Am Samstag den 17. Mai 2008, gegen 16 Uhr im Zwinger. Ihr kommt bis 15:55 Uhr zum Zwinger und geht dann auf die Seite im Zwinger, wo der Aufgang zu den oberen Terrassen ist, also genau gegenüber der Zwingeruhr. Gegen 16 Uhr wird Einer mit einem Schild auftauchen was einen roten Rahmen hat und auf dem eine mathematische Formel drauf steht, hinter diesem stellt ihr euch in einer Reihe an. Bitte keine Grüppchen, sondern Einer nach dem Anderen. Ihr bildet nun eine Schlange, die hoffentlich schön lang durch den Zwinger verläuft. Zum Anstellen habt ihr ca. 3 Min. Zeit, länger darf es nicht dauern, da sonst die Security des Zwingers auftaucht und euch bitten wird, das zu lassen ( habe ich schon getestet). Wenn alle stehen, wird ein Verkleideter ( als Tipp ein Tier ) angerannt kommen und den letzten in der Schlange liebevoll auf den Kopf schlagen und somit den Flashmob starten. Nun fallt ihr wie Dominosteine nach einander um, bitte auch liegen bleiben bis alle auf dem Boden liegen. Wenn ihr umgefallen seit, bleibt still und starr liegen. Wenn der Letzte umgefallen ist, bleibt dieser noch paar Sekunden liegen bevor er aufsteht und die Gruppe sich nun auflöst.
In Ermangelung einer sinnvolleren Beschäftigung suchen sich Studenten (hoffentlich nicht der Germanistik) eine noch nie dagewesene tolle Idee und kopieren diese. Ist der Plan gefasst gilt es, möglichst schnell möglichst viele Mitstreiter für sein seltsames Tun zu gewinnen. Hierzu bediene man sich getrost der gesamten Merchandise-Palette und zeige so, dass nicht allein das Internet heute den Ton angibt, sondern auch das gedruckte Wort wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im Verteilen von Flyern, auf welchen das Vorhaben angepriesen wird wie Sauerbier, wird das politische Anliegen deutlich sichtbar. Dies gilt es jedoch aus Bescheidenheit beharrlich zu negieren. Während der kurzen Regenerierungsphasen in der harten Zeit der Planung, die eine solche Aktion erfordert, setze man sich vor einen Spiegel und versinke in einen Tagtraum, wie sich das eigene Konterfei wohl auf dem heimischen Fernsehbildschirm machen würde. Einem plötzlichen Geistesblitz folgend recherchiere man im Internet nach möglichen Formaten, um sich und seine innovativen Ideen erfolgreich zu platzieren. Ist dies gelungen, hänge man sich ans Telefon und nehme mit den entsprechenden unfassbar wichtigen Leuten Kontakt auf. Man stelle sicher, dass der eigene Name im Beitrag deutlich zu sehen ist und man als Organisator auch ein kurzes Statement abgeben darf. Sein Vorhaben publiziere man unter Missachtung jeglicher gängiger Orthographie in diversen Internetforen und erwähne mehrfach, dass sogar Funk und Fernsehen die Genialität der von einem geplanten Veranstaltung erkannt haben. Man mache vor allem auch einen angemessenen Rummel um die eigene Person. Ehre wem Ehre gebührt. Gegen Kritik zeige man sich gänzlich resistent. Andere Studenten schaffen es beispielsweise gar nicht erst, eine so tolle und noch nie dagewesene Idee zu kopieren und so den Sprung zu schaffen auf die Bretter, die das Geld bedeuten. Selber Schuld. Diese verfügen ohnehin über einen kaum erwähnenswerten Intellekt. Nicht nur, dass sie die Brillanz des Vorhabens nicht mal im Ansatz zu verstehen in der Lage sind, nein, auch sind sie nicht bereit, an der Heroisierung der eigenen Person mitzuwirken. Der erfahrene Freizeitlegastheniker jedoch weiß dies durch einen geschickten Kunstgriff gekonnt auszuhebeln: Mit einem weiteren, noch nie dagewesenen und sensationellen Einfall: einer neuen Identität. Hierbei ist darauf zu achten, dass man auf jeden Fall trotzdem erkannt wird und dieses rigoros abstreitet, sobald man darauf angesprochen wird. Das schafft Verwirrung und setzt Energien frei für neue, total verrückte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Freizeitleghastenie ist lernbar. Aber aufwändig. Dennoch ist zu erwarten, dass hier ein neuer Trendsport Einzug erhält und die Langeweile des studentischen Alltags endgültig zu vernichten droht.
Quelle: Cutz, Kaddi: Trashmob for Runaways. Eine Anleitung. Hiobs Verlag, Dresden 2008
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°° »Das stärkste Betäubungsmittel der Welt ist das Verlangen dazuzugehören....« °°°