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Vollständige Version anzeigen: Hartz IV und Frau von der Leyen
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ck
Ich persönlich finde dieses arrogante "Arbeit soll sich wieder lohnen"-Gelaber so langsam zum Kotzen. Wenn man sich mal anschaut, wie wenige "Hartz-IV"-Empfänger wirklich Langzeitarbeitslose sind und wie viele "Aufstocker", die sehrwohl den ganzen Tag arbeiten gehen, bei denen aber eben das nicht reicht.
Die Statistik wird wahscheinlich geführt, aber nicht veröffentlicht. Die Zahlen aus 2007 sind mit einem knappen Drittel und bei der zumindest augenscheinlichen Tendenz aber hinreichend sprechend, finde ich; aus 2009 gibt es Zahlen vom DGB, die selbst bei sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen von 7% und mehr ausgegangen sind - die VIELEN "Pauschalkräfte" sind da noch nicht einmal drin.
Chris
Statistik bis 2007:
http://www.bpb.de/wissen/X3KEYO,0,0,Arbeit...sengeld_II.html

Heute gelesen:
Aktuell haben wir 4,8 Millionen ALG2-Empfänger, davon 2,4 Millionen arbeitslos.
dazu:
250.000 Aufstocker
250.000 in Qualifizierungsmaßnahmen
1,9 Millionen: "sind zwar theoretisch in der Lage zu arbeiten, stehen aber dem Arbeitsmarkt nicht zu Verfügung. Sie sind krank, betreuen kleine Kinder, pflegen Angehörige oder gehen zur Schule."
Außerdem leben 1,8 Millionen Kinder vom ALG2.

Ich denke dieses "Arbeit soll sich wieder lohnen" ist das Gelaber, was den nötigen Rest bei der Stange hält, damit die Linke nicht plötzlich die Regierung stellt. Denn wer mit 60.000 Euro brutto im Jahr nach Hause geht, der ist für 40 Stunden Arbeit gut entlohnt. Für wen sich Arbeit nicht lohnt sind diejenigen, die mit 12.000 Euro bezahlt werden. Und die hoffen. Und wählen.
loco
versteh ich nich, warum sind 364€ zu wenig?

- miet- und heizkosten zahlt eh das amt
- 100€ kann man sich dazu verdienen, ohne das etwas abgezogen wird
- diverse sachleistungen und vergünstigungen kann man zusätzlich beantragen

kritikwürdig finde ich nur..

- regelsatz für kinder
- altersvorsorge
Chris
Zitat(loco @ 27 Sep 2010, 21:00)
- 100€ kann man sich dazu verdienen, ohne das etwas abgezogen wird
*

Das ist ein gutes Argument. Warum zahlen wir überhaupt noch Hartz4? Kann doch jeder arbeiten.
tinatschi
ich kanns nich...
Katze
Zitat(Chris @ 27 Sep 2010, 22:45)
Das ist ein gutes Argument. Warum zahlen wir überhaupt noch Hartz4? Kann doch jeder arbeiten.
*


und wann wirst du endlich damit anfangen? rolleyes.gif

"wir" -ah ja.
Stormi
Noch ein bisschen Sozialneid Liebling? Zerfleischt euch ruhig gegenseitig, während ihr von euren eigenen Steuergeldern regelmäßig in den Pops gefickt werdet.
zitterbacke
Zitat(loco @ 27 Sep 2010, 21:00)
versteh ich nich, warum sind 364€ zu wenig?

- miet- und heizkosten zahlt eh das amt
- 100€ kann man sich dazu verdienen, ohne das etwas abgezogen wird
- diverse sachleistungen und vergünstigungen kann man zusätzlich beantragen


*


Ich mecker zwar nicht über den Betrag, hab aber noch Anmerkungen dazu

- bei den Heiz-/Warmwasserkosten wird auch nicht alles gezahlt. Ich liege zwar deutlich unter dem Höchstsatz, bekomme aber trotzdem ca. 15€/Monat abgezogen. Klingt erstmal nicht viel, aber Stromkosten laufen auch extra und und und...

- Dazuverdienen ist auch nicht so einfach, wenn man z.B. mit nem Baby daheim ist

- Sachleistungen gibt es unabhängig von der Lebenslage nur als Darlehen. Als Anfang des Jahres meine Waschmaschine auseinander fiel, wurde mir nur mitgeteilt, dass ein bestimmter Betrag im Regelsatz (ca. 8%) für die Wiederbeschaffung von Haushaltsgeräten gedacht sei - d.h. man sollte doch etwa 30€ jeden Monat zurücklegen. Und das ist selbst bei einem äußerst disziplinierten Ausgabeverhalten nicht drin.


Dresden-Pass und Semesterticket bringen schon einiges und wie gesagt, irgendwie kommt man hin, aber wenn ich mir vorstellen müsste, mehr als die 2-3 Jahre Elternzeit so zu leben, könnte man schon ins Zweifeln kommen. Kino, Theater, Konzerte, oder einfach nur die sogenannte "Teilhabe am öffentlichen Leben" sind meiner Meinung nach ziemlich eingeschränkt.


Schlimm finde ich, dass ALGII-Empfängern das Basis-Elterngeld gestrichen wird (anstatt es z.B. zu halbieren). Uns hat das wirklich extrem geholfen. Für Eltern, die dieses tatsächlich auch in ihr Kind "investieren" wäre das hilfreicher als irgendwelche Bildungsgutscheine.
Das aber nur am Rande.
Euronymus
Auf 3sat sagte gestern schon ein Gesellschaftwissenschaftler, dass es ungemütlicher werden wird in dieser Republik. Momentan ist Armutskriminalität noch nicht weit verbreitet, denn davon kauft man sich mit Sozialleistungen frei.
Falls die Ausbeuterklasse den Bogen überspannt, wird sie mit Gegenmassnahmen rechnen müssen. Der "rote Terror" ist ja erst seit 16 Jahren aus Deutschland verschwunden und kann viel schneller wieder zurückkommen als allen Beteiligten lieb ist.
tingel
Man darf allerdings nicht vergessen, daß die Bundesrepublik seit den 70er Jahren auf Pump lebt und zwar gewohnheitsmäßig. Es muß eben überall gespart werden. Gut, bei der Atomlobby jetzt nicht, aber irgendwo muß man halt anfangen.
fiend force
Zitat(tingel @ 28 Sep 2010, 18:18)
Man darf allerdings nicht vergessen, daß die Bundesrepublik seit den 70er Jahren auf Pump lebt und zwar gewohnheitsmäßig. Es muß eben überall gespart werden. Gut, bei der Atomlobby jetzt nicht, aber irgendwo muß man halt anfangen.
*


und warum sollte man deiner meinung nicht bei der atomlobby, der pharmalobby oder der bankenlobby beginnen, sondern bei denen, die sowieso nix haben?
ck
Zitat(fiend force @ 28 Sep 2010, 20:43)
und warum sollte man deiner meinung nicht bei der atomlobby, der pharmalobby oder der bankenlobby beginnen, sondern bei denen, die sowieso nix haben?*
Es geht an dieser Stelle wohl eher nicht um das "sollte", sondern eher darum, warum es getan wird: weil die, die sowieso nix haben eben keine Lobby haben. Einen Aufsichtsratsposten kann kein ALGII-Empfänger bieten - und irgendwie muss nach der nächsten Wahl (siehe Schröder, Schily u.v.a.) doch auch noch Geld reinkommen.
Stormi
Wozu? Nach 5 Jahren Bundestag hat man doch Anspruch auf jede Menge Pension. Da die meisten Politiker eh Juristen sind, dürfte die Zeit bis dahin gut zu überbrücken sein, sofern sie überhaupt aus dem Bundestag ausscheiden.
abadd0n
Zitat(Stormi @ 27 Sep 2010, 15:02)
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*

Die Landeshauptstadt Dresden hat sofort auf dieses lukrative Geschäft reagiert und eine Bildungshotline im Rahmen der Aktion Bildungsbahnen eingerichtet. Vielleicht rufe ich da ja mal an und frage, wie man am besten investiert. Oder einfach um zu schauen, wie kompetent das Personal dort ist und ob sie ein schlechtes Gewissen haben?

#a
ck
Zitat(Stormi @ 29 Sep 2010, 20:09)
Wozu?...*
Nun, es gibt offensichtlich hinreichende Beispiele, bei denen das nicht ausgereicht hat. Eine (für mich durchaus plausible Erklärung): Das Problem, was man als Anwalt (mit derartiger zudem höchst-publiker Betätigung hat) haben könnte: Entweder die Glaubwürdigkeit ist im Eimer oder der entsprechende Richter ist (wegen eigenem Parteibuch oder persönlichen Äußerungen zu irgendwelchen Entscheidungen/Äußerungen zu Amtszeiten) befangen.

Ich gleite zwar ab, aber es passt irgendwie dazu:
Im Prinzip steuert man in Deutschland (ob man es nun wahrhaben möchte oder nicht) auf einen immer weniger demokratischen (wenn man demos im Sinne des ganzen Volkes versteht zumindest) Staat hin. Frau von der Leyen ist aber eben nur ein Rädchen, das dafür sorgt, dass das auch schön so weitergeht: sie ist dafür zuständig, den Bildungsabstand zwischen Arm und Reich zu erhöhen. Jede der vergangenen Regierungen hat ihr Schärflein dazu beigetragen (die vor Kohl habe ich nicht erfahren): Kohl mit zu optimistischen Versprechen - und mit einer Spendenaffäre, die die Menschen davon in Kenntnis gesetzt hat, dass man spätestens nach 16 Jahren anfällig wird für "Zusatzeinkommen", Schröder mit seiner offensichtlichen Lobbypolitik (siehe sein neuer Arbeitgeber, der sich sehr dankbar gezeigt hat), Merkel mit konsequent weitergeführter Lobbypolitik...und parallel dazu immer (unter allen drei Regierungen) die Zahlen - ich nenne mal die Arbeitslosenzahlen als ganz brauchbares Beispiel, die (ihrem Entstehen nach) einem internationalen Vergleich nicht im Ansatz standhalten würden, alles andere als neutral berechnet sind, die aber in Deutschland "schön" aussehen...so hält man das (nunmehr dumme) Wahlvolk bei "Laune".
Die einen resignieren unter dem Motto "es ändert sich doch sowieso nichts" (was den "Volks"anteil bei den Wahlen immer weiter zurückgehen lässt; Wahlbeteiligungen von nur knapp über 50% bei landesweiten oder unter 75% bei bundesweiten Wahlen (jeweils mit sinkenden Tendenzen) halte ich für skandalös, die Presse thematisiert das aber nicht intensiver), die anderen sind entweder "Überzeugungstäter" (Wahl für den eigenen Vorteil), "Überzeugte" (die den jeweiligen Wahlversprechen glauben und das sinnvoll finden), "Mitläufer" (Wahl für das, was "die Statistiken sagen"), "Gewohnheitstäter" ("das haben die Leute hier schon immer gewählt"; gerade auf dem Lande wohl sehr verbreitet), "Nachsichtige" (die, die Fehler vergeben und an das Gute im Menschen/der Partei glauben bzw. die die guten Taten der Vergangenheit übergewichten), die "mit eigener Meinung und ohne Primärsicht auf den eigenen Vorteil" (erhebliche Minderzahl; ist wohl immer unter "Sonstige" zu finden).*

*mir selbst fällt es schwer, mich selbst einzuordnen...es geht sicher vielen so, oder? Früher (Kohl) war ich wohl eher "Nachsichtiger" oder "Überzeugter"; bei den letzten Wahlen habe ich mich unter der letzten Gruppe wiedergefunden