"Großkraftwerke jeglicher Herkunft abzulehnen ist Frau Ypsilantis gutes Recht. Wer es indes wie sie will, der muss sich klar sein: Das geht nur um den Preis der industriellen Substanz Hessens und - weil Frau Ypsilanti vermutlich darüber hinausdenkt - des ganzen Deutschland. Eine Fortsetzung unseres energiepolitischen Alleingangs, Frau Ypsilanti folgend womöglich ausgedehnt auf jegliche Großkraftwerke, bedeutet für unser Land jedenfalls unweigerlich zweierlei: eine Erhöhung unserer Abhängigkeit vom Ausland - sodann nicht mehr nur in der Wärme-, sondern auch in der Stromversorgung - und damit das ausrechenbare Risiko weiterer Kostensteigerungen, namentlich für die Industrie. Man sieht, in einer Landtagswahl steckt natürlich mehr als politischer Klamauk. Deshalb wäge und wähle genau, wer Verantwortung für das Land zu vergeben hat, wem er sie anvertrauen kann - und wem nicht."

SPD-Fraktionschef Peter Struck drohte sogar mit dem Ausschluss des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und nordrhein- westfälischen Ministerpräsidenten. „Wer dazu aufruft, die SPD nicht mehr zu wählen, verdient ein Parteiausschlussverfahren“, sagte Struck laut „Spiegel-Online“ am Sonntag auf einer Wahlkampf-Veranstaltung im hessischen Bad Homburg.

Zahlreiche Sozialdemokraten forderten Clement auf, die Partei von sich aus zu verlassen. Experten in der Fraktion rechneten auf dpa-Anfrage mit einem solchen Schritt. Ein Ausschluss wäre „nicht die richtige Methode“, sagte der frühere SPD-Vorsitzende Björn Engholm der in Berlin erscheinenden „B.Z.“ (Montag). Empört reagierte auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). „Clement gefährdet eine erfolgreiche SPD-Wahlkampagne in Hessen“, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Montag). Die nordrhein-westfälische FDP bot Clement eine Mitgliedschaft an.

Die SPD-Landesvorsitzenden des Saarlandes und aus Schleswig- Holstein, Heiko Maas und Ralf Stegner, forderten Clement ebenfalls zum Parteiaustritt auf. „Das Maß an Illoyalität gegenüber der SPD ist jetzt endgültig voll“, sagte Maas in Saarbrücken. „Wer aufs eigene Tor schießt, sollte gehen, ehe er hinausgeworfen wird“, betonte Stegner in Kiel. „Wer als ehemaliger stellvertretender Parteivorsitzender in der Endphase eines Wahlkampfs den eigenen Leuten in den Rücken fällt, ist kein Jota besser als (der frühere SPD-Vorsitzende und heutige Linksfraktionschef) Oskar Lafontaine.“

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