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NEUE SCHINDLER-BIOGRAFIE

Zweifel am Helden-Image

Der deutsche Geschäftsmann Oskar Schindler rettete über 1000 Juden vor den Nazis - und wurde 1993 durch Steven Spielbergs Kinodrama "Schindlers Liste" zum weltberühmten Geschichtshelden. Eine jetzt erschienene Biografie wendet sich jedoch deutlich gegen die heroische Darstellung.

Der Film etablierte Steven Spielberg endgültig als einen der bedeutendsten Filmemacher Amerikas, es gab einen Regie-Oscar und einmal mehr die Gewissheit, dass selbst in schlimmsten Zeiten Menschen dem Terror Paroli bieten. "Schindlers Liste" machte den sudetendeutschen Geschäftmann Oskar Schindler, der mehr als 1000 Juden vor den Nazis rettete, zum postumen Weltstar.

Doch jetzt werden Zweifel am Helden-Image Schindlers laut. Schindler habe mit der berühmten Liste mit Namen jüdischer Arbeiter, die vor der Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz bewahrt wurden, "fast nichts zu tun gehabt", erklärte der amerikanische Historiker und Sachbuchautor David M. Crowe der "New York Times".

Wie die Zeitung berichtete, bringe Crowes exzellent recherchierte Biografie* "Schindlers dunkle Seite" zum Vorschein. Schon lange sei bekannt, dass der Unternehmer "ein Agent für die deutsche Spionageabwehr" gewesen sei. Der 1974 verstorbene Schindler habe dies zeit seines Lebens heruntergespielt, doch Crowe, der sich auf bisher unbekannte Briefe und Dokumente stützt, behauptet, dass der spätere Wohltäter ein "gefährlicher Spion großen Kalibers" gewesen sein. Schindler sei unter anderem Befehlshaber jener Geheimdiensteinheit gewesen, die den Überfall auf Polen vorbereitete.

Jene "Liste Schindlers" habe es nicht in dem Sinne gegeben, wie der Film sowie der 1982 erschienene Roman von Thomas Keneally, der Spielberg als Basis diente, dies darstellten, legt Crowe nach Angaben des Blattes in der Biografie dar.

Der Autor bestätigt allerdings, dass sich Schindler tatsächlich für die Rettung von Juden eingesetzt habe. Jedoch sei Crowe zufolge die "Legende" von der Liste "teilweise durch Schindler selbst aufgebracht worden, um sein Heldentum auszuschmücken". In Spielbergs Film händigt der von Liam Neeson gespielte Schindler dem Verwalter seiner Emaillefabrik in Polen eine Liste mit Namen von Juden aus, die in Sicherheit gebracht werden sollen. Crowe allerdings erklärte, der historische Schindler habe zu dieser Zeit im Gefängnis gesessen, da er versucht habe, den SS-Kommandanten Amon Göth (im Film von Ralph Fiennes dargestellt) zu bestechen. Auch der Verwalter Itzhak Stern, im Film von Ben Kingsley verkörpert, habe zu jener Zeit nicht für Schindler gearbeitet.

mehr: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1...,329605,00.html


es ist vielleicht doch nicht alles gold was glänzt...