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Vollständige Version anzeigen: Mindestlohn bei der Post
Chris
Man hat ja nun den Mindestlohn bei der Post durchgesetzt. Das Ergebnis ist, dass die PIN Group ihren Postdienst aufgegeben hat. Auch andere Anbieter wollen sich zurückziehen. Gefährdet der Mindestlohn den Wettbewerb? Oder vernichtet er sogar Milliarden von Arbeitsplätzen? Wie seht ihr das?
Zappelfry
Zitat(Chris @ 08 Dec 2007, 10:44)
Man hat ja nun den Mindestlohn bei der Post durchgesetzt. Das Ergebnis ist, dass die PIN Group ihren Postdienst aufgegeben hat. Auch andere Anbieter wollen sich zurückziehen. Gefährdet der Mindestlohn den Wettbewerb? Oder vernichtet er sogar Milliarden von Arbeitsplätzen? Wie seht ihr das?
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Also ich würde sagen es vernichtet TRILLIARDEN von Arbeitsplätzen.... rolleyes.gif

Da der Bedarf an postalen Diensten dadurch nicht beeinflusst wird, wird sich jemand derer annehmen, auch wenn es sich für einige Firmen aufgrund ihres auf "Ausbeutung" basierenden Geschäftsmodells nicht mehr lohnt. Wenn man diesem SPON-Artikel glauben schenken kann, gibt es durchaus genug Arbeit, auch wenn sie bisher mehr als schlecht bezahlt wurde. Letzenendes werden die gestiegenen Personalkosten vermutlich auf den Endverbraucher umgewälzt.
32er-maul
Fakt ist, dass der KEP-Markt (Kurier-Express-Paket) sehr stark wächst.
Immer mehr und immer kleinere Sendungen wollen befördert werden. (Online-Bestellungen (weltweit) usw. machen es dem Kunden einfach.) Des Weiteren ist in vielen Fällen (u.a. konkurrenzbedingt) eine Lieferung binnen 24h (= Express) schon mehr oder weniger Standard.
Die Abwicklung der Sendungen wird also immer aufwendiger und teurer (Immer mehr, immer kleinere Sendungen, über immer weitere Entfernungen, in immer kürzerer Zeit).
Eine Folge von Mindestlöhnen wird also auch die Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen für bestimmte Anbieter (bspw. DHL) sein.
Profitieren werden hingegen Firmen wie bspw. DPD. DPD ist einer der größten KEP-Spediteure in Deutschland, lebt als solcher aber zum großen Teil von seinen Franchisenehmern. Soll heißen: Die ganzen DPD-Leute, die man so rumschwirren sieht, sind selbständige Transportunternehmen (mal auf die Fahrer-/Beifahrertüren von den Autos achten), die von den Mindestlöhnen natürlich nichts abkriegen.

Und generell:

Ein wirksamer Mindestlohn (Mindestlohn > aktueller Durchschnittslohn) führt grundsätzlich zunächst einmal zu einer höheren Arbeitslosigkeit, da durch ihn der "erzwungene" Preis für einen Arbeitnehmer steigt, was einen Rückgang der Nachfrage der Unternehmen nach der "Ware Arbeitnehmer" zur Folge hat.
Euronymus
Zitat(32er-maul @ 08 Dec 2007, 14:06)
(Mindestlohn > aktueller Durchschnittslohn)
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Wie soll das mathematisch funktionieren? Der Durchschnitt einer Menge kann nicht kleiner sein als das kleinste Element.
Chris
Gegenteil bleibt natürlich zu sagen, dass mit Mindestlohn ein Wettbewerb nicht mehr auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird, sondern wirklich das Management gezwungen ist, effizienter Wege für den Wettbewerb zu finden.

Außerdem müssen wir dann nicht mehr soviele Zuschüsse an diejenigen Arbeitnehmer zahlen, die mit ihrem "Wettbewerbslohn" nicht mehr leben können.

So bleiben diejenigen Unternehmen auf dem Markt, die dem deutschen Staat nicht schaden.
Chris
Zitat(Euronymus @ 08 Dec 2007, 14:10)
Wie soll das mathematisch funktionieren? Der Durchschnitt einer Menge kann nicht kleiner sein als das kleinste Element.
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Gemeint ist ein zukünftiger Mindestlohn ...
32er-maul
@ Euronymus

Chris war schneller

Zitat(Chris @ 08 Dec 2007, 14:12)
Gegenteil bleibt natürlich zu sagen, dass mit Mindestlohn ein Wettbewerb nicht mehr auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird, sondern wirklich das Management gezwungen ist, effizienter Wege für den Wettbewerb zu finden.


Richtig!
Was aber auch bedeuten kann, dass sich Unternehmen der Einfachheit halber aus dem Markt zurückziehen und damit das Feld denen überlassen, die ihren Sammel- und Verteilverkehr über (Ein-Mann-)Subunternehmen abwickeln.
Überspitzt formuliert: ABC stellt Leute aus, die sich dann mit ihrem eigenen Transporter selbständig machen und als Einzelunternehmer in die Abhängigkeit von XYZ begeben.
Chris
Na dann. Härtere Kontrollen für alle. Besonders für Unternehmer.
Euronymus
Zitat(Chris @ 08 Dec 2007, 14:13)
Gemeint ist ein zukünftiger Mindestlohn ...
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Man könnte mit einem mächtigen Instrument wie dem Mindestlohn sicher viel Unfug anstellen, aber es geht darum Lohndumping zu verhindern und nich ein Luxusleben für jeden zu erzwingen.
Wie du schon geschrieben hast, verdienen einige so wenig, das sie trotz Vollarbeit ein Recht auf staatliche Unterstützung haben. Da sollte man schon das grosse st***********e Schwert nehmen und den Managern den Kopp runterhacken!
32er-maul
Zitat(Euronymus @ 08 Dec 2007, 14:37)
Wie du schon geschrieben hast, verdienen einige so wenig, das sie trotz Vollarbeit ein Recht auf staatliche Unterstützung haben. Da sollte man schon das grosse st***********e Schwert nehmen und den Managern den Kopp runterhacken!


... aber dann nicht nur bei Post & Co., oder?!
Euronymus
Zitat(32er-maul @ 08 Dec 2007, 14:40)
... aber dann nicht nur bei Post & Co., oder?!
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Nich nur, wenn man mal dabei ist, kann man gleich gross Reine machen. lol.gif
tingel
In der Zeit wurde mal behauptet, daß in den Ländern, wo es einen Mindestlohn gibt (und das sind sehr viele - z.B. auch den USA) keine negativen Effekte auftraten. Es wurde auch gesagt, daß ein Mindestlohn nur dann Sinn macht, wenn er für alle Branchen gilt und nicht zu hoch angesetzt ist.
Das erscheint mir Sinn zu machen. Ein Mindestlohn darf auch keine Gleichmacherei sein, warum sollte jemand, der einen Beruf gelernt hat, gleich wenig verdienen, wie jemand, der nur Hilfstätigkeiten ausführt?
Auch würden sonst wie 32er schon gesagt hat, solche Tätigkeiten komplett in die (Schein-)selbständigkeit verdrängt.
Und diesen Leuten hilft keine Gewerkschaft, sie müssen sich selbst sozial absichern usw.
Niveau
Hol- und Bringedienste sind eigentlich die geringqualifiziertesten, die es überhaupt gibt.
Weit hinter Friseusen, Bäckereiverkäufern, Wachpersonal.

Es ist schon seltsam, wenn diese Zusteller mehr verdienen als Friseusen, Verkäuferinnen, Callcenteragenten. Normal ist das irgendwie nicht, obwohl mir unter den Zustellern auch schon sehr redegewandte, freundliche mit Verkaufstalent begegnet sind.

Briefträger gehören sowieso erschossen, wenn sie in's MFH-Grundstück kommen, durch die Tür, und diese dann immer sperrangelweit offen lassen, obwohl es keine Mühe wäre, die wieder zuzumachen. An diesem symbolischen Verhalten erkennt man, dass eine Serviceeinstellung überhaupt nicht vorhanden ist, und das betrifft ausschließlich die bestverdienendsten der Deutschen Post, während die privaten trotz geringerer Löhne qualifizierter und bemühter wirken.
Euronymus
Ganz so einfach ist die Sache nicht. Post ist eine sehr sensible und extrem wichtige Sache. Das merkt man besonders dann, wenn ein Brief mal nicht ankommt. Bei einem Geldtransporter würde man auch nicht die Sicherheit erhöhen indem man die Mitarbeiter an der Armutsgrenze leben lässt.
Chris
Ne. Bei den Geldtransportern setzt man einen zweiten mit rein, der noch weniger verdient und der die Chance hat aufzusteigen, wenn er den anderen ans Messer liefern kann.
32er-maul
Zitat(tingel @ 08 Dec 2007, 15:01)
In der Zeit wurde mal behauptet, daß in den Ländern, wo es einen Mindestlohn gibt (und das sind sehr viele - z.B. auch den USA) keine negativen Effekte auftraten. Es wurde auch gesagt, daß ein Mindestlohn nur dann Sinn macht, wenn er für alle Branchen gilt und nicht zu hoch angesetzt ist.


Kleine Erklärung am Rande:

Die negativen Effekte treten nicht auf, weil es sich, bspw. in den USA, nicht um einen wirksamen Mindestlohn handelt. D.h. es werden sowieso höhere Löhne gezahlt als vorgeschrieben. Dies und die Tatsache, dass in der untersten amerikanischen Arbeiterschicht zwei oder sogar drei Jobs eher die Regel als die Ausnahme sind, lässt erahnen in welchen Regionen sich dieser Mindestlohn bewegt. (Aktuelle Zahlen hab ich leider gerade keine da, aber bis "9/11" z.B. hatte das (private) Sicherheitspersonal auf U.S.amerikanischen Flughäfen einen Bruttostundenlohn von knapp über 2,50$.)
32er-maul
09. Dezember 2007

BRIEFGEWERBE

Ein paar Cent für einen Brief

Sie laufen für einen Hungerlohn, ihre Arbeit gilt als Schundjob: Mit rauen Methoden beutet die Deutsche Post die Zusteller bei ihrer niederländischen Tochter Selekt Mail aus.
[...]
Doch der Lohnzettel zeigt: Netto hat Gerritsen pro Brief 5,1 Cent bekommen, weniger als 250 Euro insgesamt - im Monat. Selbst für vier, fünf Stunden Arbeit am Tag wäre das wenig.
[...]
Eigentlich haben die Niederlande einen der höchsten Mindestlöhne Europas. 1317 Euro brutto stehen jedem über 23 Jahre für eine Vollzeitstelle zu, 8,70 Euro pro Stunde. 40 Prozent der Zusteller bekommen aber nur einen Stundenlohn zwischen drei und fünf Euro.
[...]
Doch auch der frühere Monopolist TNT schläft nicht. Mit "Netwerk VSP" hat der ehemalige Staatskonzern den dritten großen Wettbewerber auf den Billig-Postmarkt gebracht.

Kompletter Artikel auf SPIEGEL ONLINE
Chris
Der Mindestlohn in USA beträgt 7,50 Dollar. Das Problem daran ist, dass er ewig nicht angehoben wurde. Weiteres Problem ist, dass in USA viele Kosten versteckt werden, man denke nur an die obligatorischen 15% Trinkgeld, die man dem Kellner geben muss. So etwas wird dort schon in den Mindestlohn eingerechnet.

Gibt natürlich auch dort, so wie hier, Firmen die sich nicht dran halten, bzw. die Rechnung auf Seiten der Arbeitgeber anders aussieht als auf Seiten der Arbeitnehmer.
ulli
die frage ist doch, ob ein mindestlohn sinnvoll ist? eindeutig ja. es kann ja wohl nicht angehen, dass leute 40 stunden arbeiten und am ende des monats weniger ausgezahlt bekommen als den hartz 4 satz.
so kann doch auch nur der staat funktionieren: arbeiten muss sich lohnen. ich würde doch einen job bei pin oder woanders nie annehmen. da geh ich lieber gar nicht arbeiten, als solchen halsabschneidern das geld in den gewinntopf zu arbeiten. springer hat wohl eine halbe milliarde in das komische unternehmen gesteckt. meint ihr wirklich, dass die das mit verlust abschließen? entweder haben die das schon wieder dran oder die erpressen wirklich, damit sich der gewinn nicht schmälert. vielleicht machen sie auch beides.
jedes konzept zum geldverdienen, dass darauf aufbaut, löhne zu zahlen, die nicht zum leben reichen, kann nur ein falsches konzept sein und würde dann wahrscheinlich über die preis konkurrenz jobs kosten, die woanders besser bezahlt werden. für mich ist es sozialer die 1.000 leute über die klinge springen zu lassen, zumal sie dann nicht viel weniger haben werden, als normalbezahlte jobs dafür zu opfern.

ich krieg echt anfälle, wenn ich mir diese wirtschaftsliberale argumentation anhöre und vor allem auch die in der "mitte" verortete cdu , die nichts anderes kann, als gewinne groß zu halten. was hat das mit dem kleinen mann zu tun?
wombat1st
"Springer hat ein erhebliches Risiko in Kauf genommen und auf die falsche Karte gesetzt."

Axel Funhoff @ tagesschau.de
SHARK
Anstatt über Mindestlöhne sollte man sich mal über Höchstlöhne bzw. Maximalbesitz Gedanken machen. Ebenso wieviele Menschen die Welt insgesamt verkraftet bzw. wie man sie global gerecht verteilt. Ansonsten kann die alte Welt zukünftig Einpacken, mit ihren schönen Worten von Wohlstandswahrung bzw. sozialer Gerechtigkeit. Der Drache wächst, sein Hunger wird immer größer, andere stehen in der Spur.

Aber dann gebe es ja keine Kabel 1 - Reportagen mehr über das Luxusleben gelifteter Brote, die einmal das Richtige getan haben, nämlich sich beim richtigen Bäcker auf's Blech zu legen ...
Diverse Automagazine könnten nicht mehr die neuesten PS-Boliden gegeneinander antreten lassen ...
Und schillernde Rockstars bzw. Flimmerkistenprominente könnten keine Almosen mehr sammeln, um das kleine süße Kind mit den großen braunen Kulleraugen zwei Wochen länger am Leben zu halten ...

Der Mensch ist nicht paretoeffizient, nur in seinen feuchten volkswirtschaftlichen Träumen.

Deswegen ringt sich bei mir beim Wort Mindestlohn nur ein ausgemergeltes, trauriges und galgenhumoriges Lächeln ab. Das gleiche Lächeln habe ich auch bei den Revolutzern, die der Hydra einfach nur den Kopf abschlagen wollen, um ihr dann als neuer Kopf zu dienen.
ellipirelli1980
Bei der Mindestlohndebatte fallen mir zwei "Stellenanzeigen" ein, die ich letzte Woche gelesen hab:

1. Stelle: Weihnachtsmann für Kundenbetreuung gesucht (Fotos mit dem guten Mann)
Qualifikationen: nicht notwendig
Lohn: 11 Euro pro Stunde /paar Stunden pro Woche

2. Stelle: Kinderbetreuung in einer Familie mit
- Abholen der Kinder von Kita, Hort und Freizeitaktivitäten
- Hausaufgabenbetreuung & Nachhilfe beim älteren Kind und Beschäftigung des Kleenen
- Zubereitung von warmen und kompletten Mahlzeiten
- Kleines Kind bettfertig machen (Waschen, Baden, Windeln, Füttern usw.)
Qualifikationen: Ausbildung im Erziehungsbereich und gerne noch Studium in die Richtung
Lohn: 5 Euro die Stunde (Haushalt im Weißen Hirsch) shocking.gif so 2 mal die Woche

Welche Stelle ist wohl mit mehr Qualifikationen, Verantwortung und aufwendigen (bis leicht nervtötenden) Tätigkeiten verbunden? yeahrite.gif

Das zeigt eindeutig, dass die Relationen manchmal nicht mehr gegeben sind. Ein Foto machen lassen zum doppelten Lohn shocking.gif . Ich versteh es einfach nicht. Für so wenig Geld (im schlimmsten Fall für 10 Euro nen weiten Weg fahren) geht doch kein Studi arbeiten oder? Da kann ich auch für 5 Euro babysitten und gemütlich ein Buch lesen, wenn der Wurm schläft. Dort muss man ja richtig ackern - mal vom Windeln wechseln abgesehen.


Elli
Binhpac
Also ich bin ja auch grundsätzlich der Meinung, dass der Staat nicht so stark eingreifen sollte in die Wirtschaft. Wenn jemand nicht genug verdient durch seine Arbeit, dann wird er von Sozialleistungen leben ja. Wieso muss der Staat nennen wir es mal niederqualifizierte Arbeit durch Mindestlöhne schützen? Wenn die Arbeit nicht ausreichend belohnt wird, dann soll keiner diese Arbeit annehmen.

Nur ist es laut Erfahrung so, dass der Lohn immer etwas unter dem tatsächlichen Wert der Arbeit hinterherhinkt. Der Arbeitgeber zieht immer erst dann nach, wenn selbst die staatlichen Zusatzleistungen ausgereizt sind. Der Staat unterstützt so indirekt Unternehmen, die ihre Mitarbeiter bis zum Letzten ausbeuten und die Mitarbeiter, die faire Gehälter von ihren Unternehmen bekommen, kriegen keine Zusatzleistungen vom Staat. Hier ist etwas nicht in Ordnung.

Was widersprüchlich ist, ist das die CDU, die selber den Post-Mindestlohn durchgesetzt hat, sich nun dagegen sträubt. Was macht die Arbeit des Briefträgers schützenswerter als die Arbeit anderer Branchen? Die CDU ist mit Frau Merkel so unkoordiniert, dass mittlerweile jeder in der CDU ist, seinen Senf nach seiner persönlichen Meinung widergeben darf und die Frau Merkel schweigt sich wie zu fast allen Themen solange aus bis der Druck gross genug wird oder das Thema von alleine verschwindet. Wieso ist man für einen Mindestlohn bei den Postangestellten aber für andere Branchen wieder dagegen?

Der Vorstoss der SPD dieses flächendeckend durchsetzen zu wollen ist daher nur konsequent in ihrer Argumentation.

Mindestlohn? ja. Branchenübergreifend? ja. Ist der Mindestlohn zu hoch angesetzt? Ich denke schon.

Hier ein schöner Artikel aus der SPD-nahen Zeit aus dem Jahre 2005:
http://www.zeit.de/2005/24/Forum?page=1
Niveau
Höchstlöhne sind ja noch beschränkter als Mindestlöhne. Wenn sich ein Multimillionär was total Sinnloses kauft, meinetwegen ein sehr seltenes Bild, dass frisst das ja kein Brot, sondern er hat jemandem anderes dafür das Geld gegeben.

Dass zum Beispiel Fußballspieler so viel verdienen, liegt ja auch daran, dass so viele der Meinung sind, er wäre es wert und dann ist er es auch.

Korruption und Subventionen sind schädlich wie nicht funktionierende Märkte, deswegen ist eine Staatsquote von 25-50% schon nötig, aber die linkslastigen Reflexe in Deutschland resultieren aus verzerrten Weltbildern und tragischen Einzelschicksalen. Wir haben die Gefahr französischer Verhältnisse, zwei Weltkriege gewonnen und von der Sonne verwöhnt, im neuen Europa noch nicht angekommen, nach dem Wirtschaftswunder noch nicht überwunden, aber ich bin guten Mutes, dass Deutschland wieder moderne Lokomotive in Europa wird, der beste Mindestlohn ist eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften, das andere kann man immer umgehen und nützt am Ende niemandem. Wenn die Löhne nicht zum Leben reichen muss der Staat drauflegen, aber Mindestlöhne sind Gift über ein sehr geringes Niveau hinaus, 5 Euro zum Beispiel gegen Scheinbeschäftigung, da hätte niemand was dagegen, aber warum soll niemand für sechs Euro arbeiten dürfen und dann noch was dazubekommen für Miete und Kinder.
Chris
Wenn der Staat die Sozialleistungen bezahlen muss, dann hat er auch das Recht, einen Mindestlohn festzusetzen. Oder der Staat legt einfach mal ein unabhängiges Grundeinkommen für jede in Höhe von rund 1.000 Euro fest.

Dann kann sich wirklich jeder entscheiden, ob er arbeiten gehen will, oder nicht. Dann brauchen wir uns auch keine Gedanken machen um den Mindestlohn, weil dann wirklich keiner mehr für 5 Euro die Stunde auf den Weißen Hirsch raufbuckeln muss. Im Übrigen wird der Weihnachtsmann so gut bezahlt, weil es keine gibt zur Zeit. Kinderbetreuer gibt es en mass. Arbeitskraft wird heutzutage auch kapitalistisch gehandelt - was dazu führt, dass bei einem Überangebot die Löhne eben sinken. Und hier macht es schon Sinn eine untere Grenze zu besitzen, entweder in Form von Mindestlohn oder Grundeinkommen, welches einfach das Gut Arbeitskraft künstlich verknappt um dafür wieder menschengerechte Preise zu erzielen.

Das Arbeitslosengeld ist übrigens keine Möglichkeit die Arbeitskraft künstlich zu verknappen, da der Mensch an sich ja arbeiten will, von daher aus der staatlichen Ummutterung drängt und sein ganzes staatliches Geld riskiert, wenn er zuviel hinzu verdient.
NEO.POP
grundeinkommen wär ne tolle sache, übrigens ne sache wo sich ansichten von linken, grünen und zumindest althaus von der cdu überschneiden biggrin.gif
ellipirelli1980
Besonders geil finde ich es, dass sich der Staat über die Lohnpolitik der Unternehmen beschwert, da er in die Beschäftigten des Niedriglohnsektors quasi "reinbuttern" muss.
Auf der anderen Seite werde ich NACH meinem abgeschlossenen Studium in einem öffentlich-rechtlichen Ausbildnungsverhältnis (die Uni zählt ja nicht als richtige Ausbildung yes.gif ) ganze 492 Euro (2 Jahre lang weeping.gif ) verdienen. Bravo Vater Staat - schick mir mit dem Lohnzettel bitte auch gleich den Hartzt4 Antrag mit.

Hier wünsche ich mir z.B. auch mal bissl Marktwirtschaft, da man als Lehramtskanidat mit einem Mangelfach trotzdem nicht mehr Geld oder eine bevorzugte Stelle bekommt, obwohl der Staat scheinbar auf einen angewiesen ist.

Am Ende frage ich mich immer wieder, warum man trotz Nachfrage und hochqualifizierter Ausbildung so beschissen bezahlt wird, obwohl man gleich in den Berufsalltag reingeworfen wird.
Chris
Scheinbar scheint ja nicht genügend Nachfrage zu existieren, sonst würde man nicht so niedrige Löhne zahlen können.
SHARK
Zitat
Höchstlöhne sind ja noch beschränkter als Mindestlöhne. Wenn sich ein Multimillionär was total Sinnloses kauft, meinetwegen ein sehr seltenes Bild, dass frisst das ja kein Brot, sondern er hat jemandem anderes dafür das Geld gegeben.


Gegen ein Bild sagt ja keiner was, dass bißchen Farbe und Leinen kann man entbehren.

Habe jetzt auch keine Lust ein Exzerpt über die mannigfalte Literatur über dieses Thema niederzuschreiben.
Einen gewissen monetären Anreiz für Leistung muß es geben. Das hat mittlerweile auch die gemäßigte Linke eingesehen. Wenn Geld aber zu maßloser Dekadenz und Verschwendung führt, dann hat irgendwer vielzuviel davon.

Ein Factum: Für die Energieumwandlung entbehrt sich vielleicht zukünftig das Erdöl, aber das aktuell ausgestoßene CO² bleibt erstmal. Beispiele für unnötige Luxusgüter bzw. Luxusdientleistungen kannste Dir zu diesem getroffenen Statement selber raussuchen.
bloodrayne
Zum Thema Mindest- / Maximallohn möchte ich auch noch ein Schlagwort anfügen: "Generation Praktikum" (in Italien auch Übersetzt "Generation 1000 Euro" genannt). Die Politik fordert ständig Mobilität, flexible und gut ausgebildete Leute, möchte die Studiquote erhöhen, möchte angeblich allen Schichten das Studieren ermöglichen, usw. - schafft es aber nicht (durch eine kluge Gesetzgebung etwa), dass Jungakademiker und Fachkräfte zu fairen Löhnen Beschäftigung finden. In meinem Umfeld gibt es viele solcher Beispiele und ich finde es eine Frechheit, wenn sofort immer ein Neidkomplex diagnostiziert wird, wenn man diese Tatsachen anspricht. Für Intressierte empfehle ich mal kurzerhand folgenden Link. smile.gif rayne
32er-maul
Zitat
"Fiasko" und "ökonomisch unsinnig": Das Institut der Deutschen Wirtschaft fährt schwere Geschütze in der Diskussion um Mindestlöhne auf. Die drastische Warnung: Das Vorhaben gefährdet bis zu vier Millionen Arbeitsplätze - vor allem für Geringqualifizierte.


Quelle: SPIEGEL ONLINE, 13. Januar 2008, MINDESTLOHN, Experten warnen vor Beschäftigungskatastrophe

Vier Millionen ist - denke ich - zwar ein bisschen happig, aber dass man mit einem Mindestlohn durchaus gewaltigen Schaden anrichten kann glaube ich gern.
Stormi
Der Post-Mindestlohn ist rechtswidrig - das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Donnerstag entschieden. Bei der Erstellung der entsprechenden Verordnung habe das Bundesarbeitsministerium die private Konkurrenz gravierend in ihren Rechten verletzt.

Quelle: SPON

Rechtlich wurden da wohl Fehler gemacht ja, aber wir wissen doch alle, dass es eigentlich um was anderes ging. Jetzt dürfen PIN und co. ihre Sklaven freien Arbeiter wieder angemessen statt fürstlich entlohnen.

Achja: Natürlich wurde das damals durchgeboxt, um die Post zu stärken. Ich bin aber eher der Meinung, dass die Schwächung von Unternehmen (also die Konkurrenz in dem Fall) durch die Einführung von Mindestlöhnen zeigt, auf was deren Geschäftsmodell eigentlich beruht: Nämlich auf billig. Das ist kein nachhaltiges Wirtschaften in meinen Augen und sollte zu Recht untergehen.
Allerdings haben sich die Lobbyisten und die damalige Regierung damals erwartungsgemäß so blöde angestellt, dass die Sache leicht zu kippen war.
Ein deutschlandweiter Mindestlohn wäre ja auch zu einfach gewesen.
Mr_T
Zitat(Stormi @ 28 Jan 2010, 17:38)
[...]
Jetzt dürfen PIN und co. ihre Sklaven freien Arbeiter wieder angemessen statt fürstlich entlohnen.
[...]
*


Und schon werden die Löhne um knapp 15% gekürzt:

Tagesschau - PIN kürzt Löhne

Zitat
Bei der Post soll dagegen weiterhin der vereinbarte Mindestlohn gezahlt werden, denn er sei "nach wie vor richtig", sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands Postdienste, Wolfhard Bender.



Auch wenn mir die Post besonders aufgrund ihrer Filialschließungen (wollen die nicht schon bald alle eigenen dicht gemacht haben?) Zunehmend unsympathischer wurde: Hier hat sie mal ein paar Pluspünktchen gesammelt. Man fragt sich eh, warum sie mehr zahlen können als die Springer-Konkurrenz, obwohl sie einen (zugegeben: gefühlten) größeren Bürokratieapparat haben als die kleinen. Ist da das Lohndumping Geschäftsmodell?
Stormi
Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Neue Brief- und Zustelldienste (AGV-NBZ), Florian Gerster, wertete das Urteil als einen "eindeutigen Sieg für den Wettbewerb in der Brief- und Zustellbranche." Es bedeute "grünes Licht für die Schaffung neuer Arbeitsplätze." Er versicherte, die Arbeitnehmer der Verbandsunternehmen würden auch künftig tariflich abgesichert sein. Als tariflicher Mindestlohn werde 7,50 Euro je Stunde in Westdeutschland und Berlin und 6,50 Euro je Stunde in Ostdeutschland gezahlt. Nach Ansicht von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat der Post-Mindestlohn "Tausende Arbeitsplätze gekostet".

Was für ein Horrorgefasel ey. Warum die in den 25 Monaten Mindestlohn nicht an den Rand des Bankrotts gelangt sind, fragt natürlich keiner.
wombat1st
eine frage die ich mir schon länger stelle, sind mindestlöhne und deren forderungen eigentlich brutto oder nettowerte? weiß das jemand verlässlich?
Chris
Bruttowerte sind gemeint.
Euronymus
Warum hat eigentlich noch niemand gegen den Kombilohn geklagt? Das is doch echte Wettbewerbsverzerrung. huh.gif