ausnahme|zustand (filmfestival)
Programmkino Ost
am Sonntag den 18.06.2006


FILM: Tarnation

Regie: Jonathan Caouette; Co-Produzent: Gus Van Sant; USA 2003: 88 Min.; OmU

Tarnation protokolliert einen mentalen Teufelskreis, aus dem der Regisseur frappierenderweise seine Kreativität gewinnt.

Als Jonathan Caouette in den frühen 80ern im Haus seiner Großeltern in Texas mit elf Jahren zum ersten Mal vor einer Super-8-Kamera posiert, ist er grell geschminkt, trägt ein Kleid und imitiert seine Mutter Renee, ein ehemaliges Kindermodel, das nach einem Sturz von einem Garagendach mit Elektroschocks behandelt, von Psychopharmaka abhängig und schizophren wurde. Mit Anfang Dreißig montiert Jonathan Caouette mit der Software seines Apple-Computers die frühen Selbstversuche und weiteres gesammeltes Material aus seiner Kindheit und seiner eigenen mentalen Krankheitsgeschichte zu einem eindringlichen, filmischen Selbstporträt, Tarnation - übersetzt Verdammt - ist ein Protokoll des Schmerzes: Des Schmerzes, den seine Mutter und Caouette selbst als Heranwachsender erleben, und des Schmerzes, der mit der filmischen Aufarbeitung dieser Kindheits- und Leidengeschichte einhergeht. Er nimmt zu sich eine distanzierte Haltung ein, bezeichnenderweise wird später bei Caouette ein Entpersonifizierungs-Syndrom diagnostiziert.




Das Filmfestival:

Ausnahme|Zustand will Menschen ins Gespräch bringen zu einem Thema, das uns Angst macht, das wir tabuisieren, über das wir in der Öffentlichkeit nur ungern sprechen: Psychische Erkrankungen.

Die Protagonisten der Filme sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, auf der Suche nach ihrer eigenen Identität im Spannungsfeld zwischen Neugier und gesellschaftlicher Stigmatisierung.

Ausnahme|Zustand

Beginn: 22:00 Uhr
Location: Programmkino Ost
Adresse: Schandauerstr. 73, 01277 Dresden