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post 15 Apr 2005, 05:14
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try to live while god says no
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Punkte: 3321
seit: 14.10.2003

QUOTE (Chino @ 13 Apr 2005, 10:20)
@ hanno:
.. wie funktioniert deiner Meinung nach Werbung? ..

das funktioniert so ähnlich wie der Verkauf von Jägermeister-T-Shirts, wo alle so cool sind und dafür Geld ausgeben, um einmal als cooler Suffi rumrennen zu können.
Ich lass MTV nur beim zappen laufen, wenn grade zufällig Jackass oder sowas läuft; die kaufen der Industrie Tracks samt Video ab und füllen damit ihr Programm. Was is wohl besser als gewollte Werbung? Vor allem, wenn man es jugendnah vermarkten und viel Geld damit machen kann.
Also ich guck mir lieber nachts Rockpalast an.
Von mir aus könnta mir viel erzählen. Ich kannte Nirvana erst als Kurt schon tot war und hab dann auch gemerkt, dasses viele Bands gibt, die es schon davor gab. Irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es in einem ganz normalen Jahr einen Riesenhaufen Scheisse gibt, der von Bands auf den Markt geschmissen wird und wennde Glück hast, dann findste unter den aktuellen Alben eines Jahres vielleicht drei oder vier, dies wirklich wert sind.
Wenn ich mir reinziehe, dass die meisten in diesem Forum um fast n halbes Jahrzehnt jünger sind als ich und mehr als die Hälfte davon auf son Scheiss abfahren, der entweder als die neue Revolution der Musikerszene verscherbelt wird oder als etwas neues verkauft wird, weils grade passt, obwohls das schon jahrelang gibt, wie z.B. Violent Femmes, dann brauch ich mich doch nich wundern, dass ich resigniere, wenn ich soviele junge Menschen treffe, die Mando Diao für die Götterdämmerung halten. Und das nur als Beispiel.
Wenn ich dagegen mit irgendwas komme, was nich grade populärverdächtig is und nich ins Programm passt, dann kann ich davon ausgehen, dass die Mehrheit "Scheisse" schreit, wenige sagen, dass es zumindest seinen Wert hat, andere wenige das dann auch gut finden und weitere wenige der Mehrheit in 10 Jahren bemerken, dass es unabhängig von der Popularität zu betrachten is und evtl. das auch gut finden werden.
Das hab ich auch so erlebt, als ich i, TBC aufgelegt hab. Zugegeben: das war nich der Laden, in dem ich mit meiner Sammlung hätte auflegen sollen, weil die einfach n ganz anderes Programm haben, aber da hab ich auch son paar Spinner getroffen, die sich meine CDs angesehn haben, ne Pixies gefunden haben und gesagt haben "Hey, die waren doch aufm FullForce (oder was auch immer)", weil die letztes Jahr seit ihrer Auflösung in den 80ern ma wieder zusammen gespielt haben und weil die Kinders dann neben "Wave of Mutilation", das in jedem zweiten B-Side-Streifen verwurstet wird auch "Bone Machine" kannten, weils anlässlich dieses Festivals ma im Radio lief und das obwohl man davon ausgehen konnte, dass diese Kinders das n halbes Jahr später vergessen haben würden.
Ich meine, wennde Dich ernsthaft mit Musik beschäftigst, mit Bands und deren Alben, dann beschäftigste Dich auch mit deren Vorbildern und den ganzen anderen Hintergründen und genau DAS macht Musikgeschichte aus.
Aber genau das hat Populärscheiss nich, weils nich darum geht, woher etwas kommt, warum man es macht oder sonst irgendwas - es muss einfach nur hip sein.
Wenn ich in nem Filesharingforum mein Rocklexikon anbiete, interessiert das auch niemanden - was will man denn mit Geschichte, wenn man sich mit Sido, Aggro Berlin, Anastacia und was weiss ich was noch alles beschäftigt.

Und genau das führt uns logischerweise zu dem Schluss, dass es einen gewissen Unterschied zwischen "normaler" Musik und populärer (kurzlebiger) Musik führt:
populäre Musik ist Werbung; es sind Stücke, die leicht eingängig sind und über einen geringen Anspruch verfügen.
Das sieht man auch, wenn man sich genauer damit beschäftigt: Apollo440 z.B. hatten damals eine CD rausgebracht, die sie "Gettin' High on Your own supply" nannten und das zweite Stück darauf (also direkt nach dem Intro) war "Stop the Rock", das kurzfristig so populär wurde, dass es auf dem Fifa'99-Game als Titelmusik drauf war.
Ich hab mir die CD damals gekauft und "Stop the Rock" fällt komplett aus dem Rahmen des Albums raus - warum also? Ganz einfach: Weil man ein Stück macht, mit dem man bekannt wird und dann weiter das machen kann, was man immer macht, aber trotzdem Aufmerksamkeit erregt hat und n paar neue Fans gewonnen hat.
Genauso is das mit JunkieXL, den ihr alle nur wegen dem Elvis-Song kennt oder von mir aus Smash Mouth mit "Walking on the sun".
Das hat doch schon damals in den 60ern angefangen, als z.B. Steppenwolf mit "Born to be wild" oder Led Zeppelin mit "Whole Lotta Love" ihre ersten Clips gemacht haben. Oder Santana mit "Oye Como Va" und Janis Joplin mit "Piece of my heart" und Cher mit ihrem "Sunny", auch wenn ich schätze, dass das auf ihren damaligen Lover Sonny gemünzt war.
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post 17 Dec 2007, 11:15
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drawn to wisdom
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Punkte: 1229
seit: 20.10.2005

ich halte die Musik fuer das wichtigste Instrument der Qualia. Zumindest in unserer Zeit ist es nicht mehr ueblich ueber Buecher zu reden, oder gar Malerei, Architektur, jedoch bleibt die Musik ein Phaenomen fuer die Massen - immer an der Oberflaeche , permanentes Gespraechspulver. Es ist jetzt ein rein subjektiver Gedanke, aber die 3 Ms : Mode, Musik, Movies generieren stetig, wechselhaft und uebergreifend - das hat schon malefizioese Ausmaße angenommen, weil die uebrigen Kuenste untergehen.
Deshalb ist es fast schon straeflich nicht zu fragen "Wohin gehst du Musik und die uebrigen Kuenste?" , aber das waer auch schon wieder zu holistisch fuer den Thread.
Um dem Ontopic-Sachverhalt gerecht zu werden, mueßte man sich doch um das Wesen der Musik selbst bemuehen. Das ist der eine streitbare Punkt , der sich mit dem erfuehlen um das Wesen des Kunstbegriffes selbst paart.

Und in nicht-phaenomelastischer Ebene bleibt uns die Relation Mensch-Musik, der im Kontrast deutlich wird: der eine hoert also Laerm, der andere eine Melodie, eine Musik. [Wohin geht die Musik und umgekehrt: wohin fuehrt die Musik uns?] Die ewige Geschmacks-subjektive Verwirrung , die mich ebenso anbiedert, wie provoziert. Wer mir die Phrase: "ueber Geschmack laeßt sich nicht streiten" an den Kopf wirft, mag eben diesen Schlußstrich eines infiniten Disputes ziehen, den es bei der Philosophie nicht gibt. (wie auch jmd der Recht hat, oder die absolute Wahrheit spricht usw)
Soviel kann ich mit meiner Weisheit sagen: es ist die Verschraenkung vom Erahnen der Qualia und deren eigentlichen Bewußtwerdung.
Warum schreib ich also ins Forum auf einen 2 Jahre alten Thread rum, zippe n Cappu nebenher, bin kein Feuerwehrmann und studiere Philosophie: weil es mir weh tut, wenn jmd sagt, das ist deterministisch alles vorbestimmt. Deswegen hoere ich Musik als Therapie gegen genau diese Dummheit!
Am besten jeden Tag etwas anderes hoeren, sich nicht vom verwirrenden Erfolgsetikett, oder den Charts orientieren. Das waere eine ganz schreckliche Denkfalle, wenn man Musik nur so erlebt. Fuer die Mainstream-modejunkies gibt es schon den passenden Begriff Fashion-victim. Mir scheint das ist dann genau der Gegenteil von dem, was man konsumieren will, oder wir haben 2 Kunstbegriffe. Es ist doch ein pikanter Unterschied, ob sich der Mensch um Kunst bemueht , oder die Kunst um die Menschen.
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