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Was nach der Uni kam
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deranfaenger |
02 Jul 2012, 00:10
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Abgemeldet
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Ich bin seit einem Jahr mit dem Studium fertig und seitdem - wie es sich gehört - "im Job". Eigentlich gibt es nichts über das ich mich beschweren dürfte. Ich arbeite von 8,00 bis 17,00 Uhr und habe ein Einstiegsgehalt das mir fast peinlich ist. Aber trotzdem kann ich nicht richtig zufrieden mit mir sein. Warum? Da wäre zunächst das, womit ich meinen Tag verbringe: die Arbeit. Das von vielen Büro-Veteranen beschriebene Gefühl, sich als winziges Zahnrad in einem großen Getriebe zu fühlen hat sich bei mir nach weniger als einem Jahr eingestellt. Der Gedanke, dass ich noch weitere 40 Jahre hinter einem Schreibtisch sitzen und den immer gleichen scheißlangweiligen Mist machen muss, macht mich krank. Dazu kommt das gestelzte Business-Getue der Kollegen, dieses ewige aalglatte Gequatsche vom Urlaub auf Bali, vom neuen Fernseher oder der dem neuen BMW. Ich habe meinen Hoody und meine abgetragenen Jeans gegen einen schwarzen Anzug getauscht und sehe mich von Menschen umgeben, die prahlerisch davon schwadronieren, wie sie nach der Wende Zementwerke "durchrationalisiert" haben, wie sie die Belegschaft von 2000 auf 300 Mitarbeiter reduzierten. Wozu braucht ein Zementwerk einen Kindergarten... haha, die dummen Ossis. Gut, dass meine Großväter nicht sehen können, mit wem ich da in der Lobby Sekt trinke. Aber gut, man kann nicht jeden mögen; Im Berufsleben auf das ein oder andere Arschloch zu treffen ist wohl unvermeitlich - kein Grund unzufrieden zu sein. Aber da ist noch mehr. Seit ich Dresden auf unbestimmte Zeit verlassen habe wird mir immer mehr bewusst wie ich mit der Stadt verbunden bin. Dass eine Stadt eine Identität hat, wurde mir erst begreiflich als ich in München ankam. Porsche hier, Gucci da, Mieten, die jeder Beschreibung spotten.... Ich bin mir nicht sicher, ob das was ich hier schreibe verstanden wird. Ich sehne mich einfach nach der guten alten Studentenzeit, mit fast grenzenloser Freiheit trotz der wenigen Kohle in dieser herrlichen Stadt. Bier an der Elbe, die BRN, das Hebedas, Katy's, die Bar Holda, Olaf Schubert, WG-Parties, ausschlafen ... Wahrscheinlich ist es die Erkenntnis, dass diese Zeit entgültig vorbei ist. Und vielleicht ist es auch die Erkenntnis, dass ich das, was ich da mache, eigentlich garnicht möchte. Und, dass ich auf meine dauerstudierenden kellnernden Kumpels irgendwie neidisch bin.
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Antworten(15 - 29)
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03 Jul 2012, 16:51
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Anarchohedonist
Punkte: 531
seit: 12.10.2008
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... und die Einstellung "Ich hab 1000 Freunde in Dresden. Ich mach den Mist hier nicht nochmal" hilft auch nicht. Ich hab es am eigenen Leib, ein halbes Jahr im tiefsten Bayern aufm Dorf (nicht mal im bunten München!), erlebt und soziale Kontakte von genau 0 gehabt. Ich bin aber auch jedes 3. Wochenende nach DD gefahren, weil es nichts zu tun gab oder hab halt viel gearbeitet. Ich kann super alleine sein, aber auch ich merkte, wie es an mir nagte.
Aber egal zurück zum Thema: Ja, alles wird scheiße nach dem Studieren, aber dafür haben wir dann alle Geld und können uns Sachen kaufen oder zeugen, die dann noch mehr Geld und Freizeit von uns wollen und dann sterben wir 50 Jahre später. Sieh es so: Du hast jetzt eine unglaublich gute Ausbildung in einem Bereich, der dich interessiert und ein halbes verdammtes JAHRHUNDERT deine Fähigkeiten zu verbessern, anzuwenden und zu perfektionieren.
Es ist egal ob du einen Bauernhof mit Fußbodenheizung, einen Vorstandsposten oder einfach nur 5 Kinder haben willst. Es liegt in deiner Hand, die Welt steht dir offen! Du sitzt fast ganz oben auf Maslows Pyramide, hör jetzt nicht auf zu klettern!
Der Tag mag kommen, da der Mut der Menschen erlischt. Da wir unsere Gefährten im Stich lassen und aller Freundschaft Bande bricht. Doch dieser Tag ist noch fern!
Panzergrenadiere – Dran! Drauf! Drüber!
Waaaaargh!
So, motiviert? Ich auch.
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Fuchs: ich seh ganz schön agent orange aus
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deranfaenger |
03 Jul 2012, 16:53
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Abgemeldet
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Sicher, in diese Richtung wollte ich das auch garnicht treiben. Die Unterschiede die ich geschildert habe sind meine persönliche Erfahrung und lassen sich meiner Meinung nach auch nicht mit Einwohnerzahlen erklären. Und mit Glück hat es auch nicht unbedingt was zu tun. Man lernt Leute nicht nur im Hausflur sondern vor allem beim Weggehen kennen - und da gibt es definitiv Unterschiede.
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03 Jul 2012, 16:59
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Voll Laser
Punkte: 1430
seit: 21.08.2008
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Zitat(deranfaenger @ 02 Jul 2012, 00:10) Ich bin seit einem Jahr mit dem Studium fertig und seitdem - wie es sich gehört - "im Job". Eigentlich gibt es nichts über das ich mich beschweren dürfte. Ich arbeite von 8,00 bis 17,00 Uhr und habe ein Einstiegsgehalt das mir fast peinlich ist. Aber trotzdem kann ich nicht richtig zufrieden mit mir sein. Warum? Da wäre zunächst das, womit ich meinen Tag verbringe: die Arbeit. Das von vielen Büro-Veteranen beschriebene Gefühl, sich als winziges Zahnrad in einem großen Getriebe zu fühlen hat sich bei mir nach weniger als einem Jahr eingestellt. Der Gedanke, dass ich noch weitere 40 Jahre hinter einem Schreibtisch sitzen und den immer gleichen scheißlangweiligen Mist machen muss, macht mich krank. Dazu kommt das gestelzte Business-Getue der Kollegen, dieses ewige aalglatte Gequatsche vom Urlaub auf Bali, vom neuen Fernseher oder der dem neuen BMW. Ich habe meinen Hoody und meine abgetragenen Jeans gegen einen schwarzen Anzug getauscht und sehe mich von Menschen umgeben, die prahlerisch davon schwadronieren, wie sie nach der Wende Zementwerke "durchrationalisiert" haben, wie sie die Belegschaft von 2000 auf 300 Mitarbeiter reduzierten. Wozu braucht ein Zementwerk einen Kindergarten... haha, die dummen Ossis. Gut, dass meine Großväter nicht sehen können, mit wem ich da in der Lobby Sekt trinke. Aber gut, man kann nicht jeden mögen; Im Berufsleben auf das ein oder andere Arschloch zu treffen ist wohl unvermeitlich - kein Grund unzufrieden zu sein. Aber da ist noch mehr. Seit ich Dresden auf unbestimmte Zeit verlassen habe wird mir immer mehr bewusst wie ich mit der Stadt verbunden bin. Dass eine Stadt eine Identität hat, wurde mir erst begreiflich als ich in München ankam. Porsche hier, Gucci da, Mieten, die jeder Beschreibung spotten.... Ich bin mir nicht sicher, ob das was ich hier schreibe verstanden wird. Ich sehne mich einfach nach der guten alten Studentenzeit, mit fast grenzenloser Freiheit trotz der wenigen Kohle in dieser herrlichen Stadt. Bier an der Elbe, die BRN, das Hebedas, Katy's, die Bar Holda, Olaf Schubert, WG-Parties, ausschlafen ... Wahrscheinlich ist es die Erkenntnis, dass diese Zeit entgültig vorbei ist. Und vielleicht ist es auch die Erkenntnis, dass ich das, was ich da mache, eigentlich garnicht möchte. Und, dass ich auf meine dauerstudierenden kellnernden Kumpels irgendwie neidisch bin. Was denkst du warum ein Großteil der Studenten von Exma Langzeitstudenten sind. Natürlich um diese wohl wirklich schönste Zeit des Lebens richtig auszukosten. Ansonsten kann man sagen DRESDEN >>> München, das weiß man aber eigentlich! Naja und diese Phase macht nun wirklich jeder Student durch, der in die Arbeitswelt einsteigt!
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03 Jul 2012, 18:46
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Emovision
Punkte: 3297
seit: 30.10.2005
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Da hast du recht Katze. Es sind nicht alle so oberflächlich und schicki unterwegs. Aber ich weiß auch nicht, ich bin damals ins TBC und hatte plötzlich so viele Bekannte und hier glotzen einen alle blöd an, wieso man in deren Disse eindringt. Hat aber sicherlich auch mit dem Alter zu tun. Man gehört ja mittlerweile zur älteren Generation, wenn man in solche Schuppen geht.
Timmy, ja, man wird eigentlich von Kennern gut vorgewarnt hinsichtlich München (Zitat: "ach du Arme"), aber es sind ja viele Dinge. Haben wir soviel Auswahl mit dem Job? Und glaubt man nicht irgendwie, es gehört dazu, erwachsen zu werden, loszulassen, zu gehen, was neues aufzubauen? Ich bin mittlerweile zwar der Meinung, dass mir Freunde wichtiger wären als ein Hammer Job, aber gleichzeitig ist mir ein Job lieber als kein Job. Ich denke so geht es vielen. Die große Auswahl hat man nicht. Ich denk auch oft, so alles klar, ich weiß jetzt was ich will: also nun Konsequenzen ziehen, zurück zu den Freunden, aber was dann? Kellnern, neues Studium, Lehre, Gastronomie eröffnen voll null Euro nullzig? Aber deranfanger hat vielleicht noch ne Chance noch n Job in Dresden zu kriegen, oder? Hört sich an, als sei es eher ne Sache des Geldes. Da würde ich persönlich scho Kompromisse eingehen.
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03 Jul 2012, 20:08
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eXma Poltergeist
Punkte: 6729
seit: 20.10.2004
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Zitat(Katze @ 03 Jul 2012, 17:53) also ich fand München eigentlich ganz cool Wundert mich nicht. Zitat(Innervision @ 03 Jul 2012, 18:46) Da hast du recht Katze. Nein Zitat(Innervision @ 03 Jul 2012, 18:46) Timmy, ja Nein
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09 Jul 2012, 23:28
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Vordiplom
Punkte: 569
seit: 01.10.2003
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Wichtig sind halt v.a. die 5Minuten Lottospielen pro Woche einzuhalten. Rest kommt dann von allein.
Als Frau wahlweise auch 1x pro Woche die eigenen Aktbilder im "Millionär sucht..."-Forum zu aktualisieren.
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Just because I don't care, doesn't mean I don't understand.
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10 Jul 2012, 10:06
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... und der Rest ist Schweigen.
Punkte: 4439
seit: 03.05.2005
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Zitat(bluemulti @ 09 Jul 2012, 23:28) Als Frau wahlweise auch 1x pro Woche die eigenen Aktbilder im "Millionär sucht..."-Forum zu aktualisieren. Zitat(mcnesium @ 10 Jul 2012, 09:48) o-oh, wenn das die genderpolizei liest... Nach diesem Beitrag hier ( hier!) nimmt nicht mal mehr die Genderpolizei bluemulti ernst. OT: Auch in der zufriedensten Großwetterlage bleibt es nicht aus, dass man hin und wieder an seinem Weg zweifelt... aber wenn man in jedem Niesel einen Wink Gottes sieht, der heißen soll "Kehre um!", dann wird man das unter Umständen auch auf dem neuen (alten) Weg wieder tun. Auch: Es ist einsam auf dem Olymp. Dieser Beitrag wurde von Giovanni: 10 Jul 2012, 10:09 bearbeitet
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Ich bin nur noch bis 31.05.2017 in DD, danach weit weg... last orders please! #DDexit #nocheinstudentenclubsauftritt #bestelesung
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10 Jul 2012, 14:22
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Vordiplom
Punkte: 569
seit: 01.10.2003
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Sollte die Annahme "GioTanni = Genderpolizei" nicht richtig sein (wovon ich momentan noch ausgehe), verstehe ich den angeblich kausalen Zusammenhang dieser beiden Themen nicht. Auch: Warum plötzlich so dünnhäutig? Noch aucher: Dass man heutzutage noch 40 Jahre bis zur Rente ( ) im gleichen Beruf arbeitet und sich deswegen bereits nach 1-2 Jahren völlig fertig fragt, wie man den Rest der Zeit in dieser Tretmühle überstehen soll, ist doch vermutlich die absolute Ausnahme. Genauso wie man kaum noch über mehrere Jahrzehnte in einer vermeindlich miesen/unfreundlichen/provinziellen/uncoolen Stadt wohnt. Außer natürlich man hat Frau+Kinder+Haus+Hund+Garten und fühlt sich damit pudelwohl. Gerade der erste Job nach dem Studium ist doch oft einfach nur "der erste Job nach dem Studium" und vielmehr mit der Lehre der ehemaligen Klassenkameraden zu vergleichen, die es damals nicht aufs Gymnasium geschafft haben: Einfach machen, nicht weiter drüber nachdenken und das Ganze als Sprungbrett für etwas späteres nutzen, was dann wirklich "Spaß" macht. Und das gilt gleichermaßen für den alles-irgendwie-aber-nix-wirklich-richtig-könnenden-BWLer wie für die Deutsch-Mathe-Lehramtsstudentin. Dieser Beitrag wurde von bluemulti: 10 Jul 2012, 14:28 bearbeitet
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