Leah Stewart – Das unsichtbare Band


Es gibt Menschen in unserem Leben, die zu einem bestimmten Zeitpunkt für uns zu den Allerwichtigsten überhaupt zählten. Freunde, Menschen, die uns vielleicht sogar wichtiger waren als unsere Familie etc. Doch wieviele Freundschaften gingen durch Nachlässigkeit, sinnlose Streitereien und tausend andere Gründe verloren? Und was wäre, wenn wir uns anders entschieden hätten, warum sind die Dinge genau so und nicht anders gekommen? Aber vor allem: Sind diese Menschen, die uns abhanden gekommen sind, nicht immer noch Teil unseres Lebens?

<div style="float:right;padding:40px 0 40px 0;">bild kann nicht angezeigt werden<br /></div> Leah Stewart, eine aus Texas stammende Autorin, hat ein Gespür für die kleinen Dinge im Leben, für die unausgesprochenen Fragen, die uns täglich bewegen. In ihrem Buch wird von einer Freundschaft berichtet, einer natürlich besonders innigen Freundschaft zwischen den beiden 14jährigen Mädchen Cameron und Sonia. Doch sofort zu Beginn bemerkt man, dass die Freundschaft ein allzu plötzliches Ende fand. Denn Cameron, nun fast 30 und als „Assistentin“ für einen älteren Schriftsteller tätig, ist überrascht über einen Brief, den ihr Sonia zusendet und in dem sie ihre baldige Hochzeit ankündigt und erzählt, wie sehr sie sich freuen würde, wenn Cameron daran teilnähme.
Warum trennten sich die Wege der beiden Freundinnen? Diese Frage bleibt einem lange vorenthalten.

Cameron begibt sich zuerst, nach dem unerwarteten und schmerzhaften Tod des freundlichen Schriftstellers, auf eine Odyssee in ihre Vergangenheit und zu Sonia, die spurlos verschwunden scheint. Zwischen Gegenwart und Vergangenheit scheinen merkwürdige Verknüpfungen zu bestehen, aber dass „alle Zeiten gleichzeitig existieren“ wurde Cameron schon oft gesagt. Sie ergründet sich selbst auf ihrer Suche und gibt immer mehr von dem preis, was dazu führte dass sie Sonia im Stich ließ und man erspürt und verfolgt zunehmends wie sehr diese Entscheidung eine jegliche andere nach sich gezogen hat.

„Das unsichtbare Band“ zeigt viel Wärme für Menschen und ihre Schwächen und hat zu jeder Situation eine kleine Lebensweisheit parat. „Du bist kein Realist. [...] Du bist ein Träumer, der nicht an den Traum glaubt.“ Wer jedoch mehr als eine nette Abendlektüre sucht, sollte wohl eher Abstand von diesem Werk nehmen. Die zahlreichen schönen Gedanken sind doch gar zu oft in vorraussehbare Situationen verpackt, die schon fast an Klischees grenzen, so zum Beispiel die klassische Dreiersituation der Mädchen Cameron, Sonia und Will, Sonias erstem Freund, in den Cameron zu allem Überfluss auch noch heimlich verliebt ist. Eine überraschende Wende zum Schluss kann diese Defizite nur teilweise ausgleichen.

Ein persönliches Wort zum Schluss: Ich habe, trotz obiger Kritikpunkte, viel Freude beim Lesen dieses Romans gehabt und er hinterließ bei mir ein wohlig-romantisches Gefühl. Es muss es ja nicht immer die große Weltliteratur sein. wink.gif



Erscheint: im März beim Goldmannverlag.
Kostenpunkt: 7,95 €
Originaltitel: The myth of you and me