soeben hat die auswahl des lenaliedes für den esc11 begonnen. und ich muss sagen, schon jetzt versprechen die drei shows nicht allzuviel. aus 12 liedern wählt das publikum eins, lena tritt also gegen sich selbst an und schafft am ende sowieso nicht mehr den ersten platz. ein contest zwischen verschiedenen deutschen künstlern gibts dann erst im nächsten jahr wieder.. jetzt gibts erstmal drei shows, bei denen auch juroren wie der graf und silbermondstefanie ihre meinung sagen dürfen. irgendwie auch zu viel..
andererseits: was soll man auch sonst machen? niemand will gegen das deutsche wunder 2010 antreten und sich mit ihr vergleichen lassen. lena hat den unglaublichen sieg nach 28 jahren nach deutschland geholt und wurde, zusammen mit mentor raab, sogar für das bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.. jeder andere künstler würde sich doch albern dagegen vorkommen. und eine einzige show wäre viel zu wenig wirbel um lena gewesen. schließlich muss man doch in den kommenden dreieinhalb monaten irgendwie versuchen, deutschland wieder zum mitfiebern zu bringen, die plattenverkäufe anzukurbeln und die ganze lenamaschine noch einmal zum großen finalschlag ausholen zu lassen.
hat der "song für deutschland" ähnliches entertainmentpotenzial? ist raab als teil des esc-moderatorentrios (vor 125 millionen zuschauern) auf dem höhepunkt seiner karriere? kann lena was reißen? was denkt ihr über die ganze angelegenheit?
Judith Rakers leidet unter Moderationsschluckauf, das Achtziger-Urgestein Frank Elstner scheitert am Lena-Interview, und Stefan Raab mutiert vom Entertainer zum Diplomaten. Der Auftakt der Eurovision-Woche im TV zeigte, was ARD und ProSieben bevorsteht: viel Sendezeit mit nichts füllen.
Vielleicht war es eines der schwersten Interviews seiner Karriere: das mit der widerspenstigen 19-Jährigen in der ARD-Lounge oben in der Düsseldorfer Arena. Weil die junge Frau sich schon unter normalen Umständen kaum richtig interviewen lässt. Und erst recht nicht, wenn sie ihren Interviewpartner nicht ausstehen kann.
Insofern ist es eine hervorragende Idee der ARD gewesen, den Auftakt ihrer vorabendlichen "Show für Deutschland" ausgerechnet von Frank Elstner moderieren zu lassen, der mit dem Eurovision Song Contest ungefähr überhaupt nichts am Hut hat. Denn er und Lena haben sich bei ihrem ersten Treffen gehasst.
Das war allerdings herrlich anzusehen: Wie der alte Hase Elstner sich mit seinen "Wetten dass..?"-Showmaster-Gesten an der 50 Jahre jüngeren Göre abarbeitete, die ihm, von dem Freundlichkeitsgetue sichtlich genervt, ständig in die Parade fuhr.
Irgendwann stand der Moderator mit seinem Gast draußen auf einem der Ränge der Arena, mit freier Sicht auf die riesige ESC-Bühne im Hintergrund, redete in seinem freundlichsten Frank-Elstner-Ton auf die Zuschauer ein, und Lena äffte ihn nebendran simultan dazu nach.
Es war das Großartigste, was die ARD seit langem auf dem Sendeplatz um 18.50 Uhr gezeigt hat.
Hätte es die lustigen Verstimmungen zwischen Lena und Elstner nicht gegeben, wäre die ARD-"Show für Deutschland" nur schwer erträglich gewesen. So aber ließ sich beobachten, wie wenig Elstner mit seinem Achtziger-Jahre-Moderationsrhythmus in die Kulisse passte. Lena nannte er "Prinzessin von Deutschland", die Halle dichtete er zur "Lenarena" um, und wenn ihm hinter seinem Rücken jemand einen Blumenstrauß für die Dame zugeworfen hätte, hätte Elstner, der sich ernsthaft als "Mister Entertainment" ankündigen ließ, ihn wahrscheinlich blind gefangen.
Noch ein bisschen peinlicher kann's eigentlich nur werden, wenn ProSieben am Dienstag mit täglichen Spezialausgaben seines Klatschmagazins "red!" in die nachmittägliche ESC-Vorberichterstattung einsteigt. Es sei denn, die ARD entscheidet sich noch kurzfristig, den "Countdown für Lena" am Vorabend doch nicht von wechselndem Personal moderieren zu lassen und Elstner zum täglichen Prinzessinnengespräch zu verpflichten.
Sieht aber nicht so aus: "Morgen wird die Sendung noch schöner", versprach Elstner am Ende. "Mit Barbara Schöneberger." Top, die Wette gilt.
Sieger
Frankreich 2,96 UK 11,0 Irland 12,5 Estland 13,0 Ungarn 15,5 Aserbaidjan 16,0 Bosnien 17,5 Deutschland 19,0 Schweden 22,0 Dänemark 27,0 Russland 48,0 Norwegen 55,0 Österreich 60,0