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Demokratie und Kapitalismus

Die Welt in der WIR leben...
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post 11 Jun 2004, 17:00
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Straight Esh
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Aus dem tollen Thread zu Studiengebühren habe ich folgendes übernommen:

QUOTE (Chris)

Man hat den Osten beschissen. Da glaubt man doch tatsächlich noch daran, dass der Kapitalismus gut ist. Es geht hier darum, dem kleinen Mann zuviel zum Sterben und zuwenig zum Leben zu lassen. Persönliche Freiheit, Demokratie, Selbstverwirklichung? Im Endeffekt gibt es das nur für einige ganz wenige Personen. Der Rest steht am Abgrund. Es fängt ganz langsam schleichend an. Zuerst sind es die Arbeitslosen (die können sich eh nicht wehren). Denen stauchen wir ihre Bezüge soweit zusammen, dass man Arbeiter für fast Sozialhilfesatz beschäftigen kann. Als nächstes kommen dann Studenten, da kann man sowieso leicht sparen, weil diese sich nicht organisieren. Außerdem haben selbst Arbeitslose einen Haß auf Studenten, weil diese nichts tun, und sowieso zuviel Geld bekommen. Also sind die Sparkonzepte auch noch akzeptiert. Und danach kommt der Rest der Bevölkerung, bis 90% aller Leute 3 Jobs haben und sich trotzdem nicht alles leisten können.


QUOTE (yocheckit)

das was du eingangs geschrieben hast, kommt mir allmählig auch so vor, aber es gibt einen punkt an dem man im kapitalismus nicht mehr demokratisch regieren kann, was nun auch so langsam jeder erkennen sollte. die halbwertszeit dieses systems besitzt vermutlich auch nur den 3-fachen wert des kommunistischen systems.. passt nicht mehr so richtig zum thread, aber haben sich denn die politikwissenschaftler schon 'ne lösung für dieses problem ausgedacht, oder verlassen sie wie der kapitän das sinkende schiff demokratie als letzte?


Demokratie ist ein schönes System, hat allerdings den selben Haken, wie der Kommunismus. Sie funktioniert nicht, bzw. nur eingeschränkt. Demokratie bedeutet, dass jeder, der mitentscheiden will, mitentscheiden darf. Wen es nicht interessiert, der darf zuhause bleiben. Wie ist es aber bei uns? Wir wählen alle 4 Jahre wie doof unsere Abgeordneten und sind danach quasi unmündig. Was natürlich auf der einen Seite nicht so schlecht ist, weil nicht jeder die Zeit hat sich mit Kleinigkeiten, wie den Ausbau der nächsten Strasse zu beschäftigen. Andererseits geht einem dadurch viel Einfluss verloren, den diejenigen gewinnen, die Zeit und Geld haben um sich mit den Politikern zu treffen. Und hier setzt der Kapitalismus an und führt die die Macht in die Hände der Reichen. Wir leben bestenfalls in einer Oligarchie, aber nicht in einer Demokratie. Also müssen wir auch das sinkende Schiff anders benennen. Denn Demokratie ist seinerzeit schon mit der Räterepublik gestorben.


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bonum agere et bonum edere,
sol delectans et matrona delectans

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post 11 Jun 2004, 19:30
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old 's cool!
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das war's was ich meinte! die weimarer republik hatte bis auf drei paragraphen eine außerordentlich demokratische verfassung, alles was danach aus dem amerikanischen system übernommen wurde, hat zu dem geführt was wir heute haben.

das system in dem wir leben ist nicht unbedingt eine oligarchie, es gibt nämlich schon einen begriff dafür, der genauso alt ist wie die demokratie selbst: timokratie!

QUOTE (www.net-lexikon.de)
Demokratie (von griech. demos "Volk" und kratein "herrschen") bezeichnet eine Herrschaftsform, in der die Staatsgewalt vom Volk ausgeht (Volkssouveränität). Dies kann entweder unmittelbar in Abstimmungen und Volksentscheiden geschehen oder durch Wahl von Repräsentanten. Häufig werden Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte als Merkmale von Demokratien angesehen.

Im deutschen Grundgesetz ist das Demokratieprinzip in Artikel 20.2 festgehalten: "Alle Macht geht vom Volke aus"

den letzten satz davon finde ich bedenklich in angesicht der praktizierten politik..


QUOTE (www.net-lexikon.de)
Der Ausdruck Timokratie (v. griech.: timein schätzen, nach dem Vermögen einstufen; krateia Herrschaft) bezeichnet die Herrschaft der Besitzenden, vgl. auch Plutokratie.

Timokratie ist bei Aristoteles eine Unterform der Aristokratie. Politische Macht wird in der Timokratie nach dem Vermögen und nicht nach der Geburt vergeben.


@Chris: übrigens schön, dass du das thema an dieser stelle geteilt hast!


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Kleine Aster
Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt. * Irgendeiner hatte ihm eine * dunkelhellila Aster * zwischen die Zähne geklemmt. * Als ich von der Brust aus * unter der Haut * mit einem langen Messer * Zunge und Gaumen herausschnitt, * muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt * in das nebenliegende Gehirn. * Ich packte sie ihm in die Brusthöhle * zwischen die Holzwolle, * als man zunähte. * Trinke dich satt in deiner Vase! * Ruhe sanft, * kleine Aster!
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post 12 Jun 2004, 04:38

Alles Kapot!
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Wir lebten doch noch nie in ner reinen Demokratie.
Repräsentative Demokratie (gepaart mit nem schnieken feudalistischen System) heißt die Zauberrei, die sich Charly für uns ausgedacht hat, um Deutschland einfach mal in Schach zu halten.
Berechtigterweise wie ich finde. Man schaue sich nur mal Bundestagsdebatten aus den 50er / 60er Jahren an.

Grundsätzlich kann man doch fast bei jedem System meinen, daß es der menschlichen Natur widerspricht und scheitern muß.
Konkret in unserem System sehe ich den hauptsächlichen Fehler in der Wirtschaft und deren "Wissenschaft". Kostenreduzierung wohin man schaut ... Steuerflucht. Keine Spur von Loyalität geschweige denn Gewissen.

Ich belege selbst BWL als Nebenfach und würde doch da mal gerne die Frage an die "Vollblut" - BWLer stellen: glaubt Ihr wirklich an das was ihr da gelehrt bekommt?
Vielleicht sollte man in diesen Studiengängen auch mal 'Das Kapital' gelesen haben und dann mal einiges überdenken.

Naja, nur meine 2 Cent ...




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post 12 Jun 2004, 05:26
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@yo, weil du uneingeschränkt recht hast, muß ich zum glück nicht so ein langen Text verfassen... wink1.gif


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„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1 Abs. 1



Selber denken statt fern sehen!
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post 12 Jun 2004, 17:19
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1. Schein
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Timokratie??? - Klingt ja cool und irgendwie auch vernünftig. Ich meine, warum sollen die ganzen Prolls, die ohnehin kaum einen Beitrag zum Gemeinwesen leisten, die gleiche politische Stimmgewichtung bekommen wie die geistige und wirtschaftliche Elite dieses Landes, die ja auch die grösste Steuerlast aufbringt. Ausserdem ist das Proletariat ohnehin zu dämlich, richtige politische Kursrichtungen zu erkennen. Die wählen dann womöglich noch die PDS!?! shocked1.gif
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post 12 Jun 2004, 17:30
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doh.gif dunno.gif
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post 12 Jun 2004, 21:22
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post 12 Jun 2004, 21:25
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Straight Esh
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Zur Information ... rund 70% des Steueraufkommens wird von Mittelständlern erwirtschaftet, die "global Players" spielen nicht so die große Rolle, wie man immer annimmt.
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post 13 Jun 2004, 16:08
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der christian
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Dann stellt sich fuer mich die Frage, warum dann der Mittelstand in Deutschland so armseelig unterstuetzt wird (so im Vergleich zu Grossunternehmen)...aber das ist vielleicht einfach die Sache mit den Zukunftschancen der Politiker (man ist ja nicht immer Politiker und will ja irgendwann einmal einen Managerposten - und die bieten mittelstaendische Unternehmen nunmal nicht)...ist wohl vergleichbar mit dem Bildungswesen, was zumindest scheinbar zurueckgebaut wird - Schueler und Studenten stellen fuer gewoehnlich auch keine Manager ein...
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post 13 Jun 2004, 16:43
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Wie gesagt, Timografie... Die Reichen haben die Macht in unserem Land und nutzen sie auch (für sich)..
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post 13 Jun 2004, 17:30
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Ich sag nur Vodafone, da sieht man wie man es macht wenn man Geld hat.

Eigentlich ist es ja nicht schlimm, so wie es jetzt ist. Man muss halt nur warten, bis noch mehr Jugendliche nach ihrer Ausbildung nicht übernommen werden, bis noch mehr Leute, die Arbeit wollen keine bekommen und bis die Politiker und die, die etwas mehr Geld haben sich selber noch mehr bedienen bis wir eine noch extremere Zwei-Klassengesellschaft haben als jetzt schon, dann wird das schon von alleine.
Wenn der undestag brennt ist es zu spät, aber so wie es aussieht arbeiten die, die drin sitzen, genau darauf hin. Selber schuld kann ich da nur sagen.

Klar gibt es auch genug Leute, die keinen Job haben und auch keinen wollen, keine Frage, aber es gibt ja auch Leute die sehr reich sind, die nicht nur darauf aus sind noch reicher zu werden und brav ihre Steuern zahlen usw ...

Fair sollte es sein, das ist alles was ich will, mehr nicht. Demokratie funktioniert einfach nicht und der Kapitalismus ist eine andere Art Droge ...


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post 13 Jun 2004, 20:21
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Straight Esh
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seit: 01.10.2003

@ck:

Wenn du ja sagst, bekommst du ein großes Auto, wenn du nein sagst bekommst du nichts. Was sagst du?

Das ist der Rätsels Lösung, warum der Mittelstand so wenig unterstützt wird.
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post 19 Sep 2005, 15:58
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5. Schein
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Die Demokratie - sie ist DAS höchste Gut und wir sollten nicht ruhen, bis der ganze Erdkreis "demokratisiert" ist...
Länder, die keine demokratische Regierung aufweisen, gelten als rückständig... So zumindest die Sicht der US-Regierung und deren Legitimation für allerlei Interventionen.
Noch bis vor kurzem war es auch bei uns für fast jeden selbstverständlich, dass unsere Demokratie DAS beste politische System schlechthin ist.

Angesichts des derzeitigen Parteiendebakels kommt einmal mehr Nachdenklichkeit auf: Hier ein Kanzler der im Amt bleiben will, obwohl er an der Vertrauensfrage gescheitert ist; dort eine Partei, die viele nicht wegen des Programms ablehnen, sondern wegen einer bestimmten Frau an der Spitze. Dort haben etliche rosarot gewählt, aber mit denen wollen die anderen Parteien nichts zu tun haben..
Wenn nun irgendwie doch eine Regierung gebildet wird - wird man dann behaupten können "das Volk regiert"? (griech: Demokratie = demos - das Volk, kratein - regieren).
Oder regiert überhaupt nur eine "Mehrheit" des Volkes? Ist die "Mehrheit" (die es scheinbar gar nicht geben wird) denn klüger als die "Minderheit" (die nicht regieren darf)?

Unsere demokratische Verfassung ist grundgesetzlich geschützt. Dies bedeutet, die bestehende Demokratie ist so fest mit dem Staat verankert, dass sich ein Kritiker zum Verfassungsfeind macht. Dort hört die Freiheit auf!

Es heißt, man dürfe nichts kritisieren, wenn man keinen besseren Vorschlag machen kann. Stimmt das? Ich glaube nicht.

Dieses Thema wurde bisher bereits in diesem, diesem und diesem Thread diskutiert. Dabei wurden Mißstände begründet und auch über Verbesserungen und Alternativen nachgedacht.

Alle Politikinteressierten sind - mit Rücksicht auf das öffentliche Paradigma - eingeladen, ihre Gedanken dazu mitzuteilen.


Dieser Beitrag wurde von Theo: 19 Sep 2005, 16:23 bearbeitet
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post 19 Sep 2005, 16:36
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seit der runde mit den spitzenpolitikern aller parteien mit fraktionsstärke gestern abend frage ich mich, wer denn jetzt aus dem wahlergebnis auch vernünftige schlüsse zieht oder wer da, wenn vielleicht auch nur aufgesetzt, so weit an der realität vorbei die macht für sich in anspruch nehmen will, dass es sogar schon lächerlich, wenn nicht gar größenwahnsinnig, wirkt.

wenn die beiden großen parteien gegenüber der letzten wahl noch mehr an stimmen, vor allem an links und rechts außen, aber auch an kleinere parteien verloren haben, was hat das aus sicht der wähler für die politik zu bedeuten?
sicherlich nicht, dass spd oder cdu jetzt einen regierungsauftrag besitzen. die amtierende regierungskoalition wurde aus meiner sicht nicht bestätigt, somit abgewählt, die cdu/fdp-koalition aber auch nicht mit der erwarteten mehrheit ausgestattet. es kann sogar noch der fall eintreten, dass cdu und spd gleich viele abgeordnete in den bundestag schicken.
wenn ich somit versuche das volk zu interpretieren, dann bedeutet das nicht nur, dass man sich nicht für das eine oder das andere konzept entscheiden konnte, nein, es bedeutet, dass das eine konzept ebenso wenig zustimmung findet wie das andere. es ist mir unbegreiflich wie man mit einem selbstgefälligen grinsen dasitzen kann und sich "bestätigt" fühlt. bestätigt in was?
auf der anderen seite wird der regierungsauftrag ebenso angenommen, obwohl auf keinen fall eine mehrheit für die union/fdp-koalition mit einem ähnlichen wahlprogramm vorhanden ist.

betrachtet man die koalitionsmöglichkeiten wird das ganze übel noch viel deutlicher: grüne und spd haben wahlkampf gegen das programm von fdp und union geführt, umgekehrt ebenso. eine ampelkoalition ist von daher ebenso lächerlich wie schwarz-gelb-grün oder große koalition, denn die den wählern versprochenen wahlziele würden sich somit niemals umsetzen lassen. resultiert daraus wieder nur eine wählerverarsche mit der konsequenz des verlustes von vertrauen in die demokratie?

das volk hat abgestimmt. aus meiner sicht wurden die parteiprogramme vom größten teil der bevölkerung abgelehnt. daraus sollte konsequenz gezogen werden und eine zweite wahl anberaumt werden. die parteien haben dazu ihre programme zu verändern, andernfalls werden sie wiederum keine mehrheit erringen und das volk wird wieder zeigen, dass es diese aufgesetzte politik(-diktatur) nicht möchte.

ein weiterer punkt, der jetzt hier nicht direkt dazu gehört, ist eine änderung des grundgesetzes dahingehend, dass es nicht mehr möglich ist einen kanzler zur wahl zu stellen, dem zuvor das vertrauen entzogen wurde. das ist nicht nur unlogisch, sondern von außen betrachtet sogar lächerlich. in diesem fall hätte es mit sicherheit überhaupt keine vorgezogene neuwahl und damit auch nicht so einen übereilten unsinn gegeben.
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post 19 Sep 2005, 16:40
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.. eigentlich hast du da völlig Recht. Aber so ist das nun mal in der Politik, dass ist ein grosses Theater mit verdammt gut bezahlten Schauspielern die sich alle um den Sonderzuschlag für den/die Protagonisten unter den Nagel reißen möchten .. smile.gif
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