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Vollständige Version anzeigen: Soziologie für Anfänger I - Froschkönig
Lemming09
=> Froschkönig <=

Es war einmal ein Froschkönig, der hatte kein Krönchen, ihn prägte nur das Froschige, aber das dafür sehr. Und er fühlte sich so belästigt. Ach, da gab es doch tatsächlich einige Wesen in seinem Teich, die nicht vorher für ihre Anwesenheit untertänigst bei ihm um Erlaubnis baten. Schrecklich, wie konnten sie es nur wagen, ein unschickliches Geschehen. Als Türsteher hätte er sie abgewiesen, nur Frösche sind in diesem Berufszweig selten anzutreffen.

Sein trauriges, belästigungsreiches Dasein musste er fristen zwischen all diesen fiesen Figuren, der Feind umgab ihn. Noch hatten sie ihm nichts getan, aber jeden Tag, jeden Moment könnte es soweit sein. Und deswegen flüchtete er, packte seine Sachen, die geblümten Unterhosen, die schwarzen Trauersocken und verließ sein Plätzchen im Schilf.

Er wanderte die Wege der Nation entlang, bis zur großen Landstraße. Beim Versuch diese zu überqueren fuhr man ihn platt. Kein Froschkönig ohne Krone mehr im Teich, dafür ein großer grüner Fleck auf dem Asphalt. Tja, Pech gehabt Fröschlein! Ein schöner grüner Fleck, der bunt leuchtete, wenn die Sonne darauf schien. Richtig so.
Chris
Das ist ja mal verquer ...
Stormi
Gemeint ist das hier
Chris
Das wäre aber sehr "platt" ausgedrückt wink.gif Möchtest du nicht wenigstens auf das Feindesbild im Text eingehen?
Lemming09
Wenn ich den Sinn verrate, wärs doch langweilig. Sagen wir mal, Frösche (nicht du, nicht ich, aber es gibt sie, in kleinen Herden) quaken zu viel, ohne Berechtigung.
Stormi
Das Feindesbild findet man hier.
Chris
Zitat(Lemming09 @ 24 Nov 2006, 13:33)
Wenn ich den Sinn verrate, wärs doch langweilig. Sagen wir mal, Frösche (nicht du, nicht ich, aber es gibt sie, in kleinen Herden) quaken zu viel, ohne Berechtigung.
*


so ungefähr hab ich auch angefangen ... zumindest ist mir die unterbewusste Verärgertheit des Frosches und sein Stolz aufgefallen wink.gif und irgendwie, wie gesagt, Murphy wär mir zu platt. Aber ich will auch nicht gleich alles rausposaunen, was mir noch so aufgefallen ist, um den anderen den Spaß nicht zu nehmen ...
yocheckit
das klingt alles bissl wie eigentherapie.. tongue3.gif
sQeedy
Ich möchte dem Lemming gern diesen Thread empfehlen. yes.gif
Katze
Leute. ich war gestern aufm Kiez, daher entschuldigt bitte, dass ich die mir aufgefallenen Aspekte jetzt nicht in große Worte zu kleiden in der Verfassung bin, sondern lediglich hier kurz zu nennen beliebe.


a) ein Froschkönig ohne Krone, zweifelsohne ein interessantes Detail, welches dem geneigten Leser zu denken geben sollte. Sicher wird diese Tatsache dem Frosch gewisse Probleme bereiten, schließlich ist ein König ohne Krone irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes und wird nicht zuletzt seinem Ego schwer zu schaffen machen (is auch 'n Mann, der Frosch). Gepaart damit, dass dieser Froschkönig hier nicht eben als Schönheit beschrieben ist, wäre es nicht unwahrscheinlich, wenn er über ein eher geringeres Selbstbewusstsein verfügt, was er durch intensives Ausleben seiner Machtposition zu kompensieren versucht (wird durch seine Herablassung und Verachtung ggü den anderen Teichbewohnern ersichtlich)

b) unser Froschkönich ist zum einen aufgrund seines warzigen Antlitzes und nicht zuletzt wegen seiner kotzigen und arroganten Art beim gemeinen Teichvolk wenig beliebt und dessen Spott daher stets und schutzlos ausgeliefert. Da er über eine tendenziell eher geringe Frustrationstoleranz verfügt und mit Kritik im Allgemeinen und solcher, die gegen die eigene Person gerichtet ist, im Besonderen nicht umzugehen vermag, liefert er durch seine überzogenen und oft unüberlegten Reaktionen stets neuen Anlass zu Hohn und Spott. Mehr noch, niemand nimmt ihn ernst oder achtet ihn gar als Autorität, die er so gerne sein möchte. Er leidet sehr darunter, kommt aus der Nummer aber nicht mehr raus und wird immer biestiger, was hingegen erneut die ungewollten Reaktionen beim Volk hervorruft. Ein Kreislauf, den zu durchbrechen er nicht in der Lage scheint.

c) unser Froschkönich ist leider alles andere als eine Kämpfernatur. Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, er ist ein Lutscher und gibt einfach kampflos auf, was sich dadurch zeigt, dass er freiwillig und ohne echten Kampf das Feld räumt. Immerhin nimmt er seine peinliche Unterwäsche mit (welche übrigens verdeutlicht, dass der Froschkönich tatsächlich gar nich so hart is wie er immer tut, sondern eine durchaus zarte Seite besitzt, ebenso wie die Blümchen auf seinem Feinrippensemble-metaphorisch übrigens sehr schön gemacht). Unter Würdigung der Gesamtumstände sollte jedoch das Urteil etwas milder ausfallen. Der Froschkönich ist dem Druck, den er sich nicht zuletzt selbst macht, und dem Mobbing der anderen Teichbewohner nicht mehr gewachsen. Da er nicht über seinen Schatten springen kann, springt er lieber aus dem Teich, vielleicht sieht an Land jemand seine Tränen, die im Wasser ohnehin niemand auffallen.

d) Soweit kommt es aber nicht, denn der Frosch wird zuvor platt gefahren. Warum ist die Frage, war sein Blick so verschleiert, dass er des herannahenden Kraftfahrzeuges nicht gewahr wurde, oder war es gar ein verzweifelter Versuch, das Schicksal noch einmal herauszufordern?
tingel
Klare Sache, der Frosch ist ein Soziologe. Hätte mal Ingenieur werden sollen, dann wäre das nicht passiert cool.gif
Chris
Ich seh da andere Aspekte:
der Frosch an sich lebt in einem Teich, seiner natürlichen Lebensumgebung. Soweit ist alles gut, da passt er als Durchschnittsfrosch ("ihn prägte das froschig sehr") prima rein. Allerdings hält er sich für etwas besseres ("König, aber ohne Krone"), was dazu führt, dass er sich über die scheinbare Respektlosigkeit seiner Mitbewohner aufregt. Aber er würde sich nie mit so einem Problem die Finger dreckig machen (bzw. niemand seiner Klasse würde es wagen, so eine billige Job anzunehmen). Es bleibt dementsprechend dabei, dass er sich aufregt, aber weder versucht, das Problem zu lösen, noch zu verstehen.

Mehr noch, das Problem wird dramatisch hochstilisiert. Diese Wesen, die ihn nicht persönlich nach Aufenthaltsgenehmigung gefragt hatten, werden zum Feind. Man kann ihnen nichts beweisen, aber allein durch ihre Anwesenheit belästigen sie ihn. Zudem fühlt er sich von ihnen in seinem Leben bedroht (obwohl die Gefahr relativ gering ist). Es bleibt ihm keine andere Wahl als sich von der Gesellschaft loszusagen. Dies tut er nicht unbemerkt, er verkündet seine Tat weithin sichtbar durch die schwarzen Trauersocken, die ihn zum Opfer machen.

Dummerweise übersieht er bei seiner Flucht aus der Gesellschaft, dass es wirkliche Feinde gibt. Unter deren Räder (im wahrsten Sinne des Wortes) kommt er auch prompt. Zurück bleibt lediglich der fromme Wunsch, dass der Ausbruch etwas gutes für die Gesellschaft hat ("ein schöner grüner Fleck, der bunt leuchtete") und das Gefühl, dass der Frosch für seine anfängliche Fehleinschätzung der Gesellschaft gebührend bestraft wurde.

"So und nun" sagte der Frosch, "bleibt nur noch die Frage: wer bin ich?"

Katze
Zitat(Chris @ 25 Nov 2006, 12:58)

"So und nun" sagte der Frosch, "bleibt nur noch die Frage: wer bin ich?"
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Ein verzauberter Esh?? tongue3.gif