-Datei in dem Verzeichnis nützlich, in dem Du eben diesen besagten Befehl einfügst (dann kannst Du zum Generieren im Windows direkt auf die Stapelverarbeitungsdatei klicken).
Nun hast Du bereits ein paar LaTeX-Befehle gesehen. Ein paar generelle Regeln zur sogenannten Syntax:
- Befehle beginnen grundsätzlich mit einem Backslash
\
. Auch die Darstellung von Sonderzeichen sind Befehle. \Circle
liefert Dir einen kleinen Kreis. - Parameter werden - sofern benötigt - in Klammern angegeben und folgen dem Befehl direkt (kein Leerzeichen)
- Parameter werden - je nach Situation - in geschweiften, runden oder eckigen Klammern angeben. Das ist nicht immer konsequent - aber dafür bekommt man mit der Zeit ein Gefühl.
- Anmerkungen, die nicht im endgültigen Dokument erscheinen, stehen stets hinter einem
%
-Zeichen (als Kommentar) - Vorbelastet sind folgende Schriftzeichen, die man für die ersten Gehversuche meiden sollte:
# $ \ % & ~ _ ^ { } "
. Durch einen \
wird bei den meisten die Sonderfunktion ausgeschaltet, z.B. \%
erzeugt ein Prozentzeichen. - LaTeX besteht sehr konsequent darauf, dass alles, was geöffnet wird, auch wieder geschlossen wird (wie bei HTML rumschlampern geht nicht ;-) )
LaTeX-Dokumente bestehen - wie auch in HTML - aus einem Kopf- und einem Rumpfteil. Im Rumpf ist der eigentliche Text enthalten und wird durch
\begin{document}
und
\end{document}
umschlossen. Bei so einem Paar aus begin- und end-Befehlen spricht man auch von einer Umgebung, in diesem Fall die Dokumentumgebung.
Im Kopfteil wird die Dokumentklasse (hier
scrreprt
, auf Deutschland angepaßt) definiert, Pakete (Erweiterungen) können hinzugeladen werden (
\usepackage{inputenc}
- dieses hier ermöglicht die direkte Eingabe von Umlauten, welche sonst als Sonderzeichen umschrieben werden müßten) sowie generelle Layoutangaben festgelegt werden (in dem Falle die Seitenränder).
TeXnische Strukturierung deiner ArbeitDamit Du einen besseren Überblick über die Arbeit hast, solltest Du die Arbeit auf mehrere Dateien aufteilen (das trifft im Übrigen auch auf Word und Co zu):
- Dokumentenkopf - hier sind alle Layoutanforderungen festgelegt
- Jedes Hauptkapitel eine extra Datei (je nach persönlichen Belieben auch anders)
- Eine Hauptdatei, in der alles eingebunden wird
(Da LaTeX sehr viele Hilfsdateien bei der Generierung erzeugt, sollten die inhaltlichen Kapitel in einem Unterverzeichnis abgelegt werden)
Eine Datei kannst Du mit folgenden Befehlen einbinden:
-
\input{Dateiname ohne Endung}
(empfehlenswert für den Dokumentenkopf) -
\include{Dateiname ohne Endung}
(empfehlenswert für die Kapitel)
Durch diese Anordnung kannst Du ohne Probleme, Kapitel tauschen oder durch Auswechseln des Befehls mit
\includeonly{Dateiname ohne Endung}
nur einen Teil generieren.
Gliederung einer Arbeit und InhaltsverzeichnisEine wissenschaftliche Arbeit muß in einzelne Kapitel und Unterkapitel gegliedert sein. Üblich sind - je nach Themenbereich - drei bis vier Gliederungsstufen. Diese kannst Du durch folgende Befehle ausdrücken:
\chapter{Überschrift 1. Ebene}
(z.B. Kapitel 2)\section{Überschtift 2. Ebene}
(z.B. Kapitel 2.4)\subsection{Überschrift 3. Ebene}
(z.B. Kapitel 2.4.3)\subsubsection{Überschrift 4. Ebene}
(z.B. 2.4.2.1)\paragraph{Überschrift 5. Ebene}
\subparagraph{Überschrift 6. Ebene}
Die Kapitel erhalten nun automatisch die Nummerierung, zudem erscheinen Überschriften 1. Ordnung stets auf einer neuen Seite. LaTeX wertet diese Befehle bei jedem Durchlauf aus - und mit dem Befehl
\tableofcontents
kann das Inhaltsverzeichnis ausgegeben werden.
(Beachte: Der dargestellte Inhalt sämtlicher Verzeichnisse entspricht nie der aktuellen Generierung, sondern in der Regel der von der vorangegangenen Generierung, also um eine Generierung zeitversetzt. Das Inhaltsverzeichnis ist also erst beim zweimaligen Generieren aktuell. Daher solltest Du die finale Fassung mehfach generieren.)
Wenn bestimmte Elemente Deiner Arbeit zu groß werden, um sie im eigentlichen Textteil unterzubringen, müssen diese in den Anhang wandern. Anhänge werden genauso gegliedert, erhalten aber keine Kapitelnummer, sondern einen Buchstaben. Anhänge umschließt Du wie folgt:
\begin{appendix}
Alle Anhänge (mit Untergliederungen, Abbildungen, Tabellen und was es alles Schönes gibt)
\end{appendix}
Befehle des AlltagsLeerzeichen und ZeilenwechselÄhnlich wie in HTML bewirken auch in LaTeX zusätzliche Leerzeichen nichts! Ebenso sind einfache Zeilenumbrüche ohne Wirkung. Absätze werden durch doppelte Zeilenumbrüche erstellt (die Zeile dazwischen muß leer sein!).
Zusätzliche Leerzeichen können erzwungenen werden mit:
\
(Backslash Leerzeichen).
Im Normalfall ist ein Leerzeichen ein gutes Indiz für einen Zeilenumbruch. Ist dieser nicht erwünscht (z.B. zwischen einer Zahl und der physikalischen Einheit), so muß dieser mit einem ~ gesetzt werden.
SonderzeichenLaTeX verfügt über eine Unmenge an möglichen und unmöglichen Sonderzeichen. Das folgende Dokument gibt einen guten Überblick (nicht erschrecken, das Dokument hat 105 Seiten):
ftp://tug.ctan.org/pub/tex-archive/info/s.../symbols-a4.pdfEhe die Frage nach dem Euro-Zeichen kommt: Im Kopfbereich wird das Paket "eurosym" benötigt (
\usepackage{eurosym}
). An beliebiger Stelle wird nun ein \euro{} reichen.
Physische FormatierungIm laufenden Text kannst Du zum Beispiel folgende Hervorhebungen anwenden:
\textbf{fettes Wort}
\textit{kursives Wort}
\texttt{Fernschreiber-Stil}
(Die Änderung der Schriftgröße ist auch möglich, sollte aber - vom Deckblatt abgesehen - nicht verwendet werden)
AnführungszeichenAnführunszeichen kann man theoretisch mit
">Zitat"<
setzen. Weitaus schöner geht es mit dem Paket csquotes. Dazu lädst Du das Paket wie folgt:
\usepackage[babel,german=quotes]{csquotes}
Anschließend benötigst Du nur noch \enquote{zitiertes Wort}. Durch den Befehl verwendest Du die deutschen Anführungszeichen, kannst jederzeit auf ein anderes Land wechseln und das beste: Du kannst Anführungszeichen eigentlich nicht vergessen zu schließen.
ListenAuch verschiedene Aufzählungvarianten sind möglich:
Auszählungen:
\begin{itemize} \item Bullet-Punkt \item Bullet-Punkt \end{itemize}
| Nummerierungen
\begin{enumerate} \item Nummero 1 \item Nummero 2 \end{enerumate}
| Spielereien
\begin{itemize} \item[+] Plus \item[-] Minus \end{itemize}
|
Einzelne Anstriche haben grundsätzlich den Befehl
\item
. In der itemize-Umgebung werden Aufzählungslisten erzeugt (mit Punkt am Zeilenanfang), mit
enumerate
gibt es fortlaufende Ziffern.
SchlußwortDas war der zweite Teil des LaTeX-Spezials auf eXma. Der dritte Teil wird seinen Schwerpunkt bei Tabellen und Grafiken haben.