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Vollständige Version anzeigen: Rechtsextremismus, wie kommt es dazu?
Chris
Das Hannah-Arendt-Institut hält an den nächsten Dienstagen jeweils um 19 Uhr eine Vortragsreihe über Ursprung und Entstehung von rechtsextremen Parteien. Es wird sich mit den Altlasten Deutschlands auseinandergesetzt und versucht die Probleme und Fragen der aktuellen Situation anzusprechen. 11 Historiker setzen fundiertes Wissen gegen die Instrumentalisierung der Geschichte durch die Rechtsgerichteten.

http://www.tu-dresden.de/hait
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Die nächsten Termine:

15. Februar:
Erfolgsbedingungen rechtsextremer Parteien in Deutschland (Uwe Backes)

22. Februar:
Wir und "die Anderen". Zur Entstehung von Vorurteilen und Feindbildern (Gerhard Besier)

1. März:
Die Juden in Sachsen (Clemens Vollnhals)

Beginn jeweils 19 Uhr im Kulturpalast
luna
ich find, das wären unter anderem ein paar informative veranstaltungen für schulklassen
Zappelfry
Ja, ich glaub ich seh mir das auch mal an.
Brownie83
Kostet das was? Ansonsten merk ich mir das auch mal vor!
Binhpac
QUOTE (luna @ 17 Feb 2005, 23:39)
ich find, das wären unter anderem ein paar informative veranstaltungen für schulklassen

Wieso so hochmütig? Lass das "für Schulklassen" weg, die letzte Sabine Christiansen Sendung hat sich auch mit dem Thema beschäftigt und das war nicht nur "für Schulklassen".
luna
QUOTE (Binhpac @ 18 Feb 2005, 01:56)
Wieso so hochmütig? Lass das "für Schulklassen" weg, die letzte Sabine Christiansen Sendung hat sich auch mit dem Thema beschäftigt und das war nicht nur "für Schulklassen".

is mir schon klar, dass dies nicht die einzige veranstaltung zu diesem thema ist und auch dass nicht nur schulklassen mit ihrer anwesenheit glänzen sollten...wollte nur damit sagen, dass gerade die jüngeren schüler, welche noch keinen plan von den geschichtlichen ereignissen in deutschland besitzen, diese vortragsreihe sehr informativ und zugleich 'abschreckend' sein kann, damit sich der rechtsextreme gedanke nicht noch mehr verbreitet, da die kinder ja bekanntlich unsere zukunft sind und eine gute frühzeitige aufklärung unter anderem sehr hilfreich sein kann...jedoch bestätigen auch hier außnahmen die regel...leider
Hrothgar
QUOTE (luna @ 18 Feb 2005, 08:34)
wollte nur damit sagen, dass gerade die jüngeren schüler, welche noch keinen plan von den geschichtlichen ereignissen in deutschland besitzen, diese vortragsreihe sehr informativ und zugleich 'abschreckend' sein kann, damit sich der rechtsextreme gedanke nicht noch mehr verbreitet, da die kinder ja bekanntlich unsere zukunft sind und eine gute frühzeitige aufklärung unter anderem sehr hilfreich sein kann

Sorry, aber hier muss ich wiedersprechen. Diese Vortragsreihe ist leider so gar nichts für Leute ohne entsprechende Vorbildung und beispielsweise Herr Vollnhals ist bei allem Respekt für seine Leistungen als Historiker nicht gerade der Typ, der junge Leute rethorisch mitreißen kann.
Schulklassen zu was hinzuschleifen fände ich ehrlich gesagt auch eher kontraproduktiv. Die stöhnen so schon immer, dass sie mit dem Thema permanent zugeschüttet werden. Das dabei scheinbar wenig hängen bleibt steht auf einem anderen Blatt.

Ich bin der Meinung, dass Schüler in allererster Linie einen interessanten Unterricht bekommen müssen, der sie motoviert darüber nachzudenken. dann bleibt auch was hängen. Die angesprochene Vortragsreihe ist sicher eine gute Idee, ich würde die aber eher für unsere lieben Abgeordneten empfehlen, damit die sich endlich mal mit dem Thema auseinandersetzen, anstatt nur den Saal zu verlassen, wenn der braune Apfel wieder rumschreit.

Der Hrothgar
strahlemann323
ich finds gut, wenn schüler von mehreren leuten und damit von verschiedenen seiten an das thema herangeführt werden. ein lehrer, der das vor der klasse durchnimmt, kann das vielleicht nicht immer so anschaulich, als wenn da die omi erfahrungen bringt und auch mitgibt, wie scheiße krieg ist und wer dran schuld war.
schließlich hören die lieben kleinen ja auch von vielen verschiedenen seiten den latenten antisemitismus, der einige von ihnen dann versaut, so z.b., wenn der papa und der onkel auf der geburtstagsfeier angetrunken drüber palavern und mit rechten parolen sympatisieren.
luna
@hrothgar
ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die schüler von diesem thema angenervt sind...im gegenteil, es fände die mehrheit sicher gut/interessant, wenn der unterricht mal wo anders stattfindet und auch von jemand anderem, als der lehrer gehalten wird

@strahlemann: allright
Hrothgar
QUOTE (luna @ 18 Feb 2005, 12:07)
@hrothgar<br />ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die schüler von diesem thema angenervt sind...im gegenteil, es fände die mehrheit sicher gut/interessant, wenn der unterricht mal wo anders stattfindet und auch von jemand anderem, als der lehrer gehalten wird

Kann ja sein, dass du es nicht glaubst, das Problem ist nur, dass ich es aus erster Hand weis. cool.gif cool.gif cool.gif

Ne mal im Ernst, das kann so und so funktionieren. Es gibt eben Klassen da geht so was und es gibt viele da geht es eben nicht. Blöd nur, dass die, die so was gerne machen es oft nicht so nötig haben, wie die die es machen müßten. Es ist eben ein Dilemma.

Der Hrothgar

Ein Beispiel aus der Gedenkstätte Buchenwald
luna
ja da haste wohl auch wieder recht...
Luzifer
QUOTE (Hrothgar @ 18 Feb 2005, 10:55)
rethorisch

wird das nich rethorisch geschrieben?






...ach vergisses - war nur ne rhetorische Frage...
mcnesium
ich find es auch nicht unbedingt richtig, den kindern wieder und wieder einzutrichtern was damals war. im 30jährigen krieg wurde auch sehr unmenschlich rumgemetzelt, und das interessiert heute keinen mehr. gut, der hollocaust is noch nicht ganz so lange her, aber immerhin schon fast ein dreiviertel-jahrhundert. und selbst die großeltern der meisten kinder heutzutage haben das nicht miterlebt. die geschichtlichen ereignisse zu schildern, muss sein, das ist klar. aber man sollte der heutigen jugend vielmehr die aktuelle situation stärker vor augen halten. warum gibt es neonazis? was tun sie? warum ist es schlecht was sie tun? warum ist es schlecht, wenn man rechtsradikale parteien wählt? aufklärung nah an der realität ist jetzt wichtig! das dritte reich und der hollocaust ist für die kinder keine realität, das ist nur ein kapitel im geschichtsbuch.
luna
QUOTE (mcnesium @ 18 Feb 2005, 18:37)
(...)warum gibt es neonazis? was tun sie? warum ist es schlecht was sie tun? warum ist es schlecht, wenn man rechtsradikale parteien wählt? aufklärung nah an der realität ist jetzt wichtig! das dritte reich und der hollocaust ist für die kinder keine realität, das ist nur ein kapitel im geschichtsbuch.

ich denke, dass deine fragen auf jeden fall mit thema der vortragsreihe sind...ich find diese auch gut und wichtig und dachte deswegen, dass dies interessant und informativ für die jüngere generation ist...

@brownie83
vielleicht solltest du auch hin gehen, wenn's was kostet...glaube nicht das dies zeit.- und geldverschwendung ist
Hrothgar
Auch wenn es ein wenig off topic ist, muss ich hier kurz den bösen bösen Zeigefinger heben.

QUOTE
ich find es auch nicht unbedingt richtig, den kindern wieder und wieder einzutrichtern was damals war. im 30jährigen krieg wurde auch sehr unmenschlich rumgemetzelt, und das interessiert heute keinen mehr. gut, der hollocaust is noch nicht ganz so lange her, aber immerhin schon fast ein dreiviertel-jahrhundert. und selbst die großeltern der meisten kinder heutzutage haben das nicht miterlebt.


Genau das soll ja NICHT der Sinn der Übung sein. Der Historikerstreit Ende der 80er ist ja nun auch schon wieder eine Weile her, deshalb nochmal ganz explizit: Es geht nicht darum, dieses Thema zu unterrichten, weil es erst "so kurz" her ist, im Vergleich zu anderen schlimmen Sachen. Das wäre tatsächlich unangemessen. Es muss vielmehr ganz klar herausgearbeitet werden, dass der Holocaust als solcher einzigartig in der Weltgeschichte ist, es muss den Schülern klar sein, dass das HIER passierte und WIE es passiert ist. Ob man das WARUM hinbekommt wage ich mal zu bezweifeln. Und schlussendlich müssen sie begreifen, dass sie selbstverständlich keinerlei Schuld als Deutsche tragen, aber sehr wohl eine Verantwortung dafür, dass das nie wieder passiert.

Das alles sollen natürlich die Lehrer hinbekommen, wer auch sonst. Das muss dann natürlich so gemacht sein, dass es mindestens so spanndend wie der neue Playstation-Titel ist. Aber wir wollen ja nicht anfangen Mitleid zu schinden, sondern lieber frisch ans Werk gehen. biggrin.gif biggrin.gif biggrin.gif

Der Hrothgar
WU5
Was denn, was denn - hat gar keiner am 15.2. Protokoll geführt ?


Jean-L.
strahlemann323
Ich find Hrothgar's letzten Beitrag sehr gut!

goodpost.gif
sodi
es geht doch nicht (vorrangig) um die auseinandersetzung mit dem 2.wk und den nazis in den 30er und 40er jahren, sondern warum nationalsozialistisches gedankengut noch heute so einen guten "nährboden" findet, vorallem bei der jüngeren bevölkerung
Hrothgar
Wenn man sich ansieht, wie die Rechten bei den unsicheren Jugendlichen fischen gehen, geht es NUR darum, wie wir und wie die mit dem 2. Weltkrieg und Hitler umgehen.
Die Lösung aktueller Probleme steht doch gar nicht auf deren Agenda. Die NP war zwar mit Hartz IV im WWahlkampf sehr aktiv, hat aber bisher in der parlamentarischen Arbeit eher mit der Vergangenheitsbewältigung gepunktet.
Ein Hauptaugenmerk in der Jugendarbeit der NPD (lies mal den Verfassungsschutzbericht) liegt in der "politischen" Bildung der jungen Mitglieder. Die werden zwar erst mit Parolen von kriminellen Ausländern angefixt, dann aber politisch gehärtet. Dot muss man ansetzen und zwar so, dass jeder merkt, was da für Leute rumlaufen.

Der Hrothgar
chaoscone
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QUOTE
"Die DDR, ein brauner Schoß?"

Zum Thema: Wurzeln des Rechtsradikalismus

"Die Kinder sind das Produkt unserer Gesellschaft", so Konrad Weiß im Jahr 1988, als er sich mit der erstarkenden rechtsradikalen Jugendkultur in der DDR auseinander setzte. Weiß berichtete schon damals von Feindbildern, die sich bis heute nicht geändert haben: Fremdenhass, Antiamerikanismus, Vorbehalte gegen die westliche Demokratie, Antisemitismus. Und er stellte in Frage, ob mit der Verurteilung Tausender Naziverbrecher und dem verordneten Bekenntnis zum Antifaschismus die Vergangenheit tatsächlich aufgearbeitet worden sei.

Jetzt, siebzehn Jahre später, sitzt die NPD im Sächsischen Landtag. Erneut Anlass, Fragen zu stellen: Haben die Tabuisierung der Naziverbrechen einerseits und der kommunistische Terror andererseits den Boden für einen neuen Fanatismus bereitet? Wie steht es um die Demokratie in den neuen Bundesländern, wenn selbst noch im zweiten Wahlgang des Ministerpräsidenten der NPD-Gegenkandidat zwei Leihstimmen aus dem demokratischen Lager bekommt? Erfüllt sich damit die Prophezeiung des NPD-Vorsitzenden Voigt, dass in Sachsen "die BRD abgewickelt" werde?
strahlemann323
hmm

Ich denke, dass viele Ostdeutsche die mit der Wende eingetretenen Veränderungen und die damit gewonnenen Rechte nicht als Freiheiten, sondern als Last ansehen. Was bringt ihnen Glaubensfreiheit, wenn der Großteil atheistisch ist? Und wen berührt im täglichen Leben schon Koalitionsfreiheit, Freizügigkeit oder Petitionsrecht? Dafür müssen sie sich auf der anderen Seite ja um alles selber kümmern.

Sowohl NPD als auch PDS versprechen Zustände wie früher, indem sie ihren Wählern diese vermeintliche Last wieder abnehmen. Die einen (PDS) locken mit einem Vollversorgungsstaat, der gar nicht mehr finanzierbar ist. Die anderen (NPD) verheißen Arbeitsplätze um jeden Preis mit dem Slogan: "Arbeitsplätze zuerst für Deutsche!" Dabei sagen sie aber nicht, dass es viele freie Ingeneur-Stellen gibt, dass aber nicht genug Deutsche die entsprechende Qualifikation haben.

Viele sehen wohl auch nicht, welches kostbare Gut sie in ihren Grundrechten haben. Sie haben verdrängt, dass zu DDR-Zeiten Briefe geöffnet wurden (Briefgeheimnis) und die Meinungs-, Informations-, Pressefreiheit nicht existent war. Im 3. Reich ging es ja bekanntlich noch weit darüber hinaus.

Wenn die Menschen im Osten nun also eine undemokratische Partei wählen gehen, sollte man sich vors Wahlbüro stellen und sie an eben diese Einschränkungen, Gängelungen und Repressalien erinnern.


PS:
Ich will die PDS keinesfalls mit der NPD auf eine Stufe stellen, auch wenn mir bei der PDS nicht gefällt, dass sie sich nicht eindeutig von der SED-Vergangenheit distanziert haben. Will damit sagen, dass ich sie für noch nicht ausreichend demokratisch gefestigt und in der Gesellschaft verankert halte.

Die Funktionäre der NPD dagegen halte ich für gefährlich und traue ihnen auch eine Abschaffung des Rechtstaates zu, wenn man sie denn nur ließe. Das ist meine ehrliche persönliche Meinung.
Luzifer
Ist es nich schön über die Ursachen der Vergangenheit zu diskutieren? Wir sollten einführen, dass jeder dabei mindestens eine Tasse Tee und ein Plätzchen vertilgen sollte, während er sich derart historisch wirksam betätigt.