Psychologie am Samstag
Andreas-Schubert-Bau, HS 28
am Samstag den 10.11.2007
Die Fachrichtung Psychologie der Technischen Universität Dresden lädt interessierte Schülerinnen und Schüler der Klassen 10, 11 und 12 aus Gymnasien in Dresden und Umgebung, Teilnehmer an der "Bürger-Universität" und der "Seniorenakademie" sowie alle an Psychologie Interessierten zu Vorträgen aus unterschiedlichen Gebieten der Psychologie ein, die ab November 2007 samstags stattfinden.

Die Veranstaltung bietet eine sehr gute Möglichkeit, einen Einblick in verschiedene Bereiche der Psychologie als naturwissenschaftliche Disziplin zu erhalten.
Die Vorträge beginnen 11 Uhr im Andreas-Schubert-Bau, Zellescher Weg 19, Hörsaal 28.

Im Anschluss an den ca. einstündigen Vortrag besteht die Möglichkeit, Fragen zum Vortrag und zu den angesprochenen Forschungsinhalten zu stellen. Anfragen zum Psychologie-Studium (Studieninhalte, Studienablauf, Bewerbungsmodalitäten u.ä.) können dann im individuellen Gespräch mit Studenten des Fachschaftsrates beantwortet werden.

Zitat
Heute:

Prof. Dr. Bärbel Bergmann:
Der Mensch als Gegenstand experimenteller Untersuchungen


Der Gegenstand der Psychologie ist das Verhalten, Erleben und Bewusstsein des
Menschen. Wissenschaftliche Arbeit hat das Ziel, den Gegenstand eines Faches zu
beschreiben, zu erklären und als Folge davon Vorhersagen zu leisten.
Zum Beschreiben gehört das Definieren, Ordnen und Klassifizieren der Phänomene, so dass
Angaben zu Häufigkeiten und Ausprägungsgraden gemacht werden können. Das betrifft
beispielsweise Angaben über Auftrittshäufigkeiten behandlungsbedürftiger psychischer
Störungen in der Bevölkerung.

Erklärungen sind Analysen über Bedingungsverhältnisse bzw. Angaben über Abhängigkeiten
zwischen Sachverhalten. Dabei betrifft ein Sachverhalt eine Ursache und ein anderer
Sachverhalt eine Wirkung. Das methodische Werkzeug zur Konstruktion von Erklärungen ist
das Experiment. Es erfordert die Manipulation von Bedingungen. Das Experiment ist als
Erkenntniswerkzeug in den Naturwissenschaften entwickelt worden und erst mit der
Etablierung der Psychologie als eigenständige Disziplin – dies wird zeitlich mit der Eröffnung
des ersten psychologischen Labors der Welt durch Wilhelm Wundt im Jahre 1879 bestimmt
– in die Psychologie importiert.

Das psychologische Experiment weist jedoch gegenüber dem physikalischen Experiment
Besonderheiten auf. Diese hängen mit dem Untersuchungsgegenstand zusammen und
betreffen folgendes:

  • Der Mensch hat die Fähigkeit, in einem gewissen Grade Kontrolle über sein Erleben und
    Verhalten auszuüben. Er nimmt zu Einflüssen von außen Stellung und bewertet diese.
    Das beeinflusst sein Handeln und erschwert es, kausale Zusammenhänge zu entdecken.
  • Der Mensch lernt. Ein zum zweiten Mal durchgeführtes Experiment ist deshalb nicht das
    gleiche Experiment.
  • Menschliches Verhalten wird durch Beobachtung verändert.
  • Die Subjekt-Objekt-Relation unterscheidet sich im psychologischen von der im
    physikalischen Experiment. Im physikalischen Experiment ist sie eindeutig. Subjekt und
    Objekt können nicht die Plätze tauschen. Im psychologischen Experiment erfolgt eine
    Verabredung der Rollen. Die soziale Interaktion birgt Verzerrungsquellen.
  • Ein physikalischer Untersuchungsgegenstand ist passiv, ahistorisch, mit konsistenten
    Eigenschaften manipulierbar. Der psychologische Gegenstand hat diese Eigenschaften
    nicht.
  • Der Gegenstand der Psychologie verlangt die Einhaltung ethischer Normen. Während die
    naturwissenschaftliche Forschung eher im Bereich der Anwendung des Wissens (z. B.
    Entwicklung und Einsatz der Atombombe) zu ethischen Problemen führt, ergeben sich bei
    der Untersuchung am Menschen schon Probleme beim Prozess des Wissensgewinns.

In der Vorlesung werden diese Besonderheiten erläutert und durch Beispiele von
Experimenten illustriert.


Eintritt: frei
Beginn: 11:00 Uhr
Location: Andreas-Schubert-Bau, HS 28
Adresse: Zellescher Weg 19, Dresden