_
toggle menu eXmatrikulationsamt.de
online: 346 gäste

>Musik quo vadis

Themen Layout: Standard · Linear · [Outline] Thema abonnieren | Thema versenden | Thema drucken
post 15 Apr 2005, 05:14
avatar
try to live while god says no
*********

Punkte: 3321
seit: 14.10.2003

QUOTE (Chino @ 13 Apr 2005, 10:20)
@ hanno:
.. wie funktioniert deiner Meinung nach Werbung? ..

das funktioniert so ähnlich wie der Verkauf von Jägermeister-T-Shirts, wo alle so cool sind und dafür Geld ausgeben, um einmal als cooler Suffi rumrennen zu können.
Ich lass MTV nur beim zappen laufen, wenn grade zufällig Jackass oder sowas läuft; die kaufen der Industrie Tracks samt Video ab und füllen damit ihr Programm. Was is wohl besser als gewollte Werbung? Vor allem, wenn man es jugendnah vermarkten und viel Geld damit machen kann.
Also ich guck mir lieber nachts Rockpalast an.
Von mir aus könnta mir viel erzählen. Ich kannte Nirvana erst als Kurt schon tot war und hab dann auch gemerkt, dasses viele Bands gibt, die es schon davor gab. Irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es in einem ganz normalen Jahr einen Riesenhaufen Scheisse gibt, der von Bands auf den Markt geschmissen wird und wennde Glück hast, dann findste unter den aktuellen Alben eines Jahres vielleicht drei oder vier, dies wirklich wert sind.
Wenn ich mir reinziehe, dass die meisten in diesem Forum um fast n halbes Jahrzehnt jünger sind als ich und mehr als die Hälfte davon auf son Scheiss abfahren, der entweder als die neue Revolution der Musikerszene verscherbelt wird oder als etwas neues verkauft wird, weils grade passt, obwohls das schon jahrelang gibt, wie z.B. Violent Femmes, dann brauch ich mich doch nich wundern, dass ich resigniere, wenn ich soviele junge Menschen treffe, die Mando Diao für die Götterdämmerung halten. Und das nur als Beispiel.
Wenn ich dagegen mit irgendwas komme, was nich grade populärverdächtig is und nich ins Programm passt, dann kann ich davon ausgehen, dass die Mehrheit "Scheisse" schreit, wenige sagen, dass es zumindest seinen Wert hat, andere wenige das dann auch gut finden und weitere wenige der Mehrheit in 10 Jahren bemerken, dass es unabhängig von der Popularität zu betrachten is und evtl. das auch gut finden werden.
Das hab ich auch so erlebt, als ich i, TBC aufgelegt hab. Zugegeben: das war nich der Laden, in dem ich mit meiner Sammlung hätte auflegen sollen, weil die einfach n ganz anderes Programm haben, aber da hab ich auch son paar Spinner getroffen, die sich meine CDs angesehn haben, ne Pixies gefunden haben und gesagt haben "Hey, die waren doch aufm FullForce (oder was auch immer)", weil die letztes Jahr seit ihrer Auflösung in den 80ern ma wieder zusammen gespielt haben und weil die Kinders dann neben "Wave of Mutilation", das in jedem zweiten B-Side-Streifen verwurstet wird auch "Bone Machine" kannten, weils anlässlich dieses Festivals ma im Radio lief und das obwohl man davon ausgehen konnte, dass diese Kinders das n halbes Jahr später vergessen haben würden.
Ich meine, wennde Dich ernsthaft mit Musik beschäftigst, mit Bands und deren Alben, dann beschäftigste Dich auch mit deren Vorbildern und den ganzen anderen Hintergründen und genau DAS macht Musikgeschichte aus.
Aber genau das hat Populärscheiss nich, weils nich darum geht, woher etwas kommt, warum man es macht oder sonst irgendwas - es muss einfach nur hip sein.
Wenn ich in nem Filesharingforum mein Rocklexikon anbiete, interessiert das auch niemanden - was will man denn mit Geschichte, wenn man sich mit Sido, Aggro Berlin, Anastacia und was weiss ich was noch alles beschäftigt.

Und genau das führt uns logischerweise zu dem Schluss, dass es einen gewissen Unterschied zwischen "normaler" Musik und populärer (kurzlebiger) Musik führt:
populäre Musik ist Werbung; es sind Stücke, die leicht eingängig sind und über einen geringen Anspruch verfügen.
Das sieht man auch, wenn man sich genauer damit beschäftigt: Apollo440 z.B. hatten damals eine CD rausgebracht, die sie "Gettin' High on Your own supply" nannten und das zweite Stück darauf (also direkt nach dem Intro) war "Stop the Rock", das kurzfristig so populär wurde, dass es auf dem Fifa'99-Game als Titelmusik drauf war.
Ich hab mir die CD damals gekauft und "Stop the Rock" fällt komplett aus dem Rahmen des Albums raus - warum also? Ganz einfach: Weil man ein Stück macht, mit dem man bekannt wird und dann weiter das machen kann, was man immer macht, aber trotzdem Aufmerksamkeit erregt hat und n paar neue Fans gewonnen hat.
Genauso is das mit JunkieXL, den ihr alle nur wegen dem Elvis-Song kennt oder von mir aus Smash Mouth mit "Walking on the sun".
Das hat doch schon damals in den 60ern angefangen, als z.B. Steppenwolf mit "Born to be wild" oder Led Zeppelin mit "Whole Lotta Love" ihre ersten Clips gemacht haben. Oder Santana mit "Oye Como Va" und Janis Joplin mit "Piece of my heart" und Cher mit ihrem "Sunny", auch wenn ich schätze, dass das auf ihren damaligen Lover Sonny gemünzt war.
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
 
Antworten
post 17 Dec 2007, 16:09
avatar
Straight Esh
*********

Punkte: 14030
seit: 01.10.2003

Zitat(asmo @ 17 Dec 2007, 13:07)
Ach du meine Güte. Was macht denn einen wahren Künstler aus? Beinhaltet das auch, dass seine Bilder von eigener Hand gemalt werden müssen und nicht in einer Werkstatt von Gehilfen? Denn dann würden viele der proklamierten ganz Großen rausfallen. Mit dererlei Aussagen sollte aus noch anderen Gründen vorsichtig umgegangen werden.


Das ist schon eine schwerwiegende Aussage. Wieviel schlechter ist der gute Kunstfälscher, als ein Gehilfe eines großen Künstlers? Für mich eine ähnliche Konstellation, wie wenn Max Superstar den neuen Song von Dieter Bohlen singt. Einer der Punkte, an denen ich sagen würde, dass sich hier das Kunsthandwerk sehr genau festmachen lässt. Der Künstler denkt und der Gehilfe schafft, nach den Wünschen des Meisters. Im Grunde bleibt der Gehilfe aber austauschbar, weil jeder*, nach dem Erlernen der Grundtechniken, diesen Job ausführen kann.

*jeder natürlich wieder nur in dem Sinne, dass man auch fähig sein muss, die Grundtechniken ausführen zu können. Das selbe wie mit einem Lottogewinn. Theoretisch kann jeder gewinnen, praktisch tun es nicht alle.

Zitat
Und natürlich gibt es auch Kunst die reproduzierbar ist. Wie verhält es sich z.B. mit Drucken, Lithographie, Fotographie oder speziell den Seriegraphien Warhols? Letzterem ging es doch um die Entselbstverständlichung des Selbstverständlichen. Produkte der Massenkultur wurden durch die Signatur quasi exponiert. Ist es eine Entscheidung gegen die Kunst, wenn man eine Tomatensuppendose als Kunstwerk definiert? Ist nicht jeder ein Künstler (Beuys) und alles schön (Warhol)? Bei einer Diskussion über Kunst, sollte man die Definitionen nicht eng fassen, denn auch Antikunst ist Kunst.


Einzelstück vs. Reproduktion, Kunst vs. Kunsthandwerk. Die Kunst bei Warhol lag im Umgang mit der Reproduktion, die Kunst von Beuys darin, seinen Namen gut zu verkaufen. Das ist aber nicht der Punkt, worauf ich hinaus wollte. Kunst kann einfach nicht jeder besitzen. Man kann sich sein Zimmer nicht mit tausenden Bildern von Warhol und Leonardo etc. vollhängen. Seinen mp3-Player hingegen kann man zehntausenden mp3s vollladen. Das Überangebot zu einem Schnäppchenpreis lässt uns die Musik minderschätzen. Und daher kommt die Diskrepanz zu der anderen Kunst. Kunst die im kleinen Rahmen geschaffen wird, findet keinerlei Anklang mehr. Ein schön dekoriertes Schaufenster ist im besten Fall schön dekoriert. Dass sich dahinter eventuell eine Person versteckt, die mit viel Zeitaufwand, Kreativität und Einsatz dieses "Kunstwerk" geschaffen hat, interessiert niemanden.

Zitat(aktsizr @ 17 Dec 2007, 13:42)
Chris: Warum hat die Musik ein Ansinnen? Warum wird ein Werk von Bach seiner Kunst (oder seinem `Ansinnen' Kunst zu sein, wie du dich ausdrücktest...) beraubt, wenn man es verfielfältigt? Warum sollte Beethovens 9., aufgeführt von den Berliner Philharmonikern `minderwertig' sein, nur weil man sie in Wien Uraufgeführt hat?

Vielleicht fehlt zum besseren Verständnis das Wörtchen "beliebig" in meinem Ausführungen. Wenn die Musik beliebig vervielfältigt wird, dann verliert sie ihren Wert. Wenn die Berliner Philharmoniker ein Stück aufführen steckt dort Arbeit dahinter. Die Noten, die Beethoven geschrieben hat, werden zum musikalischen Kunst(hand)werk. Wenn der Konsum um die Ecke alle Stücke von Beethoven rund um die Uhr spielt, verlieren Beethovens Stücke ihre Wirkung. Sie fügen sich in den Alltag ein, wie das Schaufenster das - wenn auch schön dekoriert - keine weitere Beachtung findet.
Zitat
Ja? Das mit C & D stimmt - die Sache wird im Hören nicht benannt. Der Gesamteindruck der Musik ist entscheident! Häufig können wir das aber nicht - wir sagen dann `Wir müssen uns da noch einhören.' - Wer kennt das nicht? Ich beschäftige mich im Übrigen aus freien Stücken mit Musik - ich entscheide größtenteils selbst was ich wann hören will und was nicht! Deine Aussage kann somit also schon nicht mehr allgemeingültig sein...

Nun, das mit den Teilen C&D war nur ein Beispiel. Genauso wie man ein Bild länger/öfters betrachtet - eventuell nur einen Ausschnitt - so kann man in der Musik das Ganze oder einen Teil länger/öfters hören. Genauso wie du, höre ich meine Musik lieber dann, wenn ich es will. Dadurch gewinnt sie für mich an Wert, weil ich die richtige Musik zur richtigen Zeit höre.
Und zur Allgemeingültigkeit: Wem es gelingt eine allgemeingültige Aussage über alle Menschen zu treffen, die nicht so diffuse wie das Universum selbst ist (z.B. Alle Menschen leben auf der Erde), der kriegt nicht ein Bier von mir, sondern auch den Nobelpreis für die Weltformel.

Zitat(jase)
Wie du auf Dieter Bohlen kommst ... ist mir schleierhaft. Mit besonders habe ich sicher nicht gemeint, mit besonderer Hartnäckigkeit Müll zu produzieren und aus jedem Schrott Geld zu machen. Wer echte Künstler kennt, wobei ich nicht Maler, Musiker und was auch immer meine - Lebenskünstler - wie eben Walter Benjamin, Menschen die Versuche mit sich und der Welt anstellen (Herrlich - das Buch "Haschisch" von W. B.), die Dinge anders erfahren und das weitergeben können auf eine geheimnisvolle und anregende Art mit einem Tiefgang, der über das bisher gedachte hinausgeht.


Deine Definition von Kunst/Künstler passt zu gut auf Dieter Bohlen. Außer, dass er deiner Ansicht nach keine Kunst betreibt, sondern Müll produziert. Und bitte. Jeder würde es machen, wenn seine Art Kunst zu machen massenkompatibel wäre.


--------------------


bonum agere et bonum edere,
sol delectans et matrona delectans

(Verlängere dein Leben indem du hier und hier und hier und hier klickst!)
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
post 17 Dec 2007, 16:44
avatar
1. Schein
*

Punkte: 45
seit: 12.12.2007

Dieter Bohlen, ohne dass ich genau wissen würde was er gerade wieder fabriziert, ich kenn ihn schon seit 20 Jahren, damals noch Modern Talking, produziert populären sinnfreien Müll.

Copy & Paste aus Wikipedia: Bohlen merkte zur Entstehungsgeschichte des Textes von You're My Heart, You're My Soul in seiner Autobiographie an: „Ich gebe zu: ich wusste nicht, dass wir einen Welthit haben würden, deshalb habe ich den Text mal eben in einer halben Minute hingekliert. Popoabwischen dauert länger. Thomas als Sänger war ähnlich fix.“

Wenn das Kunst sein soll ... nach meiner Definition ... dann muss ich darüber nochmal nachdenken ... ich versteh das nur noch nicht. Erklär mir mal was das mit dem von mir gesagten zu tun haben soll.

Zur Belustigung - eine Modern Talking Text

Lucky Guy

I feel your hearts-tune
I feel the sound move
I hear the last tune
Over and over again
Without end
I feel the flowers
I feel the showers
I hear the last words
Over and over again
Without end

I'll be your lucky guy
I'll be your lucky guy
Tomorrow when all things are shaping
Tomorrow then I'll be with you
Tomorrow when you're heart is aching
I keep on loving you

I feel the magic
There's been no tragic
I hear your laughing
Over and over again
Without end
I see you walking
I hear you talking
I feel the loving
Over and over again
Without end

I'll be your lucky guy
I'll be your lucky guy
Tomorrow when all things are shaping
Tomorrow then I'll be with you
Tomorrow when you're heart is aching
I keep on loving you

I'll be your lucky guy
I'll be your lucky guy
I'll be your lucky guy
I'll be your lucky guy

Dieser Beitrag wurde von jase: 17 Dec 2007, 16:46 bearbeitet


--------------------
"Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet." - Albert Camus, Der Mythos des Sisyphos
ProfilPM
AntwortenZitierenTOP
Beiträge
Luzifer   Musik quo vadis   15 Apr 2005, 05:14
mcnesium   done   15 Apr 2005, 10:17
myrmikonos   ich halte die Musik fuer das wichtigste Instrument...   17 Dec 2007, 11:15
myrmikonos   Es ist mir, als ob es eben bei Musik als Kunstform...   17 Dec 2007, 13:18
Zappelfry   Ich würde es so interpretieren: Wenn es inhaltlich...   17 Dec 2007, 14:57
aktsizr   "Im Vergleich wäre die Original-Musik dann do...   17 Dec 2007, 17:29
Euronymus   Heute in der Zeitung, ein Fakt, den ich mal unkom...   20 Dec 2007, 00:31
1 Nutzer liest/lesen dieses Thema (1 Gäste)
0 Mitglieder: