QUOTE (Spiegel Online) |
Prügelknaben müssen lange zuschauen Nach der brutalsten Massenschlägerei im US-Basketball hat die NBA harte Strafen verhängt. NBA-Commissioner David Stern sperrte die beteiligten Spieler der Detroit Pistons und der Indiana Pacers für insgesamt 142 Spiele. Für einen ist die Saison sogar bereits beendet. New York - "Hauptübeltäter" Ron Artest von den Pacers wurde für die gesamte restliche Spielzeit gesperrt, seine Teamkollegen Stephen Jackson und Jermaine O'Neal für 30 beziehungsweise 25 Begegnungen. Ben Wallace von den Detroit Pistons erhielt sechs Spiele Sperre. "Das Verhalten der beteiligten Spieler ging weit über die Grenzen dessen hinaus, was an Professionaltität und Selbstkontrolle von NBA-Spieler erwartet werden kann", sagte Stern. Insgesamt verhängte die NBA Spielsperren für neun Beteiligte. Sie wurden für schuldig befunden, am letzten Freitag in der 45,9 Sekunden vor Schluss abgebrochenen Begegnung zwischen NBA-Champion Detroit und den Indiana Pacers eine der schlimmsten Massenschlägereien in der Geschichte des US-Sports angezettelt zu haben. Der ehemalige All-Star Artest muss nach dieser Entscheidung mindestens die restlichen 72 Begegnungen der regulären Saison aussetzen und erhielt damit die höchste jemals für eine Schlägerei verhängte Strafe. Artest war in den letzten beiden Spielzeiten bereits insgesamt achtmal von Liga und Verein gesperrt worden. Die bisher längste ausgesprochene Sperre war ein Jahr für Latrell Sprewell, der 1998 aber "nur" seinem damaligen Coach P.J. Carlesimo an den Kragen gegangen war und nach 68 Spielen begnadigt wurde. Der Zwischenfall ereignetete sich allerdings in einer Trainingseinheit der Golden State Warriors. Die bisher höchste Strafe nach einer Schlägerei während eines Spiels erhielt 1977 Kermit Washington (Los Angeles Lakers), der mit 60 Tagen Spielverbot belegt wurde, weil er seinem Kontrahenten Rudy Tomjanovich mit einem Schlag ins Gesicht das Kinn zertrümmert hatte. Washington fehlte seiner Mannschaft damals 26 Spiele. Artest, im Nebenberuf Rapper, hatte kurz vor der Schlusssirene seinen Gegenspieler Ben Wallace unter dem Korb gefoult. Wallace, auch nicht als Kind von Traurigkeit bekannt, revanchierte sich mit einem harten Schubser. Binnen Sekunden stürmten sämtliche Spieler auf das Feld und lieferten sich - und das war das eigentlich Erschreckende - eine Massenschlägerei nicht nur unter sich, sondern auch mit den Fans. Zunächst konnten die prügelnden Spieler weder von den beiden Trainern noch von der Polizei gehalten werden. "Ich habe nicht angefangen und vertraue darauf, dass die Liga die wahren Schuldigen findet", sagte Wallace einen Tag später - Artest verweigerte in Erwartung einer polizeilichen Anzeige vorsichtshalber jeglichen Kommentar. Liga-Chef Stern kündigte zudem eine Verschärfung der Sicherheitskontrollen in den NBA-Arenen an. Demnach sollen in den nächsten Tagen sämtliche Clubs ihre Situation überprüfen und eventuell Änderungen durchführen. In Detroit waren am Freitag Spieler der Indiana Pacers in die Zuschauerränge gesprungen und hatten sich dort Faustkämpfe mit randalierenden Fans geliefert. Mit den Spielsperren ist die Sache für die Schläger allerdings noch nicht ausgestanden. "Wir werden alle Fakten zusammentragen, die Fernsehbilder auswerten und gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft entscheiden, ob es Anklagen gibt", erklärte der Vizechef des Polizeibezirks Auburn Hills, Jim Mynsberge. Strafrechtliche Konsequenzen könnten sich jedoch lange hinauszögern. "Wahrscheinlich werden wir Wochen brauchen, um das ganze Fiasko zu analysieren", so Chefankläger David Gorcyca. Artest, O'Neal und Jackson drohen zudem Zivilanklagen, weil sie sich handgreiflich mit einigen Fans anlegten. Von den neun Verletzten der Keilerei mussten zwei im Krankenhaus behandelt werden. |
Quelle: http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,3...,329053,00.html