Michael Schulte Acoustic Tour 2013
Scheune
am Freitag den 22.02.2013
Michael Schulte Acoustic Tour 2013
+ Special Guest: Rauschenberger


Michael Schulte

Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen, während er sich eine seiner rötlichen, wilden Wuschellockensträhne aus der Stirn streicht. Die Rede ist von Michael Schulte. Einem jungen Flensburger Musiker, der als YouTube-Phänomen beginnt, bei „The Voice Of Germany“ alle Zuschauer für sich einnimmt und jetzt mit „Wide Awake“ seine nächste Platte am Start hat. Er hat im Gespräch noch gar nichts gesagt und schon eine natürliche und nachhaltige Charmeoffensive gestartet. Einfach so.

Wild, leise und kein Fußball

Doch erst einmal schön der Reihe nach. Zunächst deutet im Hause Schulte nichts auf ein großes, schlummerndes musikalisches Talent hin. „Mein Vater hat rudimentär Gitarre gespielt“, erinnert sich Michael Schulte, „und dazu gesungen. So ab und zu. Mehr aber auch nicht.“ Wie aber kommt es dann nur, dass der junge Michael schon von klein auf laut singend durchs elterliche Haus tobt? „Es muss wohl schon damals etwas in mir drin gewesen sein, was sich singenderweise seinen Weg nach draußen gesucht hat“, vermutet Michael Schulte. Schon damals sucht sein Gesang trotz aller Wildheit die leisen, nicht lärmenden Töne. Er guckt dem Vater die wenigen Gitarrenakkorde ab, packt in einem Kurs noch ein paar obenauf und begleitet sich selbst recht schnell mit der Gitarre. „Sogar dieses Wenige hat mir schon unglaublich viel Spaß gemacht. Ich bin einfach reingerutscht“, lacht Michael Schulte. Bevor es jedoch richtig losgeht, ist es auch schon wieder vorbei. Stimmbruch. Aus. Ende. Fußball ist sein nächstes großes Ding. Er schafft es ohne Umschweife bis in die Landesauswahl. Doch mehr als ein Strohfeuer ist es nicht. „Ich merkte schnell: Es ist etwas Anderes, was in mir schlummert“, sagt Michael Schulte, „ohne es damals konkret benennen zu können. Aber es war da.“ Er macht das, was so viele pubertierende Jugendliche tun. Michael Schulte entdeckt das Netz für sich. Surft hier ein wenig und dort auch. Bleibt schließlich bei YouTube hängen. „Beim Durchklicken bin ich auf die niederländische Sängerin Esmée Denters und ein Video von ihr gestoßen, in dem sie 'Tears In Heaven' von Eric Clapton singt“, erzählt Michael Schulte, „und vor allem war ich davon beeindruckt, wie viele Leute sich das angesehen haben.“ Wieder und wieder schaut er bei YouTube vorbei und sieht, wie die Klickzahlen bei Esmée Denters nach oben schnellen. Wöchentlich. Täglich. Stündlich.

Headset, Webcam und Klickmillionär

Je öfter Michael Schulte dem Wunsch nachgibt, bei YouTube vorbeizuschauen, desto größer wird seine Lust darauf, selber wieder zu singen. „Aber singen allein, das reichte mir nicht mehr“, weiß er schnell, „ich wollte erleben, wie es wohl ankommen würde, wenn ich auch ein Video bei YouTube hochladen würde?“ Diese Frage bohrt in ihm und beschäftigt ihn so lange, bis er sich letztendlich eine billige Webcam und ein noch billigeres Headset besorgt, alles installiert und mutig und ohne Plan loslegt. „Ich habe auch 'Tears In Heaven' gesungen, aufgenommen und sofort hochgeladen. Inne gehalten und dann den Rechner ausgemacht. „Ich wäre vor Spannung sonst geplatzt“, wirft er ein. Wir schreiben das Jahr 2008. Aber genauso so wenig, wie Michael Schulte als Kind lärmend und laut war, genauso wenig hat er nur eine Coverversion gesungen. Sein 'Tears In Heaven' ist aufgeladen mit seinem ganzen Ich. Vorgetragen, mit einer Stimme, die Eisberge schmelzen lässt und harte Männer zum Weinen bringt. Und Mädchen bis ins Mark verzückt. Da ist nichts gekünstelt. Nichts gewollt. Michael Schulte singt. Und das reicht! Mehr muss er nicht tun. Einfach nur singen! Natürlich bleibt der Rechner nicht lange aus. Das ist für Michael Schulte auch nicht auszuhalten. Also Rechner an. Und? „Ich hatte aus dem Stand einige tausend Aufrufe, viele Kommentare und Leute, die mir geschrieben haben, dass sie das total toll finden, was ich mache. Meine Stimme und meine Art zu Singen“, liegt die Überraschung heute noch in Michael Schultes Stimme und seine Augen leuchten. Jede Woche lädt er nun ein weiteres Video hoch. Das tut er übrigens bis heute. Die Videos sind pur, ja fast nackt. Nur Gitarre und Stimme. Doch explodieren sie vor Kraft. Vor Emotion. Vor Nähe. Ganz uneitel. Und der Rotschopf hat sichtlich und zunehmend Spaß. So ganz nebenbei ist er schnell mehrfacher Klickmillionär und die Höhe der Abonnentenzahlen seines YouTube-Kanals lassen jeden Zeitungsverleger vor Neid erblassen. Und die Fanbasis wächst.

Hautnah, berührend und kein Schonraum

Das improvisierte heimische YouTube-Studio ist für Michael Schulte ein sicherer Hafen. Dort ist er fest vertäut. Trotz aller Offenherzigkeit ist der Bildschirm und die Netzentfernung immer zwischen ihm und denen, die ihn anhimmeln. „Ich musste mich nicht rausbewegen; denn jeder konnte in meinen Hafen einlaufen, andocken und zuschauen“, reflektiert Michael Schulte, „ich hatte keinen Plan, wie ich je den Hafen verlassen sollte, um auszulaufen, um auf hoher, rauer See zu bestehen. Im Grunde meines Herzens war ich scheu, unsicher, ja sogar schüchtern.“ Da muss ein Lotse her. Der steht in persona von Rea Garvey längst bereit; denn auch er ist ein YouTube-Junkie und hat Michael Schulte längst für sich entdeckt. Er ruft Michael Schulte an und fragt, ob er nicht Lust hätte, mit ihm während der Kieler Woche aufzutreten? Gesagt. Getan. „Emotionaler hätte keine Situation für mich sein können, als die mit Rea Garvey gemeinsam auf einer Bühne zu stehen“, daran lässt Michael Schulte keinen Zweifel, „besonders auch deshalb, weil viele seiner Lieder eine so große Bedeutung für mich hatten. Er hat mich sofort in sein Herz geschlossen.“ Dieser Auftritt katapultiert Michael Schulte heraus aus seiner Wohlfühlzone, zerrt ihn weg von der heimischen Webcam. Ins Rampenlicht. Ins kalte Wasser des Showgeschäfts. Als es das Schicksal auch noch will, dass Rea Garvey bei „The Voice of Germany“ sein Mentor wird, gibt es für Michael Schulte kein Halten mehr. Er weiß, wo er hingehört. Auf die Bühnen. Dorthin, wo ihn seine YouTube-Fanbasis schon längst haben will.

Nicht Jack Johnson, schon eher Muse

Nach diesem Sprung ins kalte Wasser des Showgeschäfts legt die Karriere von Michael Schulte noch einen Zahn zu. Nach einer nur online vertriebenen CD, hat er nun mit „Wide Awake“ seine erste richtige Platte am Start. „Ich habe noch nie so viel Musik gemacht, wie momentan. Ich musste mich dabei nicht einmal verbiegen“, blickt er versonnen, „ich bin ich und bleibe ich. Kompromisse gehe ich keine ein.“ Deshalb tragen seine Stücke auch stets diese unvergleichliche sprudelnde Frische. Ein betörendes Beispiel gefällig? Einfach mal „Heard You Crying“ genießen. Nie war ein Refrain berauschender. Oder die aktuelle Single „Jump Before We Fall“. Noch Fragen? Die Gitarre ist geblieben. Ein wenig virtuoser vielleicht. Die Stimme auch. Michael Schulte singt immer noch kaum mit Kopf, dafür aber voller Gefühl aus dem Bauch heraus. Seine Musik wärmt von innen auf. Genau so, wie er die Fans in sein Leben lässt, lässt er das Leben in seine Lieder. Einblicke zulassen ist sein Motto. Seine Lieder sind gleichzeitig Dialoge mit sich selbst und mit den Zuhörern. Wenn die Stücke Größe brauchen, dann gibt Michael Schulte sie ihnen mit auf den Weg. Dann ist er nicht Jack Johnson, dann ist er Muse (die Stimmfarbe von Matt Bellamy ist der von Michael Schulte übrigens nicht unähnlich).
Und wenn nur die sechs Saiten und die Stimme dem Lied gut tun, dann kommt auch nichts mehr dazu. Fertig. „Das was ich hier gemacht habe, möchte ich mein ganzes Leben lang machen“, blickt Michael Schulte auf die Lieder seines neuen Albums zurück. Und die Chancen stehen für Michael Schulte verdammt gut!

Text: Franz X.A. Zipperer

http://www.facebook.com/schultemusic

Support: Rauschenberger
http://rauschenberger-musik.de


VVK: 12 €
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Beginn: 20:00 Uhr
Location: Scheune www.scheune.org
Adresse: Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden