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Vollständige Version anzeigen: Philosophie in Dresden vor dem Aus?
abadd0n
Das Institut für Philosophie ist von Plänen des Dekanats der Philosophischen Fakultät zur Umsetzung der Kürzungsvorgaben der Sächsischen Landesregierung akut betroffen.

Im Rahmen der geplanten Stellenstreichungen sollen die gegenwärtig fünf Professuren des Instituts mit sofortiger Wirkung auf vier und bis zum Jahr 2019 schrittweise auf zwei reduziert werden. Bachelor- und Masterstudenten könnte das Institut mit dieser Ausstattung nicht mehr ausbilden. Lediglich die Ausbildung von Philosophie/Ethik-Lehrern soll in Dresden noch stattfinden, auch sie aber nur in einem durch einen strengen Numerus Clausus sehr eingeschränkten Umfang.


Diese Pläne würden zum einen die Aufgabe von Dresden als Wissenschaftsstandort im Fach Philosophie bedeuten. Angesichts eines akuten Lehrermangels in Sachsen ist aber zum anderen auch die rein quantitative Beschränkung der Studienplätze für Philosophie/Ethik-Lehrer an der TU Dresden nicht zu rechtfertigen. Von den etwa 1100 Studierenden des Instituts sind derzeit, trotz bereits bestehendem NC für die angehenden Lehrer, knapp 600 Lehramtsstudenten. Mit der geplanten Ausstattung wäre aber die Betreuung von nicht mehr als etwa 35 Studienanfängern pro Jahrgang möglich. Für die wenigen in Dresden künftig auszubildenden Lehramtsstudenten hieße das zudem: Auch ihre Ausbildung an einem Institut, das mit einer solchen Minimalausstattung um jeden Forschungsfreiraum und um jedes Forschungs- und Lehrprofil gekappt wäre, könnte nicht qualitativ hochwertig sein. Es ist fraglich, ob ein Studiengang mit einer derart gekürzten Personalausstattung überhaupt noch akkreditiert werden könnte.

Als Argument für die Stellenstreichungen wird eine zu niedrige Absolventenquote im alten Magisterstudiengang Philosophie an der TU Dresden angeführt. Die letzten offiziellen Erhebungen weisen für den Bachelorstudiengang aber eine Absolventenquote von 26,5 % aus. Diese Quote liegt im deutschlandweiten Vergleich mit Philosophie-Studiengängen anderer Universitäten im Durchschnitt. Im Masterstudiengang haben erst im Wintersemester 2009/10 die ersten Studienanfänger ihr Studium begonnen. Hier liegen daher noch gar keine Zahlen vor, weil deren Studienabschluss erst im Herbst diesen Jahres erfolgen kann. Soll die Absolventenquote des Instituts insgesamt gesteigert werden, muss man in Betracht ziehen, dass das Institut für Philosophie in Dresden den Lehrbetrieb mit einer Auslastung von über 200 % bewältigen muss – eine Überlast, die noch deutlich höher ist als die der generell überlasteten Studiengänge der Philosophischen Fakultät, die der Fachschaftsrat der Fakultät in einer kürzlich erfolgten Stellungnahme beklagt. Diese Überlastung zeigt deutlich, dass die Neuschaffung, nicht die Streichung von Stellen am Institut notwendig ist, damit die Studierenden ihr Studium gut planen und bewältigen können und die Qualität der Lehre gesichert werden kann.

Stattdessen ist die Philosophie von den Kürzungsplänen im Vergleich mit anderen Instituten der Philosophischen Fakultät weit überproportional betroffen. Ein Drittel aller an der Fakultät einzusparenden Stellen wären in der ersten Kürzungsphase nach den Plänen des Dekanats Stellen am Institut für Philosophie. Die Philosophische Fakultät der TU trägt den Bezug auf die älteste geisteswissenschaftliche Disziplin schon im Namen. Wäre es nicht absurd, gerade das namensgebende Institut für Philosophie auf ein Rumpfinstitut zu reduzieren, das auf pädagogische Funktionen beschränkt ist? Nicht einmal als Ergänzungsfach in traditionellen geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienkombinationen – wie Politikwissenschaft und Philosophie, Germanistik und Philosophie, Soziologie und Philosophie – könnte das Fach Philosophie mit der Ausstattung, die die Kürzungen vorsehen, in Dresden noch angeboten werden.

Die gegenwärtige Wissenschaftspolitik Sachsens führt selbst überdeutlich vor Augen, wie nötig wir der Reflexion auf die Grundlagen unserer Gesellschaft wie auf die anderer Wissenschaften bedürfen, die von der Philosophie geleistet wird. Kann sich eine Kunst- und Kulturhauptstadt wie Dresden den Verzicht auf den Forschungsstandort Dresden im Fach Philosophie und auf eine fundierte philosophische Ausbildung von Lehramts-, Bachelor- und Masterstudenten der Philosophie leisten?


Quelle: tu-dresden.de
abadd0n
Martschi
tl;dr

Pro Abschaffung:
* Konsolidierung
* Ausrichtung auf "Eliteuni" -> Fokus auf (fuer die saechsische Wirtschaft) "relevantere" Bereiche

Gegen Abschaffung
* TU Dresden is bekannt fuer seine breite Faecherauswahl und sollte sich nicht dem aktuellen "Wirtschaftszwang" unterwerfen
* Nachfrage sollte hoch genug sein
Fuchs
schon ewig im gespräch und nach wie vor sinnlos, in hinsicht auf den lehrermangel und die nachbarwissenschaften eigentlich nicht tragbar. aber: kann man machen nix, ne...
myrmikonos
Man kann es auch als spaete Rache fuer die Besetzung des POT betrachten. Der Großteil der drittmittelschwachen Fraktion wird also in ihren Noeten nicht geholfen, sondern abgestoßen.

Leider zeigt die "Universitaet" kein Gesicht und gesteht sich selbst ein, daß die geringen Absolventenzahlen eher dem systematischen Chaos und der Unterversorgung von Platz und Lehrkraft verschuldet sind, als Faulheit und Unvermoegen der Studenten. Das zweite technische Foul war die Zwangseinfuehrung vom Bachelorsystem auf fast allen Ebenen der Geisteswissenschaften. Diese verschulte Struktur sollte die Effiziens und Leistung steigern. Philosophie als Lernfach mit Kreuzeltestklausuren ist der blanke Hohn. Was in der DDR 7Jahre reifen konnte, darf in der technischen-FOUL-Uni maximal 7Semester bestehen. Kein Wunder also, daß sich nur noch Gaukler und Gambler auf das gezinkte Spiel in der moralisch maroden Uni einlassen und sich die Talente von der Akademie verabschieden.

Es liegt mir fern einen Groll gegen die verballerten Menschen im Exzellenzeifer zu hegen, oder grundsaetzlich Kritik zu ueben, außer eine grundlegende, [machtfreie] Kommunikation zu fordern, die alle Unklahrheiten beseitigt und Verstaendnis generiert.

@Martschi:
#Konsolidierung von mir aus: aber dann nicht gleich auf 1 Cut, sondern Schrittweise. So wie es ausschaut, wird der Lehrplan auf wenige Angebote gekuerzt und die Hoehrer haben schlagartig noch weniger Platz. Außerdem erinnert das Modell eher an "flix Fruechte von einem Baum mit fauligen Wurzeln pfluecken", als nur Seitentriebe kuerzen.
#Ausrichtung auf Eliteuni ist mehr Schein, als Sein, weil man de facto nicht mehr von Universitaet sprechen sollte. Eher Elite-Polytechnikum
#Wirtschaftszwang oder Gier? Die Informationspolitik ist wahrscheinlich nicht ohne Grund so mies.

@Fuchs sinnlos? ich bemerke auch keinen sinnstiftenden Kommentar meiner Lieblings-Germagymnastikerin. Warum legt man zBsp nicht die Logikvorlesungen der Informatiker, Mathmatiker, Linguistiker und Philosophen zusammen? Ist doch ein Aufwasch?

@abadd0n
lieber abadd0n: in welchem Fach haben sie eigentlich plagiiert? Gibt es evlt auch ein Statement von dir zur Sache?
Stellungsnahme FSR
offener Brief an Rektorat v. Prof Schönrich
mcnesium
Zitat(myrmikonos @ 27 Sep 2011, 15:06)
Warum legt man zBsp nicht die Logikvorlesungen der Informatiker, Mathmatiker, Linguistiker und Philosophen zusammen? Ist doch ein Aufwasch?

weil man die dann im harbig-stadion halten müsste
aeon
Zitat(mcnesium @ 27 Sep 2011, 15:14)
weil man die dann im harbig-stadion halten müsste
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und weils unterschiedliche vorlesungen sind, die auch unterschiedlichen lehrstoff enthalten (z.B. gibts bei den Informatikern keine Modallogik)
I.I
gut so, weg mit den unnützen Halbwissenschaften. Wenn ich sehe wie einige Mathematiker, Elektrotechniker oder Informatiker sich abrackern müssen um ihr Studium zu schaffen und es im Gegensatz dazu Studiengänge gibt in denen nur um den heißen Brei geredet wird und ab und zu mal ne Hausarbeit geschrieben werden muss, dann ist es nur fair und eine logische Konsequenz das letztere abgeschafft werden.
abadd0n
myrmikonos: Wenn Du es schaffst, dass I.I seine Aussagen nocheinmal von Angesicht zu Angesicht zu mir sagt, dann schreibe ich auch noch meine Mr Nobody - Rezension fertig.

Mithin bleibt da nicht viel zu sagen: Der Kapitalismus und die einhergehende geistige Armut halten Einzug. Freidenker brauchen Refugien - zu denen die Universitas offenbar nicht mehr gehören kann. Vielleicht wird es bald wieder mehr Kloster geben als Zuflucht der Weisheit.

#abd
K.rieger
Zitat(I.I @ 28 Sep 2011, 09:39)
gut so, weg mit den unnützen Halbwissenschaften. Wenn ich sehe wie einige Mathematiker, Elektrotechniker oder Informatiker sich abrackern müssen um ihr Studium zu schaffen und es im Gegensatz dazu Studiengänge gibt in denen nur um den heißen Brei geredet wird und ab und zu mal ne Hausarbeit geschrieben werden muss, dann ist es nur fair und eine logische Konsequenz das letztere abgeschafft werden.
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... wenn die Leute wüssten, wie wenig man fürs Maschinenbaustudium machen muss, würde die halbe Uni für die Abschaffung auf die Straße gehen (und die andere Hälfte den Zeunerbau schleifen).
Schleifen ist ein super Wort. Es ist kürzer als "dem Erdboden gleichmachen" und ist meiner Meinung nach noch viel Kraftvoller. Die angreifende, aktiv schleifende Seite wirkt gegenüber dem zu Schleifenden noch mächtiger.
EvilHomeStereo
Zitat(I.I @ 28 Sep 2011, 09:39)
...unnützen Halbwissenschaften...
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was soll das sein? und gibt es dementsprechend vollwissenschaften? pokey.gif
K.rieger
[attachmentid=38188]

Dir sei geholfen, oh Fan des glorreichen finn. !
EvilHomeStereo
Zitat(K.rieger @ 28 Sep 2011, 12:39)
[attachmentid=38188]

Dir sei geholfen, oh Fan des glorreichen finn. !
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oh danke! endlich kann ich meine vorgesehene position einnehmen und befehle der wirklichen forscher empfangen. shifty.gif
asmo
Zitat(abadd0n @ 28 Sep 2011, 09:43)
myrmikonos: Wenn Du es schaffst, dass I.I seine Aussagen nocheinmal von Angesicht zu Angesicht zu mir sagt, dann schreibe ich auch noch meine Mr Nobody - Rezension fertig.

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Ich bitte um rechtzeitige Bekanntgabe des Termins.
Schlummerpieps
I.I, mir wäre neu, dass du einen akademischen Grad besitzt, um dich über "ernsthafte wissenschaftliche Arbeit" äußern zu können.
bunglefever
Zitat(I.I @ 28 Sep 2011, 09:39)
gut so, weg mit den unnützen Halbwissenschaften. Wenn ich sehe wie einige Mathematiker, Elektrotechniker oder Informatiker sich abrackern müssen um ihr Studium zu schaffen und es im Gegensatz dazu Studiengänge gibt in denen nur um den heißen Brei geredet wird und ab und zu mal ne Hausarbeit geschrieben werden muss, dann ist es nur fair und eine logische Konsequenz das letztere abgeschafft werden.
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bild kann nicht angezeigt werden
iggi
Vielleicht isses der Neid, weil die Halbwissenschaftler n akademischen Grad bekommen und er nicht. tongue3.gif
Polygon
Zitat(I.I @ 28 Sep 2011, 09:39)
Wenn ich sehe wie einige Mathematiker, Elektrotechniker oder Informatiker sich abrackern müssen um ihr Studium zu schaffen und es im Gegensatz dazu Studiengänge gibt in denen nur um den heißen Brei geredet wird und ab und zu mal ne Hausarbeit geschrieben werden muss
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Wh000t? Durch die meisten MINT-Fächer kommt man doch wunderbar mit Bulimielernen durch und sobald man im Hauptstudium ist kann einem doch eh fast nix mehr passieren. Und freie Semesterferien waren mir auch immer leiber als Hausarbeiten schreiben. Aber gut, muss ja jeder selber wissen...

Zum Thema: Schade, eine Uni nur mit MINT-Fächern wär doch langweilig...
Stormi
Und erst die fehlenden Weiber shocking.gif
bunglefever
Zitat(Stormi @ 30 Sep 2011, 20:22)
Und erst die fehlenden Weiber  shocking.gif
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erinnert mich dann in dem zusammenhang an die fabel mit dem fuchs und den weintrauben shifty.gif
myrmikonos
Zeitungsartikel aus ZEIT online [Kürzungspolitik Betreff Frankophonie]
http://www.zeit.de/2011/44/S-Hochschulen/k...icht?print=true

e paper (pdf) adRem 19.10.2011 zu der Kürzungspolitik TU Dresden (Seite 2/3)
http://apps.ad-rem.de/epaper/DMV_ADD_20111019_gesamt.pdf