Zitat(che @ 19 Feb 2009, 10:36)
In erster Linie waren es alle Menschen!
Volle Zustimmung und auf dieser Basis auch weiter argumentierend.
Zitat(honko @ 19 Feb 2009, 10:47)
Klar waren es alle Menschen, aber mit unterschiedlichen Rollen: es gab in Dresden Nazis, Antisemiten und Menschen, die die Nazprojekte unterstützt haben. Es gab aber auch bei der Bombardierung Getötete, die waren zumindest in innerer Immigation.
Du meinst sicher innere Emigration, was aber nebensächlich ist. Wichtig ist Deine treffliche Erwähnung der "Rollen". Die Menschen waren nunmal Kinder ihrer Zeit. Mein Großvater war auch Wehrmachtssoldat. Zwar hat er niemand umgebracht (was es
durchaus besser macht), weil er nur LKW-Fahrer war, aber müsste ich ihn nicht dennoch verurteilen? Wieviele unserer Großeltern waren irgendwie beteiligt? War es nicht letztlich fast das gesamte Volk? Jeder hatte seine Rolle...
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Es waren alle Menschen, das stimmt. Aber trotzdem gedenke ich nicht mit einer Kerze vor der Hand der "Dresdner Zivilbevölkerung", also einer anonymen Massen "deutscher Opfer", von denen eine Menge dem NS positiv gegenüberstanden bzw. ihn getragen haben und stelle die auf eine Stufe mit Menschen, die einer barbarischen Ideologie zum Opfer gefallen sind.
Ich habe kein Problem damit, mich mit einer Kerze hinzustellen und
des Krieges an sich zu gedenken. Wenn man es auf das Wesentliche reduziert, ist es vollkommen unwichtig wer gegen wen aufgrund welcher Motive gekämpft hat. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass wir dererlei Grausamkeiten nie wieder wollen. Darin sind wir uns sicher einig, und ich finde es wichtig, einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu haben. Das ist dann auch Voraussetzung für eine friedvolle Auseinandersetzung mit den Geschehnissen. Letztlich vielleicht sogar für Frieden überhaupt?
Zitat(honko @ 19 Feb 2009, 12:52)
wanda: vereinfacht gesagt: indem man den in der Bombennacht getöteten trauert, trauert man ja indirekt u.a. auch um Nazis.
Verstehe mich bitte nicht falsch, aber ehrlich gesagt tun mir die ganzen gefallenen Soldaten schon auch ein bissl leid. Siehe Eingangszitat meines Beitrags.
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wegen den rechten den schauplatz nehmen und so: denkt mal nach, wieso sich die nazis überhaupt mit ihrem jährlichen aufmarsch so pudelwohl in dresden fühlen? weil es nur hier so eine große bürgerliche Trauer gibt, welche die NS-Gesellschaft ziemlich unreflektiert betrachtet. in anderen städten gab es viel mehr Tote als in Dresden, sieht man dort solche ein Tratra zu jedem Jahrestag? nein, denn in DD konnten die nazis ganz gut an die Bürger anknüpfen. Und so lange das unreflektierte Gedenken Dresdner Bürger so weiter geht, so lange werden mindestens auch die Nazis kommen. Denn im Kern sind sie sich ja einig: es wird getrauert um die deutsche Zivilbevölkerung... (was diese im einzelnen gemacht haben im NS, wird einfach nicht erwähnt)
Woher nimmst Du Dir das Recht,
mir zu unterstellen, ich würde unreflektierte Betrachtungen über die NS-Gesellschaft anstellen und meine Traurigkeit über den Krieg sei es gleichermaßen?
Desweiteren ist Deine Aussage, dass sich Nazis und Dresdner Bürger darin einig seien, dass mit "Geh Denken" um die deutsche Zivilbevölkerung getrauert wird, unvollständig und dem Sinn nach
falsch. Wanda hat es schon gut gesagt: Es geht doch v.a. auch darum, Akzente gegen rechts zu setzen. Kann es sein, dass Du was falsch verstanden hast, an der "Geh-Denken-Sache"?
Abd.