Missing Links
Kunsthaus Dresden

am Sonntag den 13.04.2014


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17 Uhr:
Film: Ellis Island, von der Filmemacherin Meredith Monk

Der Film Ellis Island der berühmten Filmemacherin, Choreografin und Avantgardemusikerin Meredith Monk bildet den Auftakt der Veranstaltung Missing Links und erlaubt einen Ausblick auf die historische Vermittlungszone der Migration zwischen Osteuropa und den USA. Dieser Film zeigt imaginäre Menschen und Shtetl-Kulturen auf dem Weg ihres Verlorengehens zwischen USA und Europa. Dieser Experimentalfilm ist ein zugleich musikalisches wie auch choreografisches Werk, er verbindet auf berührende Art Avantgardemusik mit Folkore, Reflexionen über das Regime der Einwanderungsbehörde mit der Überschreibung von Namen durch Geschichte.

17.30 Uhr
Gespräch: Missing Links

Zu dem Podiumsgespräch Missing Links zu Kunst, Museumsarbeit und weißen Flecken auf den Landkarten unserer Erinnerung am 13.4. erwartet das Kunsthaus Vortragende aus London und München: Jutta Fleckenstein (Jüdisches Museum München), Astrid Schmetterling (Goldsmiths College) und Marika Reuterswärd (Konstmuseum Malmö)
Was wissen wir eigentlich über die Menschen, die das Morden der Nazis überlebt haben? Wie ging es nach 1945 weiter, wie konnten die aus den Lagern Entlassenen, zumeist noch in Lebensgefahr schwebenden und heimatlos gewordenen Menschen versorgt werden und in welchen Alltag gingen sie? Und was wissen wir wirklich über die Zeit zwischen Machtergreifung und Deportationen, welche anderen Lebensentwürfe gab es, wie wurden die Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Nation unter diesen lebensbedrohenden Umständen reflektiert? Das Veranstaltungscluster Missing Links verknüpft Geschichten, die bisher kaum in das öffentliche Bewusstsein gelangt sind: Die Geschichte des Konstmoseum Malmö, das ab April 1945 für sechs Monate als Auffanglager des Roten Kreuzes für jüdische Männer, Frauen und Kinder diente und mehr als 2000 Menschen vorübergehend als Zuflucht diente, die meisten von ihnen kamen aus Polen.

Marika Reuterswärd, Kuratorin des Konstmuseum Malmö, wird über diese besondere Geschichte des Museums berichten und die besondere kulturelle Verpflichtung des Hauses gegenüber einer zeitgenössischen Migrationsgesellschaft, die für sie aus diesem Erbe resultiert, schildern.

Ebenfalls ein Beitrag zu fehlenden ‚Links’ kommt von der in London lebenden Kunsthistorikerin Astrid Schmetterling. Sie ist Kunsthistorikerin und Kunsttheoretikerin. Sie unterrichtet am Department of Visual Cultures am Goldsmiths College, University of London. Der Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Lehrtätigkeit liegt in der Untersuchung der Wechselbeziehungen zwischen Geschichte, Kultur und Erinnerung. Sie veröffentlichte unter anderem eine Monografie über Charlotte Salomon (Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2001), einen Beitrag zum Katalog der Ausstellung Else Lasker-Schüler Die Bilder (Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, 2010), und einen gemeinsamen Band mit Lynn Turner, Visual Cultures As Recollection (Sternberg Press, 2013).

Jutta Fleckenstein berichtet zur Arbeit des Jüdischen Museums in München mit besonderem Hinblick auf die Rolle, die die Kunst in diesem Haus spielt und die Schwerpunkte, die das Museum in den letzten Jahren zur Geschichte der sogenannten Displaced Persons aber auch der sogenannten Kontingentflüchtlinnge gesetzt hat.

Vor dem abschließenden Panelgespräch wird der Film der Saut ma ville, der belgischen Filmemacherin Chantal Akerman von 1968 gezeigt: Eine einsame junge Frau in einem Hochhaus am Rande der Stadt. Sie kehrt heim. Der Aufzug funktioniert nicht, sie rennt nach oben, bis sie außer Atem ist. Sie kocht, putzt Schuhe, bringt alles in Unordnung, räumt wieder auf. Schließlich verklebt sie die Türen und Fensterritzen und öffnet den Gashahn. Der Debütfilm von Chantal Akerman ist bis heute verstörend und weist die unausgesprochen auf nachfolgende Generationen übertragenen Traumata hin. Der Film, der die Unfreiwilligkeit des Erbes erschreckend zum Ausdruck bringt, ist bis heute auch für das Verständnis der dritten Generation (siehe auch Shtika von Naomi Bubis und Sharon Mehler, Vot ken you mach ? Literatur) wegweisend. Im Kontext zeitgenössischer bildender Kunst ist dieser Film auch deswegen besonders zeigenswert, weil er sich zu heutigen Strategien des ‘Reenactment’ in eine möglicherweise spannungsvolle Beziehung setzten lässt.

Darauf folgend Panelgespräch mit Astrid Schmetterling, (Kunsthistorikerin, Goldsmith College London) und Jutta Fleckenstein (Jüdisches Museum München) und Marika Reuterswärd (Konstmuseum Malmö). Moderiert von Christiane Mennicke-Schwarz (Kunsthaus Dresden, Kuratorin „Vot ken you mach?“)





Beginn: 22:00 Uhr

Location: Kunsthaus Dresden

Adresse: Rähnitzgasse 8, 01097 Dresden