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Vollständige Version anzeigen: Palermo Shooting - Teil 2
ULL.E
Aus bisher ungeklärten Ursachen, wahrscheinlich aufgrund eines Softwarefehlers bei exma, ist mein eigener Account z.Z. nicht nutzbar. Daher habe ich eine Freundin gebeten, diesen Artikel über ihren Account einzustellen.


Palermo Shooting – Teil 2

… Meeting Wim Wenders

von Michael Winkler

Das Gute an Film-Vorpremieren ist, dass man den jeweiligen Film schon vorm eigentlichen Filmstart zu sehen bekommt und so meist nicht in die Versuchung gerät, sich von diversen Filmkritikern beeinflussen zu lassen. Denn in wohl 90 % der Fälle schwingen in Filmkritiken die persönlichen Befindlichkeiten der Kritiker selbst mit. Und nicht nur im mitunter etwas analytisch-verkopften Deutschland haben es da Regisseure, Schauspieler und Musiker schwer.
Noch dazu, wenn man wie Wim Wenders, die letzten drei Jahrzehnte größtenteils in den Vereinigten Staaten verbracht hat und trotz Welterfolgen wie „Buena Vista Social Club“ in erster Linie wohl weniger das Mainstream-Kino bedienen möchte, sondern eher die Freunde cineastischer Tiefgänge. Wenders sitzt quasi zwischen den Stühlen und weiß das sicher auch; drum macht er genau das, was er letztlich schon immer tat: Filme, wie er sie möchte, ohne sich schon im Vorfeld nach dem Markt für sein Produkt zu erkundigen. Da er viele offene und stille Freunde hat, bringt er diese auch mit ins Spiel bzw. in seine Filme. So geschehen bei seinem letzten Werk „Palermo Shooting“.

Noch besser als reine Film-Vorpremieren sind solche, bei denen der Regisseur selbst auch anwesend ist und sich den Fragen des Publikums stellen kann. Man stelle sich einmal vor, die Bundesregierung hätte nach der Verabschiedung der Hartz-IV-Gesetze vor einigen Jahren eine bundesweite Promo-Tour gemacht, bei welcher nach einer Power-Point-Show mit dem Titel „Hartz IV – das erwartet Sie ab 2005“ oder „Hartz IV – so haben wir uns das gedacht und so können Sie es verstehen“ öffentliche Fragerunden durchgeführt worden wären. Doch Wim Wenders ist kein Politiker, selbst wenn seine Filme politisch sein mögen und insofern dienen solche öffentlichen Voraufführungen wohl nicht nur der Bewerbung des Filmes, sondern auch einer Art Selbstreflexion im Austausch mit dem Publikum. Fragen benötigen Antworten und werfen gegebenenfalls neue Fragen auf.

Und so stand Wim Wender am Freitag, dem 24.10.2008, gegen 23 Uhr, vor der Leinwand des Fritz-Lang-Saales des Dresdner Kinos Schauburg und stellte sich den Fragen des Publikums, welches zuvor rund 120 Minuten mit „Palermo Shooting“ verbracht hatte. Wenders wirkte locker, entschuldigte sich nach einem kurzen aus der Magengegend kommenden „Aufstoßer“ sogar etwas dafür, dass dies wohl an der Cola gelegen haben müsste, die er zuvor getrunken hatte. Doch auch diese Momentaufnahme zeigt wohl genau den scheinbaren Gegensatz zwischen Film und Realität. „Palermo Shooting“ stellt mehr Fragen als er Antworten gibt, insbesondere aufgrund des „brüchigen“ (Wortwahl Wenders) Themas. Muss ein Film überhaupt alle Fragen beantworten? Wohl kaum; sonst käme er wahrscheinlich der Sparte „Propaganda“- bzw. Werbe-Film recht nahe. Es gibt Dinge, welche sich recht einfach erklären lassen und dazu gehört auch ein Hick-up nach einer Cola; doch die Aufgabe eines guten Regisseurs besteht wohl vielmehr darin, mehr Fragen als Antworten zu hinterlassen.

Fragen können – ganz gleich, ob kurz und bündig oder lang und ausschweifend gestellt – auch Rückschlüsse auf die Intention der oder des Fragenden geben oder bereits die Antwort beinhalten, welche man selbst gern hören möchte. So konnte die Drei-Sekunden-Frage „Wie alt sind Sie?“ einer Frau mittleren Alters aus der ersten Reihe, welche Wim Wenders kurz mit „Dreiundsechzig.“ beantwortete, auch vielleicht eine Umschreibung der Frage „Beschäftigt man sich ab einem bestimmten Alter mit dem Thema ‚Tod’ intensiver?“ sein. Wir wissen es nicht, denn nichts Genaues weiß man nicht.

Worüber die schätzungsweise 150 anwesenden Zuschauer in jedem Fall etwas erfuhren, ist der wohl wichtigste Impuls für die Entstehung des Filmes. Wenders selbst stand eines Tages, genau wie später Filmprotagonist Finn (Campino), vor dem Fresco „Il Trionfo della Morte“ (Link) in einer Kirche in Palermo. Diese Begegnung mit dem „Triumph des Todes“ zog ihn offenbar so sehr in den Bann, dass er die Wochen darauf wahrscheinlich mit Telefonaten zu Campino, Milla Jovovich, Lou Reed, der Fotografin Letitia Battaglia (welche in Sizilien in der Vergangenheit mit ihren Fotografien von Opfern der Mafia-Morde bekannt wurde) und Hunderten weiteren ungenannten Personen verbrachte, ohne welche der Film nicht zu dem geworden wäre, was nun in den Kinos zu sehen ist.


„Palermo Shooting“ läuft die 2. Woche in der Schauburg (Filmstart: 20.11.2008).

PS: Hier geht’s (immer noch) zum Film-Trailer.
PPS: Teil 3 „Wim Wender meets Dresden(ers) – Dresden Shooting“ folgt demnächst.



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Wim Wenders im Gespräch mit dem Publikum; rechts von ihm Stefan Ostertag vom Kino „Schauburg“, welcher eloquent durch die Fragerunde führte.
onkelroman
Zitat(ULL.E @ 28 Nov 2008, 00:59)
Aus bisher ungeklärten Ursachen, wahrscheinlich aufgrund eines Softwarefehlers bei exma, ist mein eigener Account z.Z. nicht nutzbar. Daher habe ich eine Freundin gebeten, diesen Artikel über ihren Account einzustellen.

es handelte sich dabei nicht um einen softwarefehler, sondern um eine sehr beabsichtigte sperrung. mit allen weiteren accounts, die nur zu dem zweck eröffnet werden, wird genauso verfahren.