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Subkulturaner
Nicht mit uns! Großdemo gegen das Sächsische Hochschulgesetz

Etwa elf Monate ist es nun schon her, dass sich über 10.000 Studierende aus ganz Sachsen zu einer Großdemo gegen den Entwurf des sächsischen Hochschulgesetzes vor dem HSZ der Technischen Universität Dresden versammelten und geschlossen vor den Landtag zogen.
Auch gestern war es wieder so weit und auch diesmal konnten wieder tausende Studierende mobilisiert werden, die ihren Unmut zum Ausdruck brachten.

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<img src="/uploads/post-9609-1226591865_thumb.jpg" style="width:400px;"/><br />Demostart am Fritz-Förster-Platz</div>13:21 Die Menge steht erwartungsvoll zwischen Zelleschem Weg und den Wohnheimen der Hochschulstraße und der Demonstrationszug setzt sich vom Fritz-Förster-Platz aus in Bewegung. Wir erfahren, dass bereits am Vormittag ein Versuch gestartet wurde, das Gesetz „durchzudrücken“. Doch dank der Unfähigkeit unserer gewählten Volksvertreter, führten fehlerhafte Verweise im Gesetzestext dazu, dass die Repräsentanten noch etwas Zeit zum Nachdenken haben und der Landtag erst am nächsten Tag über das Gesetz abstimmen will. Haben vier Jahre Protest und Briefe schreiben doch eine Wirkung gehabt? Viele Dresdner Schüler mit gelben Plakaten stoßen zu uns. Die Teilnehmer des deutschlandweiten Schülerstreiks bereichern den Demozug zahlenmäßig und durch eine gehörige Portion Siegeswillen. Am Hauptbahnhof schließen sich weitere Studenten aus ganz Sachsen an, die mit der Bahn angereist sind. Die Anzeigen im DVB-Abfahrtsmonitor leuchten auf: „Verkehrsstörung wegen Demo“.

14:14 Hinter dem Studentenclub Aquarium, der uns mit frischem, warmen Tee versorgt, versammeln wir uns zur Zwischenkundgebung. Die Mediziner stellen der Demokratie schon einmal den Amtlichen Totenschein aus. Unter anderem spricht Thomas Dudzak vom StuRa Leipzig zum Auditorium. Er geht darauf ein, dass Sachsen zwar studiengebührenfrei bleibe, das Gesetz aber zahlreiche Möglichkeiten für verdeckte Studiengebühren ließe wie z.B. Gebühren für Fernleihe in den unterfinanzierten Bibliotheken, erhöhte Kosten für Kurse an ausgegliederten Instituten, z.B. in der Sprachausbildung usw. <div style="float:right;margin:''0px 10px 10px 8px'';padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;"><img src="/uploads/post-9609-1226591872_thumb.jpg" style="width:400px;"/><br />Totenschein für die Demokratie</div>

Auch positive Punkte werden angesprochen. So wurde die studentische Mitbestimmung auf Fakultätsebene gestärkt. Verfolge man die Hierarchie aber weiter nach oben, finde man kaum noch derartiges. Es fehle an gesamtuniversitärer und interfakultärer Absprache wodurch einige Lehramtsstudiengänge z.B. in Leipzig nicht mehr studierbar wären. Jens Festersen von Ver.di fordert die Abgeordneten auf, Gesetze nicht gedankenlos durchzuwinken. Von einem neuen Entwurf des Gesetzestextes fordert er vor allem einen vereinfachten Universitätszugang - kostenfrei und unbeschränkt. Und was wäre der Gewerkschafter, wenn er nicht auch die Tarife der Angestellten an den Hochschulen erwähnen würde, deren Arbeitgeber in Zukunft die Uni selbst sein soll, was dann die Gestaltung deutlich geringerer Tarife nach sich ziehen würde. Letzter Redner der Zwischenkundgebung ist Prof. Lutz aus Chemnitz. Er lehnt ab, dass Hochschulen in Zukunft wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden und sieht durch die Besetzung der Hochschulräte mit externen Vertretern unter anderem aus der Wirtschaft die Freiheit der Wissenschaft gefährdet. Außerdem wünscht sich der Professor mehr Geld für Forschung und Lehre, da die Ausgaben dafür in Deutschland mit 10,2 Milliarden Euro im Jahr vergleichsweise gering ausfallen.

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<img src="/uploads/post-9609-1226591541_thumb.jpg" style="width:400px;"/><br />Eintreffen der Demo vor dem Lantag



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15:15 verlassen wir den Pirnaischen Platz und machen uns auf den Weg über die Elbe Richtung Ministerium wo wir die einschlägigen Slogans lautstark gegen die altehrwürdigen Gemäuer schmettern. Eine Stunde später erreichen wir den Landtag. Wir werden mit der Frage: „Wollt ihr das neue sächsische Hochschulgesetz?“ empfangen. Das ohrenbetäubende „Nein!“ sollte auch dem letzten Abgeordneten gezeigt haben, dass die Frage wohl eher rhetorischen Charakter hatte.

16:19 Einige Kommilitonen haben sich die Freitreppe des Landtages erkämpft und die Polizei droht mehrfach mit der Auflösung der Demo, was die Studenten nicht davon abhält, friedlich ihre Banner auf der Treppe zu präsentieren. Die Redner der Abschlusskundgebung setzen sich mit einem breiten Themenspektrum auseinander. Die Vertreter der Lehrerschaft machen auf das geringe Budget für das Bildungssystem im geplanten Doppelhaushalt 2009/2010 aufmerksam, wodurch in großem Ausmaß Stellen gestrichen werden sollen. An Berufsschulen beispielsweise fallen in den nächsten Jahren sogar 20 % aller Stellen den Sparbemühungen der Regierung zum Opfer. In den folgenden Redebeiträgen erfahren wir so manchen skurrilen Fakt mehr und fragen uns, was vom Bildungsgipfel in Dresden eigentlich geblieben ist. So wurden Hochschulen in der EU in den letzten Jahren mit durchschnittlich 11% mehr Mitteln bedacht. Deutsche Unis mit 2% weniger. Auch die Schülerschaft zeigt sich mit der Studierendenschaft solidarisch und die stellvertretende Vorsitzende des Landesschülerrates Elisa Wellner fordert mehr Demokratie an Universitäten und mehr Geld für die Studentenwerke. Denn auch für Zwölftklässler entpuppt sich der hohe Semesterbeitrag zur Studentenwerkfinanzierung als versteckte Studiengebühr.

Was haben wir an diesem Tag gelernt? Es ist uns nicht egal, was über unseren Köpfen entschieden wird. Die politikverdrossene Jugend geht wieder auf die Straße. Schon in den Schulen brodelt es. Lehrer und Erzieher sind gewillt, zusammen mit Schülern und Studenten vor den Landtag zu ziehen um ihre Stimmen zu erheben. Alles in allem sollten die Abgeordneten eines gelernt haben: Mit uns nicht! Und das sagte gestern das gesamte Bildungssystem Sachsens! Wer das überhört haben sollte, hat den falschen Beruf gewählt.

Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis der Abstimmung!
Mölli
Na denn gute Nacht...

Ist auch ein "tolles" Signal für die bald anstehenden FSR-Wahlen... sad.gif
Ans
Ist schon paradox: Ex-SED-Mitglied Eva Maria Stange macht als Bildungsministerin die sächsischen Hochschulen zu autokratischen Wirtschaftsberieben angry.gif
Mölli
Mir tut´s um Cornelius Weiss Leid. Der hat immerhin das Bundesverdientkreuz bekommen, weil er tatkräftig an der Demokratisierung der Unis mitgearbeitet hat und nun sieht er, wie das alles kaputt gemacht wird no.gif
iggi
Naja, viele FSRe beschäftigen sich auch lieber mit Parties als mit HoPo. Und sowas schlägt sich dann auch in der Wahlbeteiligung nieder. Wenn nichtmal genug Kandidaten für alle Sitze antreten, macht die Wählerei für viele Leute keinen Sinn.

Mölli
Zitat(iggi @ 14 Nov 2008, 13:30)
Naja, viele FSRe beschäftigen sich auch lieber mit Parties als mit HoPo. Und sowas schlägt sich dann auch in der Wahlbeteiligung nieder. Wenn nichtmal genug Kandidaten für alle Sitze antreten, macht die Wählerei für viele Leute keinen Sinn.
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d.h. also eine "relativ" hohe Wahlbeteiligung von 30/35% steht für eine gute Arbeit des FSR, da kann ich mir ja mal auf die Schulter klopfen smile.gif
Euronymus
Zitat(Subkulturaner @ 14 Nov 2008, 10:49)
Denn auch für Zwölftklässler entpuppt sich der hohe Semesterbeitrag zur Studentenwerkfinanzierung als versteckte Studiengebühr.
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Das kann man so nich stehen lassen. In Hessen, wo es Studiengebühren gab, gab es parallel trotzdem den Semesterbeitrag, und der wurde, solange es die Gebühren gab, nicht gesenkt sondern auch angehoben.

Zitat(Subkulturaner @ 14 Nov 2008, 10:49)
Mit uns nicht!
*

lol.gif
Glaubste doch selber nich. Die Demo wurde einfach ignoriert und zur nächsten Wahl isses eh wieder vergessen. Erst wenn die Vereinigungen vor der Wahl mal einen "Erinnerungszettel" rausgeben, der die Massnahmen der einzelnen Parteien und Abgeordneten nochmal genau auflistet, gilt das vielleicht. Aber das macht keiner, man wills sich mit den Entscheidungsträgern von morgen nicht verscherzen.

offtopic:
Und nochmal zur SED: Früher waren fast alle, die nich nur niederen Tätigkeiten nachgingen, in der SED (es gab natürlich einige die sich geweigert und die resultierende Dresche stoisch ertragen haben). SED als Totschlagargument is also sinnlos. Und wenn man nachrechnet kommt man darauf, dass der Anteil verurteilter Verbrecher in der CDU/CSU viel höher ist als er in der SED je war.
iggi
wie soll man das nachrechnen?
abadd0n
Übrigens: Es geht auch anders.

MOTIVATION.

#a
Stormi
Bei den Leuten vom Geodäsie-Blog gibt es auch noch eine schöne Fotogalerie und ein Video.
abadd0n
Übrigens ging es vorgestern in Bayern auch ganz schön rund:
1.200 waren in Nürnberg und 1.000 in Erlangen auf der Straße. In Coburg hat die FH von 3.500 Studierenden immerhin 800 auf die Straße gebracht:


In München demonstrierten 7.000 Studenten (inklusive Blockierung der Leopoldstraße und Sitzstreik):


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