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Vollständige Version anzeigen: Rezension: Valhalla Rising
myrmikonos
Abseits des Mainstreams spülte sich soeben eine neue Seltenheit an die Oberfläche meiner Wahrnehmung - ist eventuell erst im Oktober in den dt. Kinos zu sehen - und hat mich so geflashed, dass es eine Rezension wert ist.
Valhalla Rising trailer


In einer Verwerfung von Natur und Mensch, dem archaischen Daseinskampf des Lebens, gesellt sich eine weitere Bedrohung dem einfachen Heiden: die Christen! Der Regisseur Nicolas Winding REFN setzt folgenden Epilog: In the beginning there was only man and nature; men became bearing crosses and drove the heathen; to the fringe of earth. Wer an dieser Stelle (schon) revoltiert, wird wahrscheinlich keinen Draht zum Werk entwickeln, oder einen Genuss verspüren. Den Zuschauer erwartet keine Erklärung, oder Darstellung von Gut und Böse, sondern ein absurdes Schauspiel der still wirkenden Kräfte. Dahingehend bleibt das Geschehen unvorhersehbar und der Film entwickelt einen unheimlichen Sog des Grauens. Anders, als bei Tarkovsky, muss sich der Betrachter in den stummen, einäugigen Helden hineindenken und mit den linearen Denkansätzen der Nebendarsteller auskommen, die sich der Herkunft des urtümlichen, unbezwingbaren "One-eye" selbst ungewiss sind.

Umso schärfer brennen sich die brutalen Kampfereignisse, ins Gedächtnis, die mit ihrer Ausführung nur mit dem Hauptdarsteller (hier ein hervorragender Mads Mikkelsen) im Einklang scheinen. So kämpft er nicht um Geld, oder religiösen Gründen. In der Einkehrung erklärt sich sein Verhalten aus purer Selbstbestimmung und wirkt als anziehender Trumpf. Selbst auf die Christen, die ihn auf ein ungewissen Abenteuer Richtung Jerusalem mitnehmen, wirkt sich dieser Bann stark, charismatisch und zugleich befremdlich und unheimlich aus.
Ein episches Werk hirnloser Wikingerschlachten dreht zur Zeit Mel Gibsons, hier aber liegt eher eine bizarre, mystische Mischung aus brennender Antichrist (2009) - und kuehler The Fountain (2006) -symbolik vor.

weiterführende Verlinkung
#1 http://en.wikipedia.org/wiki/Valhalla_Rising
#2 imdb valhalla rising
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Dieser einzigartige Film besticht durch wundervolle Naturaufnahmen, welche die Menschen mit ihren scheinbar kleinlichen Bestrebungen und Konflikten zu verschlucken droht. Die Klarheit des Überlebenskampfes erhebt sich über alle weiteren, naturfremden Motive. Wenn ich nun von einem Kunstwerk spreche, dann deshalb, weil es diese melancholische, fesselnde Erfahrung nicht anders zulässt. Der Untergang der Anmut und Ignoranz menschlicher Banalität im selbstaufgewühlten Schlamm ist ein längst überfälliges Fallobst nietzscheanischer Projektion.
Die einen schreien "Ekel" und die anderen entdecken einen Anspruch auf einen künstlerischen Selbstentwurf á la Übermensch.
Ich behaupte sogar Trost empfunden zu haben und schließe mit den Worten des Regisseurs: "Like all art forms, film is a media as powerful as weapons of mass destruction; the only difference is that war destroys and film inspires."
Sowjet
Könnte ein weiterer sehenswerter Film sein mit Mads Mikkelsen, ein klasse Charakterdarsteller.
I.I
laut imdb eher ein durchschnittsfilm.
Sowjet
Kurzgefasst: Sehr speziell.

Ein Film der durch puristische Kameraeinstellungen, mitunter verstörenden Einblendungen und Klangeffekten überzeugt. Im wahrsten Sinne nicht viele Worte verschwendet und die Reise ins "geheiligte Land" durch nebelverhangene nordische Landschaft, über beklemmend ruhige See, auf düstere Weise zeigt.

Wahrlich kein einfacher Film für Freunde des Schnelllebigen, aber wer sich auf diesen Trip einlässt wird nicht enttäuscht.

Die geteilte Kritik kann ich nachvollziehen, aber ich ordne den Film eindeutig in die Reihe der sehenswerten Streifen ein. Besonders Mads Mikkelsen besticht durch seine Darstellung des "Silent Warriors".
Giovanni
Zitat(Sowjet @ 27 May 2010, 12:53)
Kurzgefasst: Sehr speziell.

Ein Film der durch puristische Kameraeinstellungen, mitunter verstörenden Einblendungen und Klangeffekten überzeugt. Im wahrsten Sinne nicht viele Worte verschwendet und die Reise ins "geheiligte Land" durch nebelverhangene nordische Landschaft, über beklemmend ruhige See, auf düstere Weise zeigt.

Wahrlich kein einfacher Film für Freunde des Schnelllebigen, aber wer sich auf  diesen Trip einlässt wird nicht enttäuscht.

Die geteilte Kritik kann ich nachvollziehen, aber ich ordne den Film eindeutig in die Reihe der sehenswerten Streifen ein. Besonders Mads Mikkelsen besticht durch seine Darstellung des "Silent Warriors".
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Mads hat's! Ich bin gespannt... Zumindest weiß ich schon mal sicher, dass der Film keine 3 Stunden geht. wink.gif
mutzel1973
Meine Vermutung ist der religiöse Bezug der nordischen Völker, der Germanen zu dieser Zeit. Wenn man im Krieg, oder im Kampf starb, war einem ein Platz in Valhalla sicher. Ein ewiges Gelage in der Halle Odins. Der oberste Gott, Odin, oder bei den Germanen Wodan, war in einigen Völkern, einäugig.

Der Film ist meiner Meinung nach durchaus ein Meisterwerk. Die Kälte und Brutalität dieser anarchischen Zeit wird hervorragend illustriert.

Sicher hat dieser Film auch Szenerien, die mir unklar geblieben sind. Das indianische Volk, mag nicht ganz zu den Kelten passen, die ja durchaus für Ganzkörperbemalungen zu haben war.

Empfehlenswert ist der Film allemal.

Meine Vermutung: Alle Charaktere im Film sind bereits verstorben und in der Hölle gelandet. Für die Heiden kein Valhalla, für die konvertierten Kämpfer kein Himmel. Odin geleitet den kleinen Jungen wieder zurück ins Leben und beschützt ihn. Der Junge meinte, die Hölle sei am Ende des Ozeans dann wäre logischerweise die Gegenseite das Leben. Der Junge baut sich ein Boot um übers Meer zurück ins Leben zu segeln.

Magic_Peat
Super Mutzel, danke für den Spoiler angry.gif
HansiBargeld
Drei von fünf Punkten meinerseits für "Valhalla Rising". huh.gif
Sowjet
Gerade noch einmal gesehen. Leider mit zwei Zuschauern, die der Spezialität des Filmes nichts abgewinnen konnten. rolleyes.gif

Ich fand ihn wiedermals sehr sehenswert. cool.gif