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Vollständige Version anzeigen: Rezension: Das letzte Protokoll
calypso
Chuck Palahniuk - Das letzte Protokoll (Im Februar neu erschienen bei Goldmann)

<div style="float:left;padding:0 10px 10px 0;">[attachmentid=11615]</div>„Du hast zahllose Möglichkeiten Selbstmord zu begehen ohne wirklich zu sterben.“ Und Misty ist in mehr als einer Hinsicht bereits verstorben.
Als die junge Kunststudentin zum ersten Mal, schwanger, am Arm ihres Mannes Peter Wilmot die Insel Waytansea betritt, scheint ein Traum für sie wahr geworden zu sein. Eine unberührte Insel, deren Bewohner schon seit Jahrhunderten unter sich sind. Steinhäuser mit Blumen vor den Fenstern, das einzige Hotel abgebrannt, keine Touristen, kein Elend, nur Frieden. Das ist es, was sie seit Kindertagen gesucht und gemalt hatte: ihr persönliches Paradies auf Erden. Doch seitdem sind viele Jahre vergangen, und als Misty Wilmot jetzt mit um die 40 anfängt ein Tagebuch zu schreiben, stellt sich ihr die Welt schon lange nicht mehr so rosig dar.


Chuck Palahniuk, der Autor von „Fight Club“, den seit der Verfilmung mit Brad Pitt und Edward Norton auch der Letzte kennengelernt hat, zeichnet ein anfangs verwirrendes Bild aus subjektiven Eindrücken: Misty Wilmot führt durch ihr Tagebuch Zwiegespräch mit ihrem Mann Peter, der, zu einem verkrüppelten Häufchen Elend reduziert im Krankenhaus vor sich hinvegetiert, nachdem er versucht hat sich umzubringen. „Du Mistkerl. Kriegst du das mit?“ fragt sie und lässt auf keiner Seite vergessen, was er getan hat und wie er zu dem, worüber sie zu berichten hat, steht. Mit fast schon penibler Genauigkeit werden alle Details ihrer Umgebung beschrieben, sei es der Blick der „Sommerleute“, die das einste Paradies mit ihrer Großstädtigkeit verseuchen, der Geruch der eigenen Hände, nachdem Misty das inzwischen renovierte Hotel der Insel von oben bis unten geputzt hat, oder die peinlichen Anrufe von Leuten, die nach dem Verbleib eines Wandschrankes oder einer Sitzecke in ihren Sommerhäusern fragen. Denn Mistys Mann, der als Maurer gearbeitet hat, hinterließ ihr eine Sammlung ganz besonderer Erinnerungsstücke.



<div style="float:right;padding:0 0 10px 10px;">[attachmentid=11614]</div>Durch den Blick der Hauptfigur wird das Bild, das von der Insel Waytansea, deren Bewohnern und Mistys selbst gezeichnet wird, nicht gerade klarer. Mistys stetiger Alkoholkonsum zum einen, ihre zunehmende allgemeine Verwirrung und Unfähigkeit, sich aus dem sich leise spinnenden Geflecht des Schicksals herauszuwinden, zum anderen, machen es unmöglich, eine Lösung für alle Probleme und vor allem ein mögliches Ende zu finden. Einige Schlüsselgedanken ziehen immer wieder die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich, von vielen der Inselbewohner und auch von Misty manchmal schon mantrahaft aufgesagt: Kunst ist Leiden. Das Stendhal-Syndrom. Laura Kincaid und Constance Burton (2 berühmte Malerinnen, die auf der Insel lebten).
Palahniuk hält einen immerzu in Atem, gibt einen Hinweis, nach dem der Leser dankbar greift, der sich aber sogleich wieder als falsche Fährte entpuppt. Die Frage, worauf dies alles hinausläuft, ob Misty das Schicksal, wie immer es auch aussehen möge, beeinflussen kann, oder ob alles schon vorherbestimmt ist, wird erst auf den allerletzten Seiten aufgelöst und lässt den Leser bis zum Schluss mit Beklemmung warten.
Immer beunruhigender wird das, was Misty noch berichten kann: sie fängt wieder an zu malen, malt geradezu besessen Bild um Bild, wird bedrängt immer noch mehr, noch besessener an ihre Arbeit zu gehen. Am Rande ihres Geistes nimmt Misty war, dass dies alles Teil eines Plans zu sein scheint, von dem alle, selbst ihre Tochter Tabbi, wissen...
calypso
Der Spaß kostet übrigens 7,95 Euro. smile.gif
simpson
ohh.. ein neuer chuck smile.gif
wird gekauft!
Fuchs
in welcher Sprache ist das Originalwerk? WO kommt der Autor her? Komischer Name! Pseudonym?
lusch3
hier wird dir evtl geholfen
simpson
ob man - für propagandazwecke - erwähnen sollte, dass er der verfasser von fight club is, welches besser is als der film (der schon nicht schlecht is)..
calypso
Zitat(simpson @ 08 Feb 2007, 18:05)
ob man - für propagandazwecke - erwähnen sollte, dass er der verfasser von fight club is, welches besser is als der film (der schon nicht schlecht is)..
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Sag mal, hast du die Rezension GELESEN? bash.gif

Zitat(calypso @ 06 Feb 2007, 13:44)
Chuck Pahlaniuk, der Autor von „Fight Club“, den seit der Verfilmung mit Brad Pitt und Edward Norton auch der Letzte kennengelernt hat....
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@ Fuchs: jo, den Namen (der Nachname ist sein Richtiger, Vorname ist Charles eigentlich... Chuck sozusagen eine Abkürzung) fand ich auch witzig, aus den Staaten kommt der gute Mann, dementsprechend ist das Original in englischer Sprache ("the diary")...
simpson
ja?!
und auch wenn du das schon erwähnt hast. ich wollte nochmal drauf hinweisen, eben weil der film schon recht krank is..palahniuks bücher aber noch ne nummer heftiger sind.
calypso
Achso, na gut... blush.gif
Jo, fand das Buch auch echt derb... aber sehr gut smile.gif