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Vollständige Version anzeigen: Atomkraft ja Bitte! Teil 4
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Subkulturaner
endlich geschafft, sorry für die Verspätung

Zum Schluss zum Atommüll:

<div style="float:left;margin:0px 10px 10px 0px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">bild kann nicht angezeigt werden<br />Ein Abklingbecken</div>Man setzt Brennelemente in Kernreaktoren mehrere Jahre ein. In diesen wird ihre Position innerhalb des Reaktorkerns mehrfach gewechselt um dafür zu sorgen, dass sie möglichst gleichmäßig und vollständig abbrenne. Im laufe der Zeit nimmt dadurch der spaltbare Anteil an Uran ab. Es ändert sich die Zusammensetzung der Brennstäbe. Es entstehen durch die Spaltung des Uran-235 radioaktive Spaltprodukt, durch den Einfang von Neutronen Plutoniumisotope, die sich entweder selbst in wieder andere Elemente umwandeln, oder durch weitere Neutronen gespalten werden. Es treten noch weitere Effekte auf, die aber zu sehr ins Detail gehen würden.
Die abgebrannten Brennelemente haben direkt nach ihrem entfernen eine extrem hohe Aktivität, die zu starker Wärmeproduktion führt. Um die Restwärme abzuführen, und die Radioaktivität abzuschirmen, werden die Brennelemente für einige Jahre im so genannten Abklingbecken im Containment gelagert. Innerhalb von einem Jahr, geht die Aktivität und die damit verbundene Wärmeproduktion auf 0,1% der Anfangswerte zurück. Im Allgemeinen, werden die Brennelemente mehrere Jahre im Abklingbecken gelagert, bis sie Abtransportiert werden.





<div style="float:right;margin:0px 10px 10px 0px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">bild kann nicht angezeigt werden<br />Querschnitt eines Castor</div>Sind die Brennelemente dann so weit abgeklungen, dass die nicht mehr zu viel Wärmeproduzieren, so werden sie in die berühmten CASTOR Behälter verladen. (cask for storage and transport of radioactive material (=Behälter für die Lagerung und den Transport für radioaktive Stoffe)) Der Behälter ist ein einteiliger geschlossener Grundkörper mit ca. 40 Zentimetern Wandstärke. Dieser wird mit zwei Deckeln verschlossen. Nun gibt es mehrer Möglichkeiten mit dem Müll fortzufahren. Es gibt die Möglichkeit die Brennelemente direkt Endzulagern, dabei ist das Problem, dass die Brennelemente immer noch eine so hohe Konzentration an spaltbare Stoffen beinhalten, wie im natürlichen Uranerz vorkommen. Deswegen wurden die Brennelemente noch bis vor kurzer Zeit aufbereitet. Die Prozedur ist zugegeben chemisch aufwendig, war aber bis vor ein paar Jahren gängig. Zur Zeit ist es in Deutschland nicht erlaubt Brennelemente wieder aufzubereiten. Was zur Folge hat, dass mehr Atommüll anfällt, als nötig wäre. Eine direkte Endlagerung hat auch noch das Problem, dass man die Abfälle nicht in leicht-, mittel- und hochradioaktive Bestandteile zerlegen kann, die man je nach ihren Anforderungen einzeln lagern könnte. Hochradioaktive Abfälle würden, wenn man sie denn ausgetrennt hatte einzeln in Glaseingeschweißt und noch einige Jahre zum Abklingen zwischen gelagert. Danach mit weiteren Stahlbehältern umgeben und endgelagert.
Heute ist es in Kernkraftwerken meist so, dass sie ein eigenes Zwischenlager betreiben. Dies befindet sich auf dem Kraftwerksgelände, und ist von der Größe ausreichend für den in der gesamten möglichen Betriebszeit anfallenden Müll. Wobei sich mögliche Betriebszeit auf die Zeit bezieht, für die die Kraftwerke einst ausgelegt wurden, nicht die, die sie per Gesetz noch laufen dürfen. In diesen Zwischenlagern stapelt man also die Castorbehälter und lässt sie weiter etwa 40 Jahre abklingen, dann kann man Abfälle ohne weitere Probleme endlagern.
Die Castorbehälter weisen übrigens vorbildliche Sicherheitseigenschaften auf. Einen Fall aus 15 Metern Höhe auf ein 200 Tonnen schweres massives Betonfundament müssen sie so überstehen, dass man sie danach noch öffnen kann. Bei einem Beschusstest hat man sie mit Hohlladungsgeschossen getestet. Zum Vergleich vom T-34, der daneben stand, war nach 8 Treffern kaum etwas übrig. Beim Castor hat man nach 40 Treffern aufgehört, weil man kaum Schäden erzielen konnte. Des Weiteren muss ein Castor der Temperatur, die in dem Moment entsteht, wenn auf dem Nachbargleis ein Güterzug mit Benzin, oder Ähnlichem, gesprengt wird, muss der Castor zwei Stunden ohne geringste Folgen standhalten. Man kann davon ausgehen, dass der Castor so ziemlich der sicherste Behälter der Welt ist, den man transportiert.

<div style="float:left;margin:0px 10px 10px 0px;padding:10px;border:4px solid #F2F2F2;background:white;">bild kann nicht angezeigt werden<br />Satzstock als Endlager</div>In Deutschland setzt man zur Endlagerung auf Seinsalz. Die ausgewählten Salzstöcke existieren seit über 100 Millionen Jahren, während dieser Zeit stand das Land darüber mehrere Male unter Wasser, oder waren mit dicken Eisdecken bedeckt und trotzdem bestehen dies Salzstöcke noch heute. Ein weiterer Vorteil ist, dass große Salzstöcke entstandene Hohlräume von selbst wieder schließen können. Es ist also anzunehmen, dass sie die eingelagerten Abfälle sicher verschließen werden. Da die Salzstöcke schon so lang existieren und sich über geologisch als lang zu bezeichnete Zeiträume kaum verändern, gehen Geologen heute davon aus, dass sie sich in der der nötigen Verschlusszeit nicht so weit verändern können, dass die eingelagerten Abfälle in dieser Zeit irgendetwas anderem ausgesetzt sein könnten als Salz. Sicher kann man keinem Kritiker einhundertprozentig versichern dass nie etwas passieren kann, aber geologische Strukturen, die es seit etwa 100 Millionen Jahren gibt, sollten sich in den nächsten 100 Tausend Jahren nicht dramatisch verändern. Dies entspricht in etwa der Zeit, nach der der Inhalt der Abfallbehälter nicht mehr gefährlich für die Umwelt ist. Außerdem sind die Abfälle noch von äußerst resistenten Behältnissen umgeben.

Die neuste Waffe gegen Atommüll ist die so genannte Transmutation. Dabei werden hochradioaktive Kerne in speziellen Reaktoren mit Neutronen beschossen. Dadurch kann man sie in weniger gefährliche Elemente überführen. Es ist heut möglich Abfälle aus Kernkraftwerken auf die Aktivität von natürlichem Uran zurückzuführen, was im Grund bedeutet, man könnte den Müll genau dahin zurückbringen, wo man ihn her hat. Großtechnisch ist diese Verfahren noch nicht möglich, aber der der Großteil des Mülls zur Zeit über Tage in Zwischenlagern steht, kann man an diesem Verfahren durchaus noch ein paar Jahre forschen.

Auch in diesem Punkt komme ich am Schluss wieder zu dem schon oft geschriebenen Satz. Entweder man vertraut der Technik, und ist davon überzeugt, dass es kaum noch Risiken gibt. Und ist davon Überzeugt, dass Kernenergie nach wie vor das Potential hat auf sicherem Wege das Klima zu schonen, oder man vertraut der Sache nicht.
Ich persönlich vertraue der Sache, was wahrscheinlich unschwer zu erkennen war. Ich hoffe ich konnte euch im Laufe der Serie ein paar interessante Dinge erläutern und euch zum Nachdenken anregen. Dann wünsche ich euch noch eine angenehme Diskussion nach dem letzten Teil.

Ende Teil vier, ende erste Staffel.

Schönen Abend, Markus
stth
hey vllt sind ja irgendwann die atommüllendlager die einzigen zeugen unserer zivilisation
schildkroet
Würde mich freuen, wenn noch etwas näher darauf eingegangen wird. Hatte mal im Fernsehen einen Beitrag zum Thema Transport und Endlagerung gesehen. Anscheinend werden die Brennstäbe sogar in Glas eingegossen und dann im Castor transportiert...
Subkulturaner
Bin leider grad nich in DD, aber wer sich für die Verfahren interessiert, kann sich Ende März gerne bei mir melden. Hab so einiges an Material dazu, was sehr tief geht, aber ich dacht, dass würde hier zu weit gehen.
chelys
um mal wieder an das Thema anzuschliessen: in diesem Artikel (SPonline) wird das Thema Sicherheit nocheinmal aufgegriffen und aktuelle Tendenzen beschrieben. Die Bilderserie auf Seite 2 trägt eine Menge Statistiken, auch wird der indirekte CO2-Ausstoß von Solarzellen mit aufgeführt biggrin.gif

/edit: link direkt zur "Fotostrecke"
Sowjet
Anscheinend sind ja die Salzstollen nun doch nciht so geschützt, Wassereinbrüche In Asse 2, einsturzgefährdete Stollen, Austritt von radioaktiver Lauge.

Was also tun mit dem Müll?

Kernfusion ist ein interessanter Ansatz, der allerdings wohl noch ~50 Jahre braucht bis zur Marktreife und wohl zu zukunftsweisend ist, als das heutige Regierungen genug investieren würden.
Aber auch da gibt es Atommüll, wenn wohl auch weniger (hat jemand Vergleiche?).

Ich bin für den Atom(spaltungs)ausstieg und den Kernfusionseinstieg.

Aber solange dies eben noch nicht praktikabel ist sollten wir doch auf einen Mix von Sonnen und Windenergie sowie Energie aus Pflanzenmaterial (Pelletheizungen, Ethanolkraftstoffe, Bioöl) setzen.

Aber für viele scheint eben Tschernobyl schon wieder sehr weit in der Vergangenheit zu liegen.
Hannsen
Atomkraft mag zwar relativ sicher sein, bietet jedoch keine 100%-ige Sicherheit vor Zwischenfällen, wie ja die aktuellen Vorkommnisse in Frankreich zeigen.
War es laut den Behörden kein schwerwiegender Zwischenfall, führt es doch vor Augen, dass die Gefahr, welche von der Atomkraft theoretisch ausgeht, durchaus real ist!

Klick!
Pommeraner
Zitat(Sowjet @ 09 Jul 2008, 13:49)
[..]
Kernfusion ist ein interessanter Ansatz, der allerdings wohl noch ~50 Jahre braucht bis zur Marktreife und wohl zu zukunftsweisend ist, als das heutige Regierungen genug investieren würden.
[..]


In Deutschland wird doch schon daran geforscht!
Max-Planck-Gesellschaft
Gut wann die ganze Sache mal marktreif ist, ist ne andere Sache...
Socres
allein auf windkraft/sonnenenergiue etc zu setzen ist sinnlos, unsere kernkraftwerke müssen langsam vom netz, das ist klar, aber so langsam wie es nötig ist, weiterhin müssen wir unsere kohle sauber verbrennen.

bissl mehr regen ist weit weniger schlimm als jahrtausende strahlende fässer überall in deutschland
Luzifer
Zitat(Sowjet @ 09 Jul 2008, 13:49)
Anscheinend sind ja die Salzstollen nun doch nciht so geschützt, Wassereinbrüche In Asse 2, einsturzgefährdete Stollen, Austritt von radioaktiver Lauge.

Was also tun mit dem Müll?

Kernfusion ist ein interessanter Ansatz, der allerdings wohl noch ~50 Jahre braucht bis zur Marktreife und wohl zu zukunftsweisend ist, als das heutige Regierungen genug investieren würden.
Aber auch da gibt es Atommüll, wenn wohl auch weniger (hat jemand Vergleiche?).

Ich bin für den Atom(spaltungs)ausstieg und den Kernfusionseinstieg.

Aber solange dies eben noch nicht praktikabel ist sollten wir doch auf einen Mix von Sonnen und Windenergie sowie Energie aus Pflanzenmaterial (Pelletheizungen, Ethanolkraftstoffe, Bioöl) setzen.

Aber für viele scheint eben Tschernobyl schon wieder sehr weit in der Vergangenheit zu liegen.
*

seh ich im Endeffekt auch so. Ich find die Energiepolitik nich grade gut, scheint mir zu radikal zu sein, denn wenn die die Dinger alle absägen werden die Strompreise bei der steigenden Nachfrage der Industrie erstma so richtig explodieren und auch wenn alternative Energien keine schlechte Sache sind, isses sicher nich das beste, das ganze Land mit Windmühlen zuzupflastern; kann mir nich vorstellen, dass sich das überall effizient lohnt, mir kommt das eher wie n Trend vor, genauso wie dieses bescheuerte Ökosiegel, mit dem die EU-Konzerne jetzt nochma so richtig loslegen, um Verbraucher abzuzocken. Ich denk dabei immer an Dänemark mit diesen Windmühlenparks, die lohnen sich wenigstens, aber auf jeden Berg fünf so ne Dinger zu basteln find ich nich so großartig und es wird auch nich die Nachfrage versorgen können. Ich denk, es wär besser, wenn die die ganze Diskussion aufschieben und ersma weiter die Forschung alternativer Energien vorantreiben und sich erst n Konzept machen, wenns sich wirklich lohnt. Mir kommts jedenfalls nich so vor, als wenn das in zehn Jahren schon so weit is.
drölf
kernspaltung ablehnen und kernfusion befürworten... warum? wegen dem atommüll...

weil die reaktionsprodukte bei kernfusion natürlich nur schlechte luft sind und garnicht radioaktiv oder sowas noexpression.gif


wie wärs eigentlich, wenn man mal lieber über den kohleausstieg redet, statt immer nur über atomkraftausstieg? yeahrite.gif
Socres
kohle is doch super, lässt sich ziemlich sauber verbrennen und man bekommt keine 4 arme davon
Gertrud
Bioöl bringt mal garnix, wenn in Indonesien Hektarweise Urwald abgebrannt wird um Anbaufläche für Ölpalmen zu erzeugen, damit der Bedarf an "umweltgerechtem" Sprit in Europa gedeckt werden kann bzw. der Preis gehalten werden kann.
Stormbreaker
Gerade aktuell: Sicherheitsleck in französischem AKW und Flussverseuchung!
Im Übrigen gab es auch schon in Deutschlands Norden verheerende Atomunfälle, von diesen wird jedoch nicht berichtet und so gut wie niemand erfährt davon - mit richtig ordentlicher Stichflamme in schillernd bunten Farben und Partikeln und lustigen Krümeln rund um das Areal.

Aktuelle Folge: Massives Auftreten von Leukämie in der Gegend, Kinder sind innerhalb kürzester Zeit an der Krankheit gestorben und es geht weiter. Deutsche Behörden meinen dazu nicht viel, in Russland schmunzelt man dazu nur.. Denn hier in der BRD bekommt man Proben nicht - ich wiederhole - nicht ordentlich untersucht, weil sich hier eine Industrie und Lobby manifestiert hat.

Problem ist zB Folgendes: Fakultäten brauchen Geld und diese Drittmittel holen sie sich von AKW-Betreibern zB ein (um eben ihre Forschung und Stellen zu betreiben). Deswegen wird man hier zu soetwas nicht erfahren, es hat sich ähnlich parallel wie im psychiatrischen Bereich etabliert.

Niemand attackiert seinen Brötchengeber.

In Russland nickt man da nur respektvoll, dass hier keine Menschen informiert und gewarnt werden, denn was hier in der BRD passiert und nicht an die Öffentlichkeit gelangt (außer vielleicht mal in einem kleinen Beitrag der ÖR dann und wann..) ist skandalös.

Im Übrigen: Wohin mit dem Müll? Wenn er unter der Erde gelandet ist, ist er dann verschwunden? Was passiert dann damit? Das ist so, als würde ein kleines Kind die Hände vor Augen halten in dem Glauben, dass das Problem dann nicht mehr existiert.

Okay, die Fässer rosten nicht usw. usf.

Hör mal, was ist mit den Rohstoffen, um eben diesen Müll zu Lagern: Weißt du, was Stahl in Zukunft kosten wird und kostet? Immer ein Behälter mehr, ein Wenig mehr Stahl, ein Wenig mehr Blei und was-weiß-ich was an Rohstoffen der Oberfläche verloren geht und nie wieder brauchbar für uns sein wird.

Wie ersetzen wir diese Rohstoffe? Ich sage, es wird sogar eine Zeit kommen, in der werden sogar Kriege um Wasser ausbrechen und das tun sie jetzt schon bereits in Afrika zB.

Jedes AKW ist ein Terrorziel weniger, außerdem kann man schlecht mit dem Finger auf andere zeigen (ihr baut ein AKW und nur wir dürfen das), dass diese die Bösen seien und man das doch bitte lassen solle.

Noch was: Es reicht! Statt andauernd über Atomkraft zu diskutieren, fordere ich endlich mal eine Erhöhung von Forschungsgeldern für alternative Reaktortechnologien, wie zB
-Focus Fusion
-Kalte Fusion
-...?

Es geht nunmal nicht und damit hat sich das Thema auch gegessen.

Amen!
stabilo
Zitat(Stormbreaker @ 09 Jul 2008, 15:25)
Im Übrigen gab es auch schon in Deutschlands Norden verheerende Atomunfälle, von diesen wird jedoch nicht berichtet und so gut wie niemand erfährt davon - mit richtig ordentlicher Stichflamme in schillernd bunten Farben und Partikeln und lustigen Krümeln rund um das Areal.

Aktuelle Folge: Massives Auftreten von Laukämie in der Gegend, Kinder sind innerhalb kürzester Zeit an der Krankheit gestorben und es geht weiter. Deutsche Behörden meinen dazu nicht viel, in Russland schmunzelt man dazu nur..
*


Sowas wie Quellen wären nicht schlecht, wenn du schon solche heikle Dinger bringst
abadd0n
Will die CDU das Thema im Wahlkampf aufgreifen? Wir werden sehen...

Jedenfalls nicht weiter verwunderlich, dass dies Thema hier neu belebt wird, scheint doch gerade ein Paradigmenwechsel (mit Video) stattzufinden, angeheizt vom G8-Treffen. So zumindest, wenn es nach FDP/CDU geht. 73% bzw. 59% ihrer Wähler befürworten die Laufzeitverlängerung.

#a g.gif
Euronymus
Beim Thema Atommüll stellen sich scheinbar einige Leute immer grosse Halden vor, aber die bisher in Deutschland produzierte Menge würde nichtmal reichen um einen mittleren Hörsaal zu füllen. Um einen Kubikmeter Diesel (für BWLer: das sind 1000 Liter) zu ersetzen braucht man 1 Gramm Uran, das ist ein Quader mit 10x10x0,5 mm. Also ein Qudratzentimeter aus nem Stück Karton ausgeschnitten ... wer das mal vor sich sehen will.
Onkel Possi
achja? aber ich glaub du vergisst die lustige "verpackung" in der das zeug vergraben wird
chelys
Der Volumenunterschied ist wirklich enorm. Nur leider ist es unter dem Strich weltweit eben eine riesige Menge, die da zusammenkommt:
bild kann nicht angezeigt werden
Das Dumme ist auch, dass das Zeug bleibt, das baut sich nicht ab, es lässt sich auch (soweit ich weiß) nicht mit vertretbarem Aufwand "entschärfen". Das bedeutet, dass sich alles anhäuft (für Mathematiker: Das ist eine gegen inf laufende Summenformel lol.gif )

Trotzdem bin ich für die Atomkraft. Ein bisschen Strahlung gibt es sowieso überall, und der Atommüll ist das geringere Übel gegenüber ständig qualmenden Braunkohlekraftwerken. Dass da ungesunde Stoffe verteilt werden, verdrängen auch Einige
phanatos
Irgendwo im Netz gabs mal einen Rechner, mit dem man sich ausrechnen konnte, was man im Jahr an Atommüll produziert hat. Das waren selbst auf 10 Jahre gerechnet bei mir (1800 kWh/Jahr) nicht mal 1g.
chelys
Um die Wissenschaftlichkeit des Threads mal zu erhöhen, nicht: http://www.clipfish.de/player.php?alog=1&v...zQyN3wyNTMxOTE5
Socres
aktuell:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/...,562263,00.html

http://www.tagesschau.de/ausland/frankreich104.html (achtung nur anklicken wenn gewissen bezüglich GEZ zahlung rein!)
Chris
Und weil Phanatos nicht ganz alleine in Deutschland ist, sondern ungefähr 82 Millionen andere ähnlich
verbrauchende Mitmenschen hat, rechnen wir das ganze mal schnell hoch, und erfahren, dass
Deutschland jedes Jahr ungefähr 8 Tonnen Atommüll produzieren würde, würde jeder Strom über
Atomkraft hergestellt. Fragen wir in der Früh auch noch die Milchliesl, was die dazu meint, würde die
sagen: hey, wir könnten die ganze Weltbevölkerung auf deutschem Niveau mit Atomstrom versorgen,
und wir würden dann nur 600 Tonnen Atommüll im Jahr produzieren. Gut, dass wir nicht die ganze Welt
mit Atomstrom beliefern.
phanatos
Hey Chris. Ich weiß, dass wesentlich mehr "verbraten" wird als in meinem kleinen Singlehaushalt und sehe das ganze Thema sehr zwiespältig.

Mein persönliches Fazit: Ich bin nicht grundsätzlich gegen atomare Energie, ist ja irgendwo auch Lebensgrundlage, aber ein "größter anzunehmender Unfall" wäre mich auch nicht recht. Wobei der eigentlich schon mit div. neuen Gesetzen rein gesellschaftlich schon eingetreten ist: VDS & Co.
Hot Doc
Zitat(phanatos @ 09 Jul 2008, 17:42)
Ich bin nicht grundsätzlich gegen atomare Energie, ist ja irgendwo auch Lebensgrundlage, ...
*


Wo ist den bitte Atomenergie Lebensgrundlage? Ich lebe recht gut ohne Atomenergie und das für nur 10 EURO mehr im Jahr. Je mehr Menschen da mitmachen, desto schneller wird es mehr erneuerbare Energien geben!
Sowjet
Jetzt müssten wir nur noch etwas die Realität zur Atommüllmenge hinzubitten und dann sind wir bei ~ 450 Tonnen Atommüll PRO Jahr nur in Deutschland!

8 Tonnen wäre ja zu schön. >.<
Gizz
@ hotdoc:

Achtung trugschluß, selbst wenn du einen "atomfreien" energieanbieter hast (und nicht mal der kann dir garantieren, dass er das wirklich ist) benutzt du immer noch bahnen, öffentliche einrichtungen und jegliche art von produkten, die einen "großen anteil an atomstrom haben".
er ist für dich, wenn auch versteckt ein teil der lebensgrundlage...
Hot Doc
War klar, dass das kommt. Und ja, du hast Recht! Natürlich kann ich nicht wissen, mit welchem Strom mein Brot gebacken wurde und wie die Bahn fährt (wobei die - glaub ich - sehr wenig Atomstrom benutzt).
Der Trick ist aber, dass ich mit der Unterstützung der alternativen Energieträger auch dafür sorge, dass die Gewinne aus meiner Stromrechnung auch dort wieder eingesetzt werden (verspricht zumindest mein Energieversorger: "Der 1 Cent mehr für den "Ökostrom" fliesst direkt in den Ausbau regenerativer Energiequellen.").

PS.: Trotzdem halte ich die Einstufung als "Lebensgrundlage" für maßlos überzogen! Ich würde ja gerne mal alle AKWs vom Netz nehmen, und ich würde wetten, es würde nichts spannendes passieren! Wenn man das vorher allen sagt und alle ein bisschen aufpassen, dass die n bisserl sparsam damit umgehen...
phanatos
Zitat(Hot Doc @ 09 Jul 2008, 17:56)
Wo ist den bitte Atomenergie Lebensgrundlage? Ich lebe recht gut ohne Atomenergie und das für nur 10 EURO mehr im Jahr. Je mehr Menschen da mitmachen, desto schneller wird es mehr erneuerbare Energien geben!
*

Ich meinte das auch ein wenig physikalisch-philosophisch. Wasser besteht aus atomarer Energie, die der Körper brauch.
Natürlich ist es gut für dein Gewissen, wenn du keinen Atomstrom beziehst, weil du es für nicht richtig hältst. Aber wirklich "grünen Strom" gibt es nicht. Oder was meinst du, wie viel schädliches Material in die Umwelt gepustet wird beim Bau eines Windkraftrades, Gezeitenkraftwerkes oder gar von Solarzellen?

Wenn wir, wie du meinst, die AKWs vom Netz nehmen, muss noch mehr Kohle verbrannt werden, was wiederum zur globalen Erwärmung enorm beiträgt.

Atomenergie ist wirklich die beste Energieform. Besser gehts nicht. Nur müsste man die mittels (kalter)Fusion und nicht durch Spaltung erzeugen, dann wäre man, soweit ich weiß, auch die hässliche Strahlung los.
Hot Doc
Sorry, den philosophischen Ansatz hab ich nicht gespannt...
Klar ist Stomverbauch senken, die beste Lösung des Problems.
Allerdings sehe ich das prgmatisch und denken, ich spare da wo ich kann und will und den Rest versuch ich wenigstens so sauber zu bekommen wie möglich.
Und da ist Windkraft, Solarkraft und vor allem Wasserkraft die saubersten Quellen (auch und gerade wenn man die Produktion und die Abfallbeseitigung einbezieht).

Fusion erzeugt zwar viel weniger Verstrahltes Material (soll glaub ich auch sicherer sein), aber das Problem der Endlagerung haben wir genauso. (Ein Physikstudent hat mir mal erklärt, die zu lagernden Materialien seinen noch gefährlicher, ich hab aber nicht so recht aufgepasst warum).
phanatos
Nun, so unrecht hat er nicht.
Das Fusionselemente (Deuterium) und das Produkt Lithium sind zwar nicht strahlend, aber das Nebenprodukt Tritium lässt sich prima als Verstärkung einer Atombombe einsetzten und ist somit hochgefährlich in den falschen Händen. Doch zum Gück "strahlt" es nur 12,3 Jahre und das nicht sonderlich stark als Betastrahler.

Gut an dem ganzen Verfahren ist, dass bei einem Fehler die Fusion augenblicklich gestoppt wird und dabei nichts (gefährliches) passiert.
Magic_Peat
Was bringt uns eine strahlenfreie Welt wenn sie total zerbaggert und mit CO² zugesmoked ist?
Stormbreaker
Zitat(Magic_Peat @ 09 Jul 2008, 19:13)
Was bringt uns eine strahlenfreie Welt wenn sie total zerbaggert und mit CO² zugesmoked ist?
*

Na wenns zerbaggert worden ist kann daraus wieder ein wunderschönes Naturareal werden und CO2 können immer noch die Pflanzen stoffwechseln.

Und Strahlung?
phanatos
Die Menge, die wir uns jeden Tag an "natürlicher" Strahlung aussetzten ist um ein Vielfaches höher als die Strahlung die aus einem unterirdischen Salzbergwerk austritt.

Das Einzige geringfügige Strahlungsrisiko seh ich bei den Transporten, wenn der Zug mal wieder stundenlang stehenbleiben muss, weil man erst Menschen die dagegen sind, sich auf den Schienen festketten. Ich hab das nichts dagegen, im Gegenteil ich seh das als eine Art Ausübung demokratischer Grundrechte. Wenn auch eine sehr gefährliche.

Dennoch ist es unsinnig zu sagen, dass bei den Transporten "alles verseucht wird".
Socres
Zitat(Magic_Peat @ 09 Jul 2008, 19:13)
Was bringt uns eine strahlenfreie Welt wenn sie total zerbaggert und mit CO² zugesmoked ist?
*

zerbaggern musst du sie spätestens dann wenn alle salzbergwerke eingebröckelt oder vollgestellt sind
Magic_Peat
Was allerdings noch seeeeeeeeeehr lange dauern wird wink.gif
yocheckit
Zitat(Hot Doc @ 09 Jul 2008, 18:57)
Sorry, den philosophischen Ansatz hab ich nicht gespannt...
Klar ist Stomverbauch senken, die beste Lösung des Problems.
Allerdings sehe ich das prgmatisch und denken, ich spare da wo ich kann und will und den Rest versuch ich wenigstens so sauber zu bekommen wie möglich.
Und da ist Windkraft, Solarkraft und vor allem Wasserkraft die saubersten Quellen (auch und gerade wenn man die Produktion und die Abfallbeseitigung einbezieht).
*
stromverbrauch völlig einstellen ist die einzige lösung des problems, denn ich kenn keine regenerative energieumwandlung, und so lange es diese nicht gibt, schädigt man immer irgendwas oder irgendjemanden. wer behauptet, dass sogenannte regenerative energiequellen die saubersten sind zieht einfach den bilanzraum zu klein oder verschließt die augen.

ich will damit natürlich jetzt nicht behaupten, dass fossile energieträger "sauberer" sind.
Hot Doc
Kannst du das mal etwas präzisieren?
Zitat(yocheckit @ 09 Jul 2008, 19:36)
...denn ich kenn keine regenerative energieumwandlung, und so lange es diese nicht gibt, schädigt man immer irgendwas oder irgendjemanden. wer behauptet, dass sogenannte regenerative energiequellen die saubersten sind zieht einfach den bilanzraum zu klein oder verschließt die augen.....
*

...ich checks nämlich nicht.
yocheckit
  • nutzt du windenergie, fehlt diese energie nach dem windkraftrad, dies hat auswirkungen auf lebewesen und natur dahinter
  • nutzt du solarenergie schaffst du eine wärmesenke bzw. energiesenke wo vorher keine war
  • nimmst du gezeitenenergie, beeinflusst du meeresströmungen, von denen andere lebewesen abhängig sind
  • nutzt du erdwärme kühlst du langsam aber sicher den planeten aus, auf dem wir leben und änderst sachen wie plattentektonik (durch die ausdehnung der sonne wird's aber wahrscheinlich dennoch wärmer an der oberfläche)
  • usw. usf.
nur weil es lange dauert oder kaum sichtbar ist, heißt es noch lange nicht, dass es nicht schadet! der mensch muss sich der natur unterordnen, nicht sie bestimmen. nur so kann man "sauber" leben.

Sowjet
*hust

Das Atommüll schädlich für die Umwelt ist, aber das wir mit Windkraft das Wetter (bzw. "die lebewesen und natur dahinter") beeinflussen und mit Erdwärme die Plattentektonik lenken ist doch eine etwas wenig weit hergeholte These.


Also zurück zur Steinzeit? Ach nein da haben wir ja mit Hämmern das Wachsen der Berge verhindert. (;
yocheckit
klingt komisch, ist aber so. warte mal ab was in ein paar jahren an schlagzeilen kommt, wenn es um offshore-windparks geht. wink.gif

<- nostradamus II
Chris
also ich würde da Yocheckit zustimmen. Immerhin gibt es den Energieerhaltungssatz und der besagt,
dass Energie, die irgendwo abgezogen wird, irgendwo auch wieder fehlt.

Die einzige Frage ist doch, wie stark die Änderungen sind und wie schnell sie sich durchsetzen werden.
Dann kann sich der Mensch daran anpassen, oder eben nicht.

Es ist relativ utopisch anzunehmen, dass die Menschen in 10.000 Jahren noch mit den selben
Umweltbedingungen an einem bestimmten Punkt (z.B. Dresden) leben werden. Was es aber zu
vermeiden gilt ist, dass wir uns eben nicht innerhalb von 50 Jahren an neue Bedingungen anpassen
müssen.
Socres
prinzipiell hast du sogar recht sowjet, der uns allen bekannte energieerhaltungssatz kommt bei jedweder form von einergie"gewinnung" also dem umsetzen von potentieller energie der blackbox natur (in welcher form die energie da vorhanden ist is erstmal egal, auch die kinetische energie des wassers ist bei unserer betrachtung eine potentielle) entziehen wir dem system natur energie die es für seinen "betrieb" braucht...

und wenn wir bspw offshore windkraftwerke aufbauen wandeln wir die energie des windes in strom und wärme um, und sie fehlt dann beim antreiben des wassers bspw und kann demnach zum zusammenbruch von bspw meeresströmungen beitragen. hier kommen fossile energien wie kohle, öl etc (auch uran bspw) zum tragen, die energie die wir dort "entziehen" ist eine im system natur rein potentielle, also sie ist nicht unmittelbar an umwandlungsprozessen beteiligt (und wird es aohl kaum sein) durch die nutzung dieser energien und der umwandlung in wärme und oder strahlung (die wiederum von der natur selbst in wärme umgewandelt wird) "speisen" wir diese energie ins system wieder ein in form von "teilnehmenden" energieformen, das nennt man dann umweltverschmutzung.

der enzige weg die natur zu retten wäre also so wenig wie möglich energie verbrauchen, und im umkehr schluss: zurück in die höhle.

wollen wir aber unseren lebensstandard behalten oder erhöhen, müssen wir _immer_ mit steigendem energiebedarf rechnen. wir können dagegen nur insofern etwas tun indem wir den wirkungsgrad soweit erhöhen das eine "rückgabe" von energie an das system umwelt möglichst gering bleibt und viel davon im system menschlicher energiekreislauf verbleibt. immer mit dem gesichtspunkt der sicherheit, die eben die strahlung nicht bieten kann, egal wie tief wir sie vergraben.

die moral von der geschichte ist also: wir brauchen überhaupt nie disskutieren sondern wir müssen nur darauf achtn, das wir uns nicht unmittelbar schaden und mittelbar unseren "nutzkreislauf" so optimieren, das energiezufur von aussen (aus der umwelt) möglichst gering ist. (bspw im idealfall nur die energie zuführen, die wir zur erzeugung von licht verlieren)
Hot Doc
Hierbei gilt es aber zu beachten, dass z.B. Sonnenstrahlen die durch Solaranlagen aufgefangen werden ihre Energie natürlich nicht mehr vor Ort als Wärmeenergie abgeben können, aber relativ zeit- und meistens auch ortsnah in anderer Form wieder diese Enerfie freigesetzt wird. Jetzt kann natürlich auch dadurch eine Schieflage im Umweltsystem herbeigeführt werden, die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieses aber relevant ist ist sehr gering.
Sowjet
Die Energie die wir an einer Windenergieanlage abzapfen ist ja wohl mal vernachlässigbar zu dem was der Wind an Energie besitzt.

Hab aber leider nur was zu den Auswirkungen auf die Meereströmungen im Bereich von Windanlagen gefunden.

Hmm..es gibt wohl eine Maximalenergieentnahmegrenze von ~60% Aber selbst wenn man soviel Energie abnehmen würde wäre es immer noch ein kleiner Teil des Luftstromes der verändert wird.

Und über die Menge, den Vergleich von Kernspaltungs- und Kernfusionsreaktoren, beim Atommüll hat niemand eine Quelle?
Die Einzige ist von 1983 aus der Zeit welche ich mal als überholt ansehen würde.
Chris
@Sowjet:
Kleinvieh macht auch Mist. Man kann nicht sagen, welche Auswirkung das Abzapfen der Energie des
Windes (so klein es auch sein mag) haben wird.
Sowjet
Aber sich an solchen Marginalien aufzuhängen, wenn es als Alternative einhundertausend Jahre strahlenden Müll oder Windverstärkungen im Orkanbereich (Zunahme von Stürmen, Hurricanes, Taifunen etc.) gibt durch Erderwärmung, ist da ziemlich lächerlich. >.<
chelys
Zitat
Die Energie die wir an einer Windenergieanlage abzapfen ist ja wohl mal vernachlässigbar zu dem was der Wind an Energie besitzt.


Das hat man über das CO2 und die Atmosphäre auch schon einmal behauptet, aber wer weiß das so genau

Ich frage mich, ob auch der Wirkungsgrad der Kraftwerke den Erderwärmungseffekt beeinflusst. Die wandeln doch auch einen Großteil der Energie in Wärme um, der Rest (30% ?) wird zu elektrischer Energie
Mr_T
Ich bin ein Link smile.gif
Hydr_Sc_Master
Wenn ich ehrlich bin, geht mir die ganze Für-und-Wieder Diskussion auf den Wecker, da sie nichts bringt. angry.gif

Wir als Otto-Normal-Plebs werden an der Entscheidung so oder so keinen Einfluss haben, auch nicht, wenn 30 oder 50 % der Bevölkerung 'freiwillig' 10 bis 20 € im Jahr mehr bezahlen.
Die Entscheidung fällt durch die von Finanzwirtschaft und Industrie gesteuerte Politik. Bleibt nur die Frage, wer da das 'freiwillig' mehr bezahlte Geld bekommt ... hmm ... was liegt da wohl am nächsten?
Spontan fallen mir da wieder Begrifflichkeiten wie der Kohle-Pfennig oder die Ökosteuer ein ... ein Schelm, wer arges dabei denkt. pinch.gif

Was mir außerdem noch sehr aufstößt ist dieses Schön-Geschwafel der AKW-Befürworter, was die Umwelt-Verschmutzungsbilanz und die Abfallproblematik angeht. Und der zerbaggerte Planet und das viele CO2 ... Uran haben wir ja einfach so und die paar Tonnen Abfall im Jahr ... blink.gif
Was glaubt ihr eigentlich, wo das Uran herkommt, wie Energie aufwendig und Umwelt zerstörend der Uranabbau und die Anreicherung wirklich ist?
Für die, die sich noch entsinnen können, Uranbergbau hatte wir vor weniger als 20 Jahren noch bei uns vor der Haustür, mit riesigen Abraumhalden, Untertage und tw. in offenen Tagebauen, Leuten, die Reihenweise an Krebs verreckt sind (und das waren nicht bloß Bergleute!).
Aber BUGA sei Dank haben wir ja die Ronneburger Mondlandschaft auf Basis von Steuergeldern 'grünsaniert', ein paar Löcher zugekippt und die Halden dank riesengroßer Kipper und mehrer hundert Millionen Liter Diesel über die Jahre ein bisschen Breit gefahren - und dabei wieder belasteten Staub diffus in der Umgebung verteilt - tolle Show.
Aber jetzt ist ja die Wiese wieder grün, erhöhte Belastungen und erhöhte Krebsraten hat es nie gegeben - und dass das wieder ansteigende Grundwasser die aus dem Abraum freigesetzten Schwermetalle in die Bäche und Flüsse spült - mein Gott, man kann halt ne alles haben! rolleyes.gif
Und das Uran kaufen wir jetzt aus Südafrika und Russland - sollen die doch ihre Landschaft ruinieren und am Krebs verrecken, Hauptsache es ist schön billig und bei uns ist für ein paar wenige Steuermilliönchen die Wiese wieder Grün - 'Neue Landschaften' nennst sich das dann bei der Eröffnungsrede durch die Steuergeld-bezahlten Volksvertreter. Fetzt!

Anstatt darüber zu Philosophieren, ob meine Kaffeemaschine durch Atomstrom oder Solarenergie befeuert wird, sollte ich mir vielleicht lieber überlegen die Maschine auszuschalten, wenn der Kaffee durchgelaufen ist und den selbigen dann in die Thermoskanne zu kippen, damit der (ohne Strom) warm bleibt!

Btw., vergesst nicht das Licht auszuschalten, wenn ihr aus der Küche rausgeht.




Sowjet
sh_goodpost.gif

Rein interesshalber, gibts für die Wiederbegrünung (In welchem Umfang, Kosten etc.) und den Umfang der Grundwasserverschmutzung durch Altlasten Quellen?

Der Aspekt wurde hier erstaunlicherweise noch garnicht beleuchtet, mit der Gewinnung des Brennstoffes Uran.

Obwohl ich gestern auch interessanterweise den Standpunkt vernahm, das wir ja von dem Spaltmaterial nur ca. 5% Energie entziehen und dieses wenn schon gelagert, so gelagert werden sollte, dass man dieses bei Gelegenheit und Technologiefortschritt nutzen könnte, anstatt nur die Böden damit zu belasten.

Das im Hinblick auf die "hochprofessionelle Lagerung z.B. in Asse

im Vergleich zu Finnland.


Aber um beide Seiten zu betrachten gibt es auch noch die sieben atomaren Mythen. pinch.gif
Sowjet
Übrigens auf ZDf gerade eine passende Diskussion dazu bei Mybrit Ilner.
Hot Doc
Zitat(Hydr_Sc_Master @ 10 Jul 2008, 19:25)
Anstatt darüber zu Philosophieren, ob meine Kaffeemaschine durch Atomstrom oder Solarenergie befeuert wird, sollte ich mir vielleicht lieber überlegen die Maschine auszuschalten, wenn der Kaffee durchgelaufen ist und den selbigen dann in die Thermoskanne zu kippen, damit der (ohne Strom) warm bleibt!
*


Ich mach jetzt mal meinen PC aus...gute Nacht!

BTW.: sh_wiegeil.gif dein Beitrag!!! biggrinthumb.gif
Silenzium
Die Diskussion um den "Atom-Ausstieg" ist doch nur eine Verlagerung des Problems. Fakt ist erstmal, dass in Deutschland momentan rund 30% der Elektroenergie durch Kernkraftwerke bereitgestellt werden. Nehmen wir mal an, an dem Ausstieg würde nicht gerüttelt werden, dann muss diese Lücke wieder aufgefüllt werden, sonst könnten wir uns auf mehr oder weniger regelmäßige Stromausfälle einstellen. Zu einem geringeren Teil lässt sich das über Einsparungen und regenerative Energieerzeugung, optimistisch vielleicht 1/3 der Lücke (in naher Zukunft), kompensieren. Und was machen wir mit dem Rest? Nun ja, was bleibt uns denn noch so: Braunkohle, Steinkohle, Öl und Gas. Dummerweise ist der Kraftwerksbau nicht mehr so einfach, wenn er denn überhaupt den Widerstand der Anwohner und dauerwahlkämpfender Politiker überlebt, dann dauert es immer noch einige Jahre, bis der Bau steht. Und was machen wir stattdessen? Richtig, wir kaufen den Strom in anderen europäischen Ländern. Außer Österreich, Polen und Dänemark haben alle Anrainerstaaten schon Kernkraftwerke (Link) und Polen denkt sogar über den Bau eines KKW direkt an der deutschen Grenze nach (Link). Frankreich baut seinen Kraftwerkspark massiv aus, man munkelt auch in der Nähe der deutschen Grenze. Strom aus (abgeschriebenen) Kernkraftwerken ist sehr günstig und da wir in einer Marktwirtschaft leben, bestimmt der Preis zu einem nicht geringen Anteil den "Strommix". Frankreich ist schon jetzt größter Stromimporteur für Deutschland. Den Rest kann man sich denken.
Was ich damit sagen will ist, dass wir vielleicht in Deutschland keine Kernkraftwerke mehr betreiben, aber der "Atom-Ausstieg" wohl eher als Augenwischerei zu bezeichnen sein dürfte. Denn ein gewisser Prozentsatz unserer Elektroenergie wird auch weiterhin durch (ausländische) Kernkraftwerke bereitgestellt werden. Letztendlich also bloß eine Verlagerung des Problems in andere Länder, sozusagen: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Euronymus
Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 19:09)
[...] Und was machen wir mit dem Rest? [...]

Im Kapitalismus gibt es per se keinen Mangel. Niemals! Es gibt nur zu geringe Preise. Wenn also "zu wenig" Energie bereitgestellt werden kann, wird der Preis solange erhöht bis die Nachfrage zurückgeht.
Ich bin für Atomenergie, aber man sollte ein AKW niemals einer primär gewinnorientierten Vereinigung in die Hand geben.
Binhpac
Es geht doch ums Prinzip. Schweden und Italien kommen auch ohne Atomstrom aus. Der Atomausstieg ist doch nur der erste Schritt. Wenn Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt, werden die anderen Nationen auch erkennen, dass Atomstrom keine Zukunft hat.
yocheckit
da geb Silenzium recht, den taz-artikel kann man auch gut in lobbyismus einordnen, denn es wurde nicht direkt was unwahres verbreitet, aber es wurde eben auch nicht die komplette geschichte erzählt. nur mal als beispiel: wir haben nun mal eine europäische strombörse und man kann demnach überschüsse dahin verkaufen wohin man will, man kann genauso gut allen atomstrom nach frankreich verkaufen und dafür ökostrom aus spanien importieren, hauptsache der öko-fan bekommt seinen ökostrom. ob das sinnvoll ist oder nicht ist wurst, genauso wie es den elektronen egal ist woher sie kommen und wohin sie gehen. nur zahlen das immer zwei: der endverbraucher und die natur durch exergieverschwendung.
Mr_T
Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 19:09)
[...]Richtig, wir kaufen den Strom in anderen europäischen Ländern. Außer Österreich, Polen und Dänemark haben alle Anrainerstaaten schon Kernkraftwerke und Polen denkt sogar über den Bau eines KKW direkt an der deutschen Grenze nach
[...] Frankreich ist schon jetzt größter Stromimporteur für Deutschland. [...]


Dazu aus dem von mir verlinkten TAZ-Artikel:

Zitat
Es bringt nichts, wenn Deutschland aus der Atomkraft aussteigt. Dann wird Atomstrom aus dem Ausland importiert. 

Deutschland ist weiter denn je davon weg, zu einem Stromimportland zu werden. Selbst im vergangenen Jahr, als durch Stillstand mehrerer Atomkraftwerke 26 Milliarden Kilowattstunden weniger an Atomstrom erzeugt wurden als im Jahr zuvor, hat Deutschland in der Gesamtbilanz noch immer den Strom aus zwei Atomkraftwerken exportiert. Deutschland könnte folglich fünf Atomkraftwerke dauerhaft abschalten und wäre noch immer nicht auf Stromimport angewiesen. Und mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien dürfte Deutschland in diesem Jahr eine noch größere Strommenge exportieren. 

Und was die Kraftwerke im Ausland betrifft: Wenn Deutschland als ein führendes Industrieland es schafft - woran kein ernsthafter Zweifel bestehen kann -, ohne Atomkraft auszukommen, wird das in einigen anderen Ländern Nachahmer beflügeln. Schon beim Ausbau der erneuerbaren Energien haben sich Dutzende von Länder weltweit ein Beispiel an den deutschen Einspeisevergütungen genommen.




Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 19:09)
[...]Polen denkt sogar über den Bau eines KKW direkt an der deutschen Grenze nach (Link). Frankreich baut seinen Kraftwerkspark massiv aus, man munkelt auch in der Nähe der deutschen Grenze. [...]


Dazu aus dem von mir verlinkten TAZ-Artikel:

Zitat
Deutschland ist mit dem Ausstieg weltweit isoliert. Überall sonst entstehen neue Atomkraftwerke. 

Der Schein trügt. Zum einen gibt es auch in Europa einige Länder, die keine Atomkraftwerke haben und an dieser Position festhalten. Österreich und Dänemark etwa. Zum anderen spiegelt die Berichterstattung in vielen Medien die realen Verhältnisse nicht wider, weil über Neubauten immer viel mehr berichtet wird als über die Abschaltungen. Anfang 2007 zum Beispiel wurden in Europa auf einen Schlag sieben Atommeiler vom Netz genommen, ohne dass dies von vielen Menschen wahrgenommen wurde. Viel häufiger wird über die einzigen europäischen Neubauten in Finnland und Frankreich berichtet.



Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 19:09)
Strom aus (abgeschriebenen) Kernkraftwerken ist sehr günstig und da wir in einer Marktwirtschaft leben, bestimmt der Preis zu einem nicht geringen Anteil den "Strommix".


Dazu aus dem von mir verlinkten TAZ-Artikel:

Zitat
Energie wird immer teurer. Da könne die Atomkraft helfen, denn die abgeschriebenen Atomkraftwerke liefern besonders preiswerten Strom. 

Fakt ist: Der Strompreis wird an der Strombörse gemacht. Dort bestimmt nach Börsenlogik immer das teuerste Kraftwerk im Mix den Marktpreis, und das sind derzeit Erdgaskraftwerke. Abgeschriebene Atomreaktoren erzeugen zwar in der Tat billiger Strom als Gaskraftwerke, doch das wirkt sich auf den Börsenstrom nicht aus, denn die AKW-Betreiber verkaufen auch ihren Atomstrom zum Einheitspreis, der von den Gaskraftwerken bestimmt wird. Die Betreiber machen riesige Gewinne mit ihren Meilern, doch den Stromkunden bringen die günstigeren Erzeugungskosten nichts.  Zudem können RWE, Eon, Vattenfall und EnBW den Atomstrom nur deshalb billiger erzeugen als den Strom aus Erdgas, weil sie die Kosten des Atomstroms nicht in vollem Umfang selbst tragen. So sind die Schäden, die ein Unfall verursachen kann, nur zu einem Bruchteil versichert. Müsste ein AKW-Betreiber eine Versicherungspolice vorlegen, die alle denkbaren materiellen Unfallschäden abdeckt, wäre (sofern sich überhaupt eine Versicherung fände) die Prämie so hoch, dass der Atomstrom unrentabel würde. Hier haftet also die Gemeinschaft für den vermeintlich billigen Atomstrom.  Auch für die Entsorgung wird der Steuerzahler herangezogen - heute und vor allem in Zukunft. Müsste eine Atomfirma Rücklagen bilden, um den Atommüll für Jahrtausende zu sichern, wäre die Kilowattstunde unbezahlbar. Billiger Atomstrom kann also immer nur heißen, dass der Steuerzahler den Strom billig macht.


Zugegeben: Wenn Frankreich die Kosten eines Unfalls übernimmt und die der Endlagerung subventionieren sie uns den Strom. Dann wäre das für Deutschland wirklich billiger. Aber wenn es drauf ankommt leisten wir sicher "finanzielle Hilfe" bei Katstrophen.
yocheckit
wie gesagt lobbyismus.. wink.gif
Binhpac
yocheckit: Das ist doch Geheimnis wie die Taz tickt, seit wann erwartest Du das die TAZ beide Seiten der Geschichten erzählt? Die FAZ und die BILD betreiben auch Lobbyismus und zwar für die andere Seite, falls Du da Argumente suchst.
Mr_T
Und daher liest man ja auch sowohl die TAZ als auch die FAZ smile.gif
yocheckit
Zitat(Binhpac @ 11 Jul 2008, 19:37)
yocheckit: Das ist doch Geheimnis wie die Taz tickt, seit wann erwartest Du das die TAZ beide Seiten der Geschichten erzählt? Die FAZ und die BILD betreiben auch Lobbyismus und zwar für die andere Seite, falls Du da Argumente suchst.
*
nunja, ich hab da schon meine argumente, aber im endeffekt ist es doch eher eine ethische frage. einerseits ist es eine geniale technologie mit riesigen vorteilen und hohem potential, andererseits kann ein fehltritt das schicksal von unmengen von lebewesen beeinflussen. man kann die zerfallszeit als totschlagargument anführen, aber man kann den fortschritt der wissenschaft dagegen halten - im endeffekt muss es jeder mit seinem eigenen gewissen vereinbaren können..
Silenzium
Ich habe schon erwartet, dass jemand mit dem TAZ-Artikel antwortet. Ich werde da mal ein paar Worte zu sagen...

Zum Thema "Deutschland ist kein Importland":
Das ist prinzipiell erstmal richtig. Aber: Deutschland ist Transitland und die Bilanz zwischen Deutschland und Frankreich ist negativ! (Link) Heißt: Deutschland bekommt Energie mit signifikantem Kernkraft-Anteil ins Land. Daran ist erstmal nicht der "Atom-Ausstieg" schuld, sondern die Physik. Genauer gesagt die Elektrotechnik, nach welcher sich der Lastfluss ausbildet. Solange andere Länder hohen Bedarf haben, wird auch Elektroenergie von ausländischen Kernkraftwerken durch Deutschland durchgeleitet. Man kann dem Strom schließlich nicht ansehen, wie er erzeugt wurde und man muss das gesamte UCTE-Netz betrachten.
Außerdem rechnet der Autor sich das Ganze, meiner Meinung nach, einfach schön. Wir haben keine dauerhafte 30%ige Stromüberproduktion, die einfach wegfallen kann. Vielleicht geht er davon aus, dass wir massiv Kohlekraftwerke bauen, aber das halte ich für etwas gewagt.

Zum Thema "Strombörse":
Eins vorweg, die Strombörse handelt nur einen Bruchteil der Gesamtelektroenergie. Das Gros wird in OTC-Geschäften (OTC = Over the counter) direkt gehandelt und ist nur bedingt an die Preise der Strombörse gekoppelt. Randnotiz: EDF (größter französischer Energieversorger) ist Großaktionär bei EnBW. Wer hat wohl vermutlich recht gute Lieferverträge für französischen Atomstrom?
An der Strombörse ergibt sich der Strompreis und die Zusammensetzung des "Strommixes" daraus, was gerade angeboten wird und ob Überfluss oder Mangel herrscht. Außerdem bestimmt nicht der teuerste Erzeuger ausschließlich den Einheitspreis; das ist ein etwas komplizierterer Mechanismus aus Angebot und Nachfrage, womit auch günstige Kernkraftwerke den Preis nach unten drücken (Link, der Autor ist allerdings neben seiner Professur an der FH Aachen auch bei RWE tätig). Das Beispiel mit dem Gaskraftwerk, welches ausschließlich den Preis bestimmen soll, halte ich für schlichtweg falsch. Ein Anbieter mit sehr teurem Strom aus Gas wird nur verkaufen können, wenn ein akuter Engpass herrscht. Stimmen die Preise und es herrscht kein akuter Engpass, so werden die Anbieter von Kraftwerken mit günstigen Stromerzeugungskosten, wie (ausländische) Anbieter mit Kernkraftwerken, besseren Absatz finden und der Anbieter mit dem Gaskraftwerk wird seine Energie nicht los.
Ich muss zugeben, dass ich die Strombörse nicht in den Einzelheiten kenne, aber ich bezweifle, dass der Autor des TAZ-Artikels da besser bewandert ist.

Zum Thema "Deutschland ist gar nicht weltweit isoliert":
Es mag zwar sein, dass Neubauten stärker im Interesse der Medien sind als Stilllegungen, aber es definitiv weltweit ein neues Interesse an Kernenergie vorhanden. Siehe Indien, China, etc.


Zitat(TAZ)
Heute ist Grundlast daher etwas anderes als noch vor zehn Jahren: Die Grundlast setzt sich zunehmend zusammen aus einerseits den schwankenden Erzeugern (derzeit vor allem die Windkraft) sowie flexiblen Kraftwerken, die jeweils gegenläufig zur Windstromerzeugung gefahren werden. In der Summe muss dann eine konstante Leistung garantiert werden. Eine solche Form der modernen Grundlast aber kann kein Atomkraftwerk leisten, weil diese Technik zu träge ist. Damit zeigt sich, dass gerade durch den Ausbau der erneuerbaren Energien die Atomkraft immer weniger sinnvoll ins Stromnetz integriert werden kann.

Der Absatz ist etwas sinnlos. Die Kombination aus Windkraft und flexiblen Erzeugern lässt sich wesentlich schlechter ins Stromnetz integrieren, als andauernd laufende Kraftwerke. Besonders weil ein großer Synchrongenerator durch seine Massenträgheit viel besser Lastspitzen wegstecken kann, als die kleinen Erzeuger. Als wenn man ohne großen Aufwand einfach eine komplette Energieerzeugung aus dezentralen Energieerzeugern aufbauen könnte. Wenn es so einfach wäre, müsste man bestimmt nicht weltweit so viel daran forschen...
Dass man Kernkraftwerke nicht schnell abschalten kann ist total egal, wenn man Windkraftanlagen und flexible Erzeuger einfach regeln kann, denn schließlich ist es die Aufgabe von Grundlastkraftwerken 24/7 zu laufen.


Noch etwas zum Autor, schaut euch doch mal seine Auswahl an Artikeln an. Ich zweifle ein wenig an seiner Objektivität.



Ich bleibe bei meiner These: Wir werden auch nach dem "Atom-Ausstieg" weiterhin einen gewissen Anteil an in Kernkraftwerken umgewandelter Elektroenergie im Netz haben.
chelys
Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 22:22)
Dass man Kernkraftwerke nicht schnell abschalten kann ist total egal, wenn man Windkraftanlagen und flexible Erzeuger einfach regeln kann, denn schließlich ist es die Aufgabe von Grundlastkraftwerken 24/7 zu laufen.


Der Anteil der erneuerbaren Energien wird immer größer, der Bedarf an Grundlastkraftwerken wird eher steigen. Denn wenn kein Wind herrscht und es dunkel ist, muss ja irgendwo der Strom herkommen, besonders zu Spitzenlastzeiten. Ich glaube nicht, dass man die wegfallenden Atomkraftwerke einfach durch Windräder mit entsprechenden Pumpspeicherwerken ersetzen kann. Die Pumpspeicherwerke können nicht für eine Woche Windflaute den Strom liefern

Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 22:22)
Ich bleibe bei meiner These: Wir werden auch nach dem "Atom-Ausstieg" weiterhin einen gewissen Anteil an in Kernkraftwerken umgewandelter Elektroenergie im Netz haben.


Genauso ist es. Die Franzosen bauen neue Kraftwerke nahe der Grenze und verdienen sich eine goldene Nase an unserem Atomausstieg. Gebracht hat es leider nichts. Was man bräuchte, wäre ein weltweiter Atomausstieg. Wer glaubt, dass wir "ein gutes Vorbild" sein können, irrt sich gewaltig.

Was uns das aber bringen kann, ist der Fortschritt an erneuerbaren Energietechniken. Während die Anderen Atomkraftprotze bauen (die vermutlich nur bis zum nächsten großen Reaktorunfall laufen) können wir das Know-How sammeln und Branchenmarktführer werden smile.gif
Silenzium
Zitat(chelys @ 12 Jul 2008, 12:13)
Der Anteil der erneuerbaren Energien wird immer größer, der Bedarf an Grundlastkraftwerken wird eher steigen. Denn wenn kein Wind herrscht und es dunkel ist, muss ja irgendwo der Strom herkommen, besonders zu Spitzenlastzeiten. Ich glaube nicht, dass man die wegfallenden Atomkraftwerke einfach durch Windräder mit entsprechenden Pumpspeicherwerken ersetzen kann. Die Pumpspeicherwerke können nicht für eine Woche Windflaute den Strom liefern*

Die Pumpspeicherkraftwerke reichen nicht annähernd aus, um zusammen mit Windkraft die Stromversorgung zu decken. Wir haben eine Gesamtkraftwerksleistung in Deutschland von 120-130GW (genaue Zahlen für 2007 oder 2008 habe ich auf die Schnelle nicht gefunden), davon ist Windkraft mit rund 25 GW beteiligt und dazu kommen noch Pumspeicherkraftwerke mit rund 5,5 GW. Selbst mit anderen regenerativen Energiewandlern, dürfte es nicht reichen. Aber das ist auch nicht in dem Artikel gemeint, denke ich. Flexible Erzeuger sind insbesondere Gasturbinen, die lassen sich fix an- und abfahren, sind aber sehr teuer. Kohleblöcke kann er jedenfalls nicht meinen, die sind im Grund- oder Mittellastbereich. Das Problem sind auch weniger Windflauten, sondern eher Stürme. Bei Windflaute geht die Leistung relativ langsam zurück, bei Sturm erfolgt die sofortige Abschaltung, wenn die Grenzwindgeschwindigkeit überschritten wird.
Um regenerative Energien gut im Netz benutzen zu können, wären ein möglichst großes Netz oder neue Speichermöglichkeiten von Vorteil. Denn je größer das Netz, desto stabiler ist es auch - wenn man die Qualitätsstandards beibehält. Die Chance, dass weltweit Flaute ist, dürfte recht gering sein.
Stormbreaker
Allerdings tun sie das, zB an der saarländischen Grenze. Man kann das AKW Cattenom vom Deutschland aus sehen, sagt man, ich konnte mich dessen jedoch trotz Allem nicht von diesem Fakt selber überzeugen.

Auch hat Herr Chirac bei uns den Spitznamen Hiroshirac erhalten (ich halte Herrn Chirac übrigens für einen sehr, sehr guten Politiker). Trotz Allem ist das Verhältnis von Saarländern und Franzosen ungetrübt und erfreut sich bester Gesundheit, man kann froh sein, dass es die Franzosen gibt und wo wären wir nur ohne sie frage ich mich.

Ich habe zwar keinen Überblick über die Standorte unserer AKWs, aber ich kann mir durchaus vorstellen dass dies gängige Praxis ist.
Binhpac
Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 22:22)
...
Noch etwas zum Autor, schaut euch doch mal seine Auswahl an Artikeln an. Ich zweifle ein wenig an seiner Objektivität.


Haha Das ist die Taz. Natürlich sind ihre Artikel nicht objektiv. Im übrigen genausowenig wie die FAZ, die Welt, der Focus, die Bild, der Spiegel oder die Zeit.

Zitat(Silenzium @ 11 Jul 2008, 22:22)
Ich bleibe bei meiner These: Wir werden auch nach dem "Atom-Ausstieg" weiterhin einen gewissen Anteil an in Kernkraftwerken umgewandelter Elektroenergie im Netz haben.
*


Das ist keine These. Das ist Fakt. Natürlich werden wir nach dem Atom-Ausstieg weiterhin Atomstrom importieren. Das ist aber kein Grund weiter an Atomkraftwerken festzuhalten.
Hot Doc
Zitat(chelys @ 12 Jul 2008, 12:13)
Der Anteil der erneuerbaren Energien wird immer größer, der Bedarf an Grundlastkraftwerken wird eher steigen. Denn wenn kein Wind herrscht und es dunkel ist, muss ja irgendwo der Strom herkommen, besonders zu Spitzenlastzeiten. Ich glaube nicht, dass man die wegfallenden Atomkraftwerke einfach durch Windräder mit entsprechenden Pumpspeicherwerken ersetzen kann. Die Pumpspeicherwerke können nicht für eine Woche Windflaute den Strom liefern.


Klar wird der Bedarf an Grundlastkraftwerken steigen, wenn wir weiterhin nix für Energieeinsparung ausgeben. Allerdings haben wir schon jetzt eine enorme Überkapazität der Grundlast. Die Spitzenzeiten haben wir mit Wasserkraft und Gaskraftwerken und auch Solarenergie etc. schon sehr gut im Griff. Da wir aber Nachts eine sehr geringe Grundlast haben (ja auch die schwankt), reichen Windkraft (mit Pumpspeicherung) und Fließwasserkraft mit einigen Blockkraftwerken mit Kraft-Wärmekopplung aus um nachts den Strom zu speisen. Bis heute war noch nie so großflächig und ausgiebig Flaute, dass ein Abfallen der durch Windkraft erzeugten Energie unter den berechneten Mindestwert vorkam.
Außerdem will keiner alle AKW durch Windkraft ersetzen. Ein drittel kann man ohne Probleme duch Wasserkleinkraftwerke ersetzen, die sich inzwischen ab einem Höhenunterschied von 3 Metern lohnen und in den Zeiten des Atomeinstiegs vielerorts abgebaut wurden.

Zitat
Genauso ist es. Die Franzosen bauen neue Kraftwerke nahe der Grenze und verdienen sich eine goldene Nase an unserem Atomausstieg. Gebracht hat es leider nichts. Was man bräuchte, wäre ein weltweiter Atomausstieg. Wer glaubt, dass wir "ein gutes Vorbild" sein können, irrt sich gewaltig.
Was uns das aber bringen kann, ist der Fortschritt an erneuerbaren Energietechniken. Während die Anderen Atomkraftprotze bauen (die vermutlich nur bis zum nächsten großen Reaktorunfall laufen) können wir das Know-How sammeln und Branchenmarktführer werden  smile.gif
*


Die Franzosen verdienen garnix an unserem Atomausstieg. Wenn einer verdient sind das die Stromkonzerne, der französiche Staat zahlt drauf genau wie bei uns!
Es bleibt dabei, wir können schon heute 5 AKWs einfach ausschalten und haben immer noch 2 Großkraftwerke als Reserve am laufen.
Wir sind bereits Weltmarktführer bei erneuerbaren Energieen, letztes Jahr hat der deutsche Hersteller Q-cells sharp bei der Produj´ktion von Solarzellen überholt. Über die Hälfte der weltweit produzierten Solarzellen werden in Deutschland installiert und das Förderprogramm der deutschen Bundesregierung hat überall auf der Welt Nachahmer gefunden...so viel zum Thema:
Zitat
Wer glaubt, dass wir "ein gutes Vorbild" sein können, irrt sich gewaltig.


PS: 2% der Fläche Deutschlands mit normalen Solarzellen bedeckt würde (bei durchschnittlicher Sonnenscheindauer reichen um den gesammten Strom bedarf zu decken. Natürlich nur theoretisch, weils in der Nacht dunkel würde. In deutschen Städten kann man mit 20% der Dachflächen 70% des Stomebedarfs der Stadt decken (mehr bringt nix wegen der Nacht), erzählt mir nicht, dass das nich geht, oder nix bringt.

PPS.: Die Französichen und Spanischen AKWs werden regelmäßig im Sommer runtergefahren, weil die Flüsse und Meere die als Kühlung fungieren zu heiß werden. Tolle Umweltbilanz und so viel zum Thema Kernkraft-Energie der Zukunft in der es noch wärmer wird!
yocheckit
Zitat(Hot Doc @ 12 Jul 2008, 22:13)
Allerdings haben wir schon jetzt eine enorme Überkapazität der Grundlast. Die Spitzenzeiten haben wir mit Wasserkraft und Gaskraftwerken und auch Solarenergie etc. schon sehr gut im Griff. Da wir aber Nachts eine sehr geringe Grundlast haben (ja auch die schwankt), reichen Windkraft (mit Pumpspeicherung) und Fließwasserkraft mit einigen Blockkraftwerken mit Kraft-Wärmekopplung aus um nachts den Strom zu speisen.
*
quelle? man sollte vielleicht eher bedenken, dass früher in der nacht pumpspeicherkraftwerke energie gespeichert haben und damit über den gesamten tag gesehen eine sehr konstante leistung erbracht haben, wenn sie nun teilweise schon am tag pumpen müssen, weil die windkraft ausfiel und an anderen tagen die pumpspeicher nicht gebraucht werden gelangt das ganze schon in schieflage. man muss sich da sicher was überlegen, momentan werden jedenfalls mehr pump- oder gasspeicherkraftwerke gebaut, um die schwankungen der windenergie auszugleichen, d.h. dann, dass eine art "scheinleistung" vorgehalten werden muss. laut aussage von einem e-on-experten auf diesem gebiet sieht es so aus, dass momentan nominell 13% der installierten kraftwerksleistung in deutschland aus windenergie kommt, jedoch davon nur 8% effektiv genutzt werden können und das bedeutet wiederum, dass jetzt schon 5% "scheinleistung" vorgehalten werden müssen, die natürlich nicht immer benötigt wird und auch durch schnellstartfähige kraftwerke nicht unbedingt übernommen werden können.. das könnte man natürlich unsachlich als überkapazität bezeichnen.

zum pp2: das ist nun mal eine notwendige bedingung bei kraftwerken mit fossilen energieträgern. du kannst alternativ auch ca. 1/130 des laufwassers in kühltürmen verdunsten um den gleichen effekt zu erzielen, allerdings wären die weder schön, noch klein, noch gering an der zahl, noch sicher genug, noch wär's gut für die sicht und gegen den treibhauseffekt.
Hot Doc
Das ist so nicht ganz richtig. Es gibt einen Wert, den installierte Windkraftwerke (das gleiche gibts für Solarkraftwerke) die auf größeren Flächen verteilt stehen im Schnitt mit nahezu 100%iger Sicherheit erzeugen. (Auf jedenfall sicherer als jedes Atom- oder Kohlekraftwerk, das auch hin und wieder mal einen Betriebsausfall hat). Gerade die Windkraft eignet sich vorzüglich zur Grundlastabsicherung.
Das ist genau das Problem, dass du beschriebst. Wir brauchen jetzt - wo die AKWs noch laufen - gerade in der Nacht noch mehr Kapazitäten in den Speicherkraftwerken um die zusätzliche Windenergie dort auch noch zu speichern. Das würde sich aber geben, wenn man die Dinger abschaltet.
Falls mal etwas mehr Wind ist, kann man die Mehrenergie - soweit möglich - zwischenspeichern und später in der Spitzenlast wieder verbrauchen.
Die Solarkraft ist da schon etwas anfälliger, aber auch hier ist, über ganz Deutschland gesehen, mit einem relativ konstanten Stromfluß zu rechnen. (Eigentlich mit einer konstanten Stromkurve, da die natürlich am Morgen ansteigt, am Abend sinkt und Nachts nahe bei Null liegt.)
Schön dabei, dass der Stromverbrauch ähnlich verläuft und auch im Winter weniger verbraucht wird als im Sommer.

Beide Energieformen eignen sich vorzüglich zur Abdeckung der Grundlast, die am Tag höher liegt als in der Nacht. Und sind damit ein perfekter Ersatz der Atomkraft, die gerade in der Nacht viel zu viel Strom produziert.
Silenzium
Weder Photovoltaik noch Windkraft sind in die üblichen Lastschemata einzuordnen, da sie nicht regelbar und somit stochastisch sind. Und da liegt genau ein Problem: Bisher musste man nur den Verbrauch vorhersagen, inzwischen auch noch die Erzeugung. Laufwasserkraftwerke fallen übrigens unter Grundlast. Ein weiteres Problem ist nämlich noch, dass die Netzbetreiber die dezentralen Anlagen bisher noch nicht regeln können und den Wirk- und Blindleistungshaushalt somit schlechter beeinflussen können.
Die "Leistungskurve" von Photovoltaik ist alles andere als konstant, Abschattungen (z.B. große Teile Deutschlands bewölkt) beeinflussen schnell die Ausbeute.

@ Hot Doc: Für deine Behauptungen hätte ich gerne mal ein paar Quellen.
Hot Doc
Ja und nein! Windkraft und Solarenergie haben (auf großen Flächen verteilt, und vor allem zusammen) ein duales Lastschema. So haben sie bei den genannten Bedingungen eben ein gewisses Potential der Grundlastsicherung (nachts weniger als tags, aber so ist ja auch der Stromverbrauch) und darüber hinaus noch eine je nach Wind und Wetter variierende zusätzliche Energieausbeute, die sich aber auch der Verbrauchskurve anpasst.
Die Atomkraft dient NUR zur Grundlastabsicherung. Insofern bringt die Umstellung dieser Kapazitäten teilweise auf erneuerbare Energien noch einen zusätzlichen Energiegewinn. Dieser Zusatzgewinn muss natürlich abgefangen werden. Das ist aber weniger als das, was jede Nacht heute schon aus durchlaufenden Großkraftwerken aufgefangen werden muß.
Solarzellen sind können inzwischen so aufgebaut werden, dass die auch infrarot und ultraviolettes Licht einfangen können. Die Leistung sinkt zwar bei Wolkenschatten, fällt aber nie auf Null zurück.
Die Fließwasserkraftwerke wären ebenso die perfekte Lösung als Alternative für die AKWs.
Dass man jetzt auch die Produktion vorhersagen muss ist richtig, aber das macht man jetzt schon seint Jahren mit erstaunlicher Genauigkeit.
Die dezentralen Wind- und Solaranlagen werden nie geregelt werden können, oder anders ausgerückt, wenn zu viel Strom produziert wird, kann man höchstens ein Windrad anhalten oder auskuppeln. Aber zu viel Strom sollte uns ja nicht Kopfzerbrechen machen. Die Gegenregulierung durch Spitzenlast- und Pumpspeicherkraftwerke klappt aber - wie seit Jahren bei Verbrauchsschwankungen - voll automatisch und ohne Probleme.

Zur Scheinleistung von Yo: Was glaubst du was für eine "Scheinleistung ein AKW hat? Lass das mal ausfallen, denn auch für solche Fälle muss Scheinleistung vorgehalten werden. Genauso muss man bei der installierten Leistung aufpassen. Im Windkraftbereich stimmen die Angaben, die auf durchschnittlicher Windgeschwindigkeit und Dauer beruhen, bei den Solaranlagen wurden die erwarteten Werte die letzten 5 Jahre jedes Jahr überschritten.


Mein Ausstigsszenario:
1/3 durch Wasserkraft decken (hierbei entstehen zusätzliche Speichermöglichkeiten für die Schwankungen der Wind- und Wasserkraftwerke)
1/3+x durch Solarkraft decken (ca. 0,2% der Fläche Deutschlands müsste bedeckt werden, das sind ca. 5% aller Dachflächen)
einen Teil durch Windkraft (hauptsächlich Offshore)
der Rest durch kleinlösungen wie Biogasanlagen, Blockheizkraftwerke mit Kraft-Wärmekopplung und Energieeinsparungen.

zu den Quellen: Ich habe das auch schon mehrfach hier im Forum geschrieben. Ich dikutiere hauptsächlich bei Themen mit, für die ich mich seit langem interessiere und über die ich mir ausführlich informiert habe. Gerade Umweltpolitik im groben und "grüne Energie" im speziellen, ist fast schon eins meiner Hobbys. Ich habe lange nicht für jede Aussage eine spezielle Quelle, weil ich die Daten meistens im Kopf habe. Einfach mal googeln sollte bei diesem Thema aber eigentlich ausreichen.

PS.: Der Neubau eines AKWs kostet über 6 Milliarden EURO, dafür kann man ne Menge Solarzellen kaufen!
Sowjet
Jetzt (So. 1200-1245) Presseclub auf Phoenix zum Thema.
Silenzium
Zitat(Hot Doc @ 13 Jul 2008, 03:50)
[...] Aber zu viel Strom sollte uns ja nicht Kopfzerbrechen machen. [...]
*


Bitte!? Das ist genauso schlimm, wie zu wenig Leistung im Netz zu haben.

Du tust ja fast so, als wenn sich Wind- und Sonnenenergie fast perfekt an die Tagesverlaufskurve anpassen. Im Sommer mag das mit der Sonne ja noch einigermaßen stimmen, auch wenn die Grundlast bei Nacht immer noch rund die Hälfte der der Tagesspitzenlast beträgt, obwohl die Sonne gar nicht scheint. Doch an einem Wintertag im Dezember liegt der Tagesspitzenwert (übrigens ist der höher als der im Sommer) bei 18 Uhr. (Siehe: Schwab, Elektroenergiesysteme) Doch da ist die Sonne da schon längst untergangangen. Ja, du sagtest, dass man das abfangen kann, aber der Meinung bin ich nicht. Wir brauchen eine verlässliche Grundlast und eine Grundlast aus Wind und Photovoltaik ist nicht verlässlich genug. Natürlich kann auch ein Großkraftwerk ausfallen, aber das ist weitaus weniger wahrscheinlich und auch unkritischer, sofern es sich nicht häuft.

Sag mal dem WKA-Besitzer, dass der Netzbetrieber gerne seine Anlage festbremsen möchte, weil zu viel Leistung im Netz ist. Dazu müsste erstmal ein Gesetz her, das die Prozedur regelt.

Wasserkraft ist, zumindest in Deutschland, nahezu ausgereizt. Wir sind leider nicht Norwegen. Ohne große Eingriffe in die Natur ist da nicht mehr viel zu holen. Auch Kleinwasserkraftwerke gebe ich keine große Chance. Pumpspeicherkraftwerke bekommt man nicht mehr genehmigt, wäre Goldisthal nicht schon zu DDR-Zeiten geplant worden, es würde heute garantiert nicht mehr gebaut werden. Sorry, aber mit Wasserkraft wirst du mit hoher Sicherheit nicht 1/3 der Kernkraftwerksleistung kompensieren können. Kleiner Vergleich der Dimensionen: Wir haben rund 21 GW installierte Kernkraftwerksleistung (Quelle); der Drei-Schluchten-Damm in China wird 22,5 GW bekommen.

Scheinleistung ist in diesem Fall ein blöder Begriff, das ist schon von der geometrischen Summe aus Wirk- und Blindleistung besetzt. Ich dachte schon, was redet der da für einen Blödsinn. wink.gif

Du hast Recht, bei installierter Leistung muss man aufpassen. Bei Windkraftanlagen werden da einfach alle Nennleistungen in Deutschland addiert und man bekommt die installierte Leistung. Wenn eine solche Anlage 5 MW Leistung hat, dann liefert sie diese aber nur zu einem Bruchteil ihrer Lebensdauer.
Hot Doc
Na dann werd ich mal auf Faktensuche gehen...wie wäre es denn mit der "dena-Studie" von E.On Netz, RWE Transportnetz Strom und Vattenfall Europe Transmission?!

Ich schreib mal ein bisschen ab:
Zitat
Ausgangspunkt der Studie ist ein angenommener Ausbau der Erneuerbaren Energien auf 20% des deutschen Stromverbrauches im Jahre 2015. Es wird dann mit einem Anstieg der installierten Leistung von Windenergieanlagen an Land auf 26,2 GW und auf See von 27,9 GW gerechnet.

Damit hätten wir deine scheiss AKWs schon mehr als 2x reingeholt und noch nicht einmal bei Solarenergie oder Wasserkraft angefangen. Und ich bitte aufzupassen, dass ist die vorsichtige Schätzung der Energieunternehmen, die gerne ihre AKW-Gelddruckmaschienen weiterlaufen lassen würden.

Zitat
Der geplante Ausbau der Windenergienutzung kann einen zusätzlichen Ausstoß von Treibhausgasen konventioneller Kraftwerke in Folge des geplanten Atomausstiegs vermeiden. Erst wenn man die Kosten der Emissionszertifikate und einen steigenden Preis für Energierohstoffe mit berücksichtigt, kann ein Rückgang des CO2-Ausstoßes erwartet werden.

Also ich kann damit leben. Wies ausschaut wird es wohl einen Rückgang des CO2-Ausstoßes geben.

Zitat
Die Studie hat zwar eine deutliche Steigerung des Bedarfs an Regel- und Reserveleistung bis 2015 ermittelt (mit über 7.000 MW mehr als Verdreifachung ggü. 2003), diese kann jedoch vollständig durch den entlasteten Kraftwerkspark und seiner Betriebsweise gedeckt werden. Dazu sind keine zusätzlichen Kraftwerke zu installieren und zu betreiben. Im Gegenteil, durch die gesicherte Leistung der installierten Windenergiekapazitäten kann ca. 2.000 MW konventionelle Kraftwerksleistung langfristig ersetzt werden.

Somit hätten wir das "Problem" der "Schattenkraftwerke" auch gelöst...das ja eigentlich nie eines war. Die Studie geht von der ungestörten Weiterführung des Atomausstieges aus, nur falls jemand meint die 2.000MW würden nicht reichen...die gibts zusätzllich drauf!
Chris
Der Presseclub war sehr interessant.
Fazit: die größten Chancen haben wir im Moment durch Steigerung der Effizienz. Denn es wird noch
viel zu viel Energie bei der Umwandlung verbraten.
Was dort auch noch rüberkam: Niemand (nicht mal die Energiekonzerne) möchten in Deutschland neue
AKWs bauen. Es geht nur darum, alte AKWs länger laufen zu lassen, da diese schon abgeschrieben
sind und somit die größten Gewinne liefern.
chelys
Zitat(Hot Doc @ 13 Jul 2008, 03:50)
1/3 durch Wasserkraft decken (hierbei entstehen zusätzliche Speichermöglichkeiten für die Schwankungen der Wind- und Wasserkraftwerke)
1/3+x durch Solarkraft decken (ca. 0,2% der Fläche Deutschlands müsste bedeckt werden, das sind ca. 5% aller Dachflächen)
einen Teil durch Windkraft (hauptsächlich Offshore)
der Rest durch kleinlösungen wie Biogasanlagen, Blockheizkraftwerke mit Kraft-Wärmekopplung und Energieeinsparungen.


Was passiert, wenn es auf See mal einen ordentlichen Sturm gibt, und die Teile reihenweise ihren Geist aufgeben? Oder es kommt einfach eine paar Tage eine Flaute und es scheint kaum die Sonne... wie soll man das ausgleichen? Ein Anteil von über 1/3 durch Wind- und Solarkraft zu decken ist schon sehr optimistisch. Man sollte daran denken, was es für Deutschland bedeutet, wenn einmal wirklich ein paar Tage flächenhaft zu wenig Strom da ist.
Hot Doc
Zitat(chelys @ 14 Jul 2008, 09:54)
Was passiert, wenn es auf See mal einen ordentlichen Sturm gibt, und die Teile reihenweise ihren Geist aufgeben? Oder es kommt einfach eine paar Tage eine Flaute und es scheint kaum die Sonne... wie soll man das ausgleichen? Ein Anteil von über 1/3 durch Wind- und Solarkraft zu decken ist schon sehr optimistisch. Man sollte daran denken, was es für Deutschland bedeutet, wenn einmal wirklich ein paar Tage flächenhaft zu wenig Strom  da ist.
*


Sag mal jetzt Hand aufs Herz, hat du meinen letzten Beitrag gelesen, oder nur den von dir zitierten? Und was ist mit den vielen anderen die ich jetzt schon hier abgelassen habe?

Also nochmal: Wenn man die Anlagen auf eine größere Fläche verteilt - was bei so vielen Anlagen gar nicht anders geht - kommt da eine sehr konstante Mindeststrommenge (auch "gesicherte Leistung" genannt) raus. Wenn wenig Sonne scheint, gibt es mehr Wind bei mehr Sonne, weniger Wind. Selbst wenn bei Sturm einige Anlagen abgeschaltet werden müssen, laufen in den Randgebieten des Sturmtiefs die Windanlagen auf Vollast und heben diesen Verlust locker wieder auf. Alle Berechnungen und Erfahrungen zeigen, dass dieses Problem nicht auftauchen wird. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ein oder 2 Großkraftwerke gleichzeitig vom Netz gehen müssen, als dass eine entsprechende Menge Windkraftwerke gleichzeitig ausfallen und selbst mit 5 abgeschalteten AKWs haben wir letztes Jahr den Tag des höchsten Strombedarfs locker geschafft ohne Strom importieren zu müssen.

Nebenbei: Neuere Solaranlagen können auch infrarotes und ultraviolettes Licht in Strom verwandeln. Die Leistung fällt also zwar bei Bewölkung ab, sinkt aber nicht auf null.
chelys
Ich zweifle ja nicht grundsätzlich daran, man sollte sich nur den "worst case" vorstellen. "Kein Wind, viel Sonne - keine Sonne, viel Wind" so einfach ist es leider nicht wink.gif

Habe eine Studie gegguhgelt:

Zitat
6.1 Ausgleichseffekte bei großräumiger Nutzung der Windenergie
Die windgünstigen Gebiete der EU-Mitgliedsstaaten sind fast ausschließlich von Winterwindmaxima geprägt.
Die erzielbare Leistung schwankt über die Monate deutlich stärker als der Strombedarf (s. Anhang 4). Allerdings
zeigen, wie hier für die zuvor erwähnten Gebiete dargestellt, die Monatsverläufe der potentiellen Stromerzeugung
in anderen Regionen teils deutlich unterschiedliches Verhalten. Besonders hervorzuheben sind hier
die Passatwindregionen in Nordafrika (hier gezeigt an Südmarokko und Mauretanien, Graph c und d), die
sich durch deutliche Maxima im Sommerhalbjahr auszeichnen. Bei gezielter Auswahl der Gebiete, die zur
Stromerzeugung herangezogen werden, läßt sich somit der Monatsverlauf der Stromerzeugung weitgehend dem
des Bedarfs anpassen. Dies verdeutlicht Graph F, bei dem angenommen wurde, daß ein Drittel der Nennleistung
der Windkraftanlagen an den ausgewählten Standorten innerhalb der EU und der Rest zu gleichen Teilen
in den anderen Regionen installiert ist. So lassen sich durch die Ausweitung des Einzugsgebietes die Potentiale
deutlich vergrößern und gleichzeitig sehr wünschenswerte Ausgleichseffekte erzielen. Die Schwankungen der
Windstromeinspeisung nehmen beim Übergang von der gleichzeitigen Nutzung der europäischen Standorte
(vergl. Graph E.) zur großräumigeren Erzeugungsoption (Graph F) deutlich ab22.
Bei hohen Anteilen der Windstromerzeugung in Gebieten mit weitgehender Korrelation des Wettergeschehens
kann es zu kurzfristigen Leistungsüberschüssen kommen, die das Netz nicht aufnehmen kann. Dann muß das
Angebot potentiell produzierbarer elektrischer Energie teilweise ungenutzt bleiben. Für die Standortauswahl in
Irland und England ergeben Untersuchungen anhand von Windkraft- und Strombedarfsdaten, daß bei voller
Ausschöpfung mit kurzfristigen Leistungsüberschüssen von ca. 20% der momentan benötigten Leistung zu
rechnen ist.

6.2 Ausgleichseffekte bei großräumiger Nutzung der Photovoltaik
Die potentielle Stromerzeugung aus Photovoltaik weist einen Jahresgang mit deutlichen Winterminima auf.
Der schlechteste Monat ist der Dezember. Naturgemäß sind die Unterschiede in Skandinavien am deutlichsten
ausgeprägt. Hier können im Dezember gerade 3% der Produktion des besten Monats erreicht werden. Auf der
Iberischen Halbinsel sind es immerhin 40%, für die gesamte EU etwa 23%. Die Monatsverläufe sind, wie die
Graphik in Anhang 5 verdeutlicht, dem Verlauf des Verbrauchs gegengerichtet. Einzig die Charkteristik der
möglichen Produktion in Mauretanien bildet hier eine Ausnahme. Für die geringere Produktion in den Sommermonaten
ist hier wahrscheinlich die Regenzeit verantwortlich.


Das führt darauf hinaus, dass wir Verbundnetze über weite Teile des Kontinents (und noch weiter) brauchen, um da einen Ausgleich zu erzielen. Deutschland allein wird das nicht können, so groß ist unser Land leider (noch) nicht shifty.gif
Chris
Wozu haben wir denn die EU? Wozu gibt es eine Strombörse? Die Mechanismen, die wir brauchen, um
den Strom bedarfsgerecht aus einem großen Netz zu ziehen und an alle zu verteilen haben wir schon
geschaffen.

Über kurz oder lang wird die ganze Welt am gleichen Seil (und in gleicher Richtung) ziehen müssen, um
den Lebensstandard für alle zu sichern. Aber vielleicht können wir einigen Arabern oder Afrikanern
günstig ihr Land abziehen für Solar- und Windanlagen.
chelys
Wenn Alle unsere Ziele mit verfolgen würden, könnte es natürlich relativ schnell klappen. Nur leider bauen die Anderen jetzt neue Atomkraftwerke, ein Ausbau der alernativen Energieträger wird so ja unnötig sein. Am Ende kaufen wir bei Flaute günstigen Atomstrom von unseren Nachbarn. Und wenn es mal eine radioaktive Wolke gibt, dann zieht die zuverlässig über die Grenze zu uns rüber. Hoffen wir mal, dass die Politik im Ausland sich etwas motivieren lässt...
Hot Doc
HALLO! Hast jetzt mal meinen inzwischen vorletzten Post gelesen??? Nicht, gell?!

Die anderen, die neue Atomkraftwerke bauen sind Frankreich (eines) und Finnland (eines). Nebenbei gingen aber 7 allein im letzten Jahr in der EU vom Netz. (Übrigens der Neubau in Finnland hat gerade die 6Milliarden-Euro-Grenze geknackt...aber Papa-Staat zahlts ja, dafür sind dann die Strompreise schön billig...)

Ein europaweites Verbundnetz haben wir schon lange, warum denkst du hat sich vor ein paar Jahren der Stromausfall in der Nähe von Emden bis Spanien fortgesetzt???

Und die von mir angesprochene Studie weist sehr detailiert aus, wie die Probleme der Leistungsschwankungen ohne weitere Kraftwerksbauten behoben werden können.
Übrigens im Winter ist die Ausbeute der Windkraft am höchsten, im Sommer am niedrigsten, dass spielt (wer hätte es gahnt) einer Kombination mit Solagenergie ja geradezu in die Hände.
Währned "meine" Studie schon bei nur in Deutschland installierten Anlagen von einem deutlichen Benefit bei konstant sicherer Stromversorgung ausgeht, setzt "deine" Studie noch einen drauf und bestätigt meine Aussage, dass über große Flächen die Erzeugung von erneuerbaren Energien konstant ist. Auch wenn Spanien, Frankreich und Co. sich (noch) nicht von der Atomenergie verabschieden wollen, so bauen auch sie ihre erneuerbaren Energien langsam aber sicher aus (wo ich letztes Jahr in Spanien war standen auf meeresnahen Bergrücken sehr viele Windräder). Was du hier als Bedingung für eine vernünfite Nutzung der erneuerbaren Energien ausrufst, existiert (zumindest in den Anfängen) schon lange!!!
Chris
Wird schon kommen. Zum einen werden wir es nie schaffen, mit Atomstrom nennenswert andere
Energie zu ersetzen. Zweitens baut man ewig an Kernkraftwerken (10 Jahre Bauzeit scheinen keine
Seltenheit zu sein). Drittens kostet solch ein Bau ein Vermögen. Und viertens wird sowohl die
Urangewinnung als auch die Endlagerung teuer werden.

Ich denke wir kommen sehr schnell in die Zeiten, in denen man nicht mehr sagt, Atomstrom wäre ja so
günstig. Und wer das nicht glaubt, der braucht nur mal auf die Aussagen der frühen 2000er in Bezug
auf Öl zu schauen. Dort hieß es nämlich, es bleibt auch weiterhin billig. Mittlerweile explodieren die
Benzinpreise und es ist kein Ende in Sicht.
chelys
Zitat(Hot Doc @ 14 Jul 2008, 11:32)
HALLO! Hast jetzt mal meinen inzwischen vorletzten Post gelesen??? Nicht, gell?!


Ich glaube, Du hast eine "niemand-liest-meine-postings"-Phobie. Klar habe ich sie gelesen. Sicherlich stimmt das auch Alles, nur irgendwer muss doch skeptisch sein shifty.gif In den Studien ist eben auch die Rede davon, dass 20% Überschuss erzeugt werden müssen, um in Flautezeiten ein Grundversorgung gewährleisten zu können, was es teurer macht. Trotzdem zweifle ich nicht wirklich daran, dass es klappen wird. Muss es ja schließlich auf kurz oder lang.

Man sollte einfach die Betreiber von Atomkraftwerken stärker an die sichere Endlagerung von dem Atommüll binden. Zur Zeit scheint keiner wirklich dafür zuständig zu sein. Es heißt immer "das wäre zu teuer, zu aufwendig...", es gibt halbherzige Versuche. Wenn man eine wirklich sichere Endlagerung bezahlen müsste, wäre Atomstrom nicht mehr so billig
Silenzium
Zitat(Hot Doc @ 14 Jul 2008, 01:16)
[...]Damit hätten wir deine scheiss AKWs schon mehr als 2x reingeholt und noch nicht einmal bei Solarenergie oder Wasserkraft angefangen.[...]
*

Meine "scheiß AKWs"? Immer schön sachlich bleiben, sonst steige ich aus der Diskussion aus. Im Übrigen empfehle ich dir nochmal dringend meine Beiträge zu lesen. Ich wüsste nicht, dass ich irgendwo zum Thema Neubau, Laufzeitverlängerung, o.ä. von KKWs Stellung bezogen hätte. Ich habe gesagt, dass man im Falle eines Atomausstieges einen Teil regenerativ kompensieren kann, einen weiteren Teil konventionell und den Rest importieren muss (inkl. KK-Anteil). Außerdem empfehle ich dir den letzten Absatz meines letzten Beitrages bzgl. Thema "schon mehr als 2x reingeholt". Die 500 MW eines Windparks sind mit den 500 MW eines Grundlastkraftwerks nicht vergleichbar.

Auch von einem großen Netz sprach ich bereits kurz. Je größer und leistungsstärker dies ist, desto besser kann man stochastische Energieerzeuger integrieren. Das Optimum wäre ein weltumspannendes Netz, mit ausreichendem Übertragungsvermögen. So könnte man im Sommer auf die Erdhalbkugel mit Winter übertragen, sowie von der Tag- zur Nachtseite. Momentan haben wir dieses Netz allerdings (noch?) nicht. Das UCTE-Netz ist momentan zwar "bretthart", aber noch nicht auf alles vorbereitet, was da so auf es zukommt.
Die dena-Netzstudie hat übrigens mehrere Szenarien und substituiert erstmal alle KKWs größtenteils mit Braunkohleblöcken und lässt erst später regenerative Energieerzeuger stärker hervortreten. Ich frage mich nur, ob da bedacht wurde, dass man die Braunkohlekraftwerke erstmal genehmigt bekommen muss. Von einem erweiterten Hochspannungsnetz wird auch noch geredet, welches auch erstmal gegen den Willen der Anwohner "durchgedrückt" werden muss.
Chris
Hier noch ein interessanter Link:
http://www.tagesschau.de/inland/atomenergie100.html

Um den CO2 Ausstoß der Kraftwerke bis 2050 zu halbieren, müssten wir noch 1300 neue
Atomkraftwerke bauen (zur Zeit exisitieren 440). Damit hätten wir dann 10% des weltweiten
Energiebedarfs abgedeckt.
chelys
Der CO2-Ausstoß wird sich auch nicht auf andere Art so stark verringern lassen:

Zitat(Dipl.-Phys. Gregor Czisch)
Bei weitgehender Erschließung der gesamten realisierbaren Stromerzeugungspotentiale aus
Windenergie wird für Deutschland mit einer maximalen Leistung von 15 GW auf Landflächen
ausgegangen. [...] Bezogen auf Deutschlands Jahresstromverbrauch 1997 mit etwa 490 TWh oder auf die inländische Stromerzeugung von 520 TWh sind das dann gerade 5%. [...]
Das Potential für die photovoltaische Stromerzeugung wird von Quaschning mit etwa 200 GW (150 TWh) angegeben, wovon etwa 120 GW (95 TWh) auf Dachflächen entfielen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Anlagenauslastung von 770 Vollaststunden oder 780 Vollaststunden auf Dachflächen. Auf den Dächern ließe sich somit etwa 30% des heutigen Strombedarfs erzeugen, wobei allerdings nicht von einer Gleichzeitigkeit von Erzeugung und Bedarf ausgegangen werden darf (z. B. keine Stromerzeugung in der Nacht).
(link)

Was die Windkraft angeht, ist das ziemlich enttäuschend. Die Photovoltaik auf den Dächern dagegen bringt aber weit mehr, als ich gedacht hatte. Nur... wie soll man die Leute dazu bringen, dafür deutlich mehr Geld auszugeben? Dazu müsste vermutlich der Rohölpreis jenseits der 250 Dollar liegen, dass sich das lohnt
Hot Doc
Jetzt muss ich doch nochmal:
Da muss man jetzt wieder verdammt aufpassen - oder anders gesagt: Großer Bullshit! Welche Leistungen sind gemeint (installierte oder garantierte)...und warum vergleicht ein Physiker Leitung mit Arbeit???
Naja, er geht sogar von einer ganz anderen Leistung aus nämlich von der maximalen (die installierte sagt etwas aus über die wiederholbare Leistung bei bestimmten Laborparametern). Hier gibt er an, dass es maximal 15 GW bei der Windkraft werden.
Ich weiss jetzt nicht, von wann diese Studie ist. Aber im Jahr 2003 haben wir diese Grenze bereits überschritten. no.gif
Auch das Potential der Photovoltaik ist komplett unterschätzt! Wie einige Städte inzwischen vorgerechnet haben, kann man ohne Probleme bis zu 70% der Energie aus Solarkraft gewinnen, und braucht dabei nur 20% der Dachflächen.
Die 30% sind aus einer anderen Sicht für gesammt Deutschland richtig, nämlich daher, dass durch die Nullnummer in der Nacht Solarenergie sonst zu viele Speicherkraftwerke braucht. D.h. genau die Gleichzeitigkeit von Erzeugung und Bedarf ist bei diesem Wert (wenigstens annäherungsweise) gegeben. yeahrite.gif
Chris
Laut Wikipedia waren in Deutschland 2007 rund 22
GW an Windkraftleistung installiert. Insgesamt werden damit 7,27% des deutschen Stroms über
Windkraft produziert. Die DENA geht davon aus, dass mit einem moderaten Ausbau der Windkraftanteil
an deutschem Strom 20% - 25% betragen kann. 2006 wurden 30 TWh aus Windkraft in das Stromnetz
eingespeist.
Hot Doc
Ich möchte es mal ganz anders angehen:
Stellen wir uns mal vor wir wollen ein Städtchen mit Stom versorgen. Dazu brauchen wir ca. 1MW max. Leistung. Jetzt können wir ein Kraftwerk mit 1 MW Leistung bauen, dass auf Vollastbetrieb optimiert ist. Dann brauchen wir aber noch ein zweites schnell reagierendes Kraftwerk mit nochmal 1MW Leistung, das bei Ausfall des ersten einspringt.
(Deutschland: Maximale Leistungsabfrage 2007 ca. 75.000 MW, installierte Leistung 121.000 MW)
Wenn ich statt dessen genug Windkraft installiere kann ich entweder so viele Windräder aufstellen, dass ich eine gesicherte Leistung von 1MW habe. Dann produzier ich aber fast ständig massive Überkapazitäten. Oder ich installiere ein Stückchen weniger und installiere ein weiteres schnell reagierendes Kraftwerk mit einer Leistung von etwas weniger als 1MW (die gesicherte Leistung der Räder kann ich abziehen), dass auf Teillast optimiert ist, was ständig den fehlenden Strom kompensiert, oder bei Überproduktion komplett ausschaltet (im optimalen Fall sogar Energie speichern kann).
Da alle Energieformen mehr CO2 verschleudern als die Windkraft, lohnt sich also ein Windkraftrad immer, solange wir nicht mit der maximal erzeugbaren Windenergie über der maximalen Abnahme durch die Kunden liegen!
Jetzt kommen dazu noch Probleme wie Vernetzung etc. die aber - vor allem auf die lange Sicht - leicht zu lösen sind!

PS.: Mir ist klar, dass da Beispiel SEHR vereinfacht ist, aber das Prinzip stimmt!
drölf
wieso sollte man zum konventionellen kraftwerk noch ein reservekraftwerk hinstellen?

der witz daran ist, dass das konventionelle kraftwerk kein reservekraftwerk braucht, die windkraftanlage aber schon...

bei der windkraft muss man also deutlich mehr, als die erforderliche leistung an windkraftanlagen + eine flexible alternative stromversorgung aufbauen...

alternativ eben nur ein einziges kraftwerk geringen anspruchs und hohen wirkungsgrads... noexpression.gif

die reserven liegen in der größe des netzes... wenn jedes kraftwerk für notfälle noch 10% leistungsreserve hat, können bei nem großen netz auch zig ausfälle kompensiert werden


windkraft hat keine gesicherte leistungsreserve für notfälle...
Chris
Doch. Gerade wenn du ein großes Netz hast, kannst du auch eine gleichmäßige Verteilung mit
Windkraft garantieren.

Dass indes es mit der gesicherten Leistung nicht mehr weit her ist, beweisen Zwischenfälle, wie der,
bei dem die Durchfahrt eines Schiffes zu Stromausfällen in ganz Europa bis hinunter nach Spanien
geführt hat.
drölf
es gibt regionen mit mehr erzeugtem strom als sie verbrauchen und regionen mit deutlich weniger

in deinem beispiel wurde eine leitung für die durchfahrt eines kreuzfahrtschiffs abgeschaltet, wodurch eine region mit zuwenig eigenen erzeugern unterversorgt war

was beweist das denn?

dass die kraftwerke nicht verbraucherorientiert über europa verteilt sind?


der beweis für die reserven liegt in den anderen tagen des jahres, wo einfach mal alles funktioniert wie es soll
Hot Doc
Zitat(drölf @ 15 Jul 2008, 13:04)
wieso sollte man zum konventionellen kraftwerk noch ein reservekraftwerk hinstellen?

der witz daran ist, dass das konventionelle kraftwerk kein reservekraftwerk braucht, die windkraftanlage aber schon...


Falsch, auch konventionelle Kraftwerke brauchen Reservekraftwerke, oder eben zumindest Reserveleistung. Und die ist in Deutschland auch jetzt schon enorm (mehr als das doppelte der Durchschnittlich gebrauchten Leistung)!
Gerade Atomkraftwerke, um die es ja ursprünglich mal ging, haben praktisch null Reserveleistung, da sie viel zu träge sind, um sich an Verbrauchs- oder Produktionsschwankungen anzupassen. Sie sind der Windkraft also in diesem Punkt nicht überlegen.

Zitat
die reserven liegen in der größe des netzes... wenn jedes kraftwerk für notfälle noch 10% leistungsreserve hat, können bei nem großen netz auch zig ausfälle kompensiert werden
windkraft hat keine gesicherte leistungsreserve für notfälle...
*


Richtig, und genau diese Reserven kann die Windkraft auch nutzen. Was sie nicht kann, ist diese Reserven bereit stellen. Aber das ist auch nicht nötig. Je mehr kleine Kraftwerke es gibt, desto geringer muss die Reserve ausfallen, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass alle auf einmal den Geist aufgeben. Ein AKW braucht im Störungsfall ein anderes AKW (oder die Kapazität dieses AKWs auf viele andere Kraftwerke verteilt, was aber im Endeffekt das Selbe ist) um diese Produktionslücke aufzufangen. 2000 Windräder brauchen vielleicht die gesicherte Kapazität von 200 Windrädern als Reserveleistung, da nie alle 2000 auf einmal ausfallen werden (reines Beispiel). Zusätzlich können sie aber - bei geeigneten Speichermöglichkeiten, den Strom für eventuelle Ausfälle "vorproduzieren".
kessel
Das zeigt doch nur, dass ich durch Windkraft noch mehr solcher hässlichen Stelzen installieren muss und das schon alleine nur durch die nicht girantierbare Leistung (ich will jetzt nicht suchen, um wie viel Prozent die garantierte Leistung von der maximal möglichen Leistung eines Windkraftanlage entfernt ist). Also macht Windkraft den Strom nur teuer, weil ich mehr bauen muss als bei einem konstanteren Energieerzeuger. Des weiteren, kann auch eine Windkraftanlage kaputt gehen und dabei kann auch ne Menge passieren (CFK-Splitter sind was feines wink.gif, Eis soll so eine Anlage wohl auch Schleudern können, ...) Und da ja hier Deutschland immer mehr damit zupflastert wird, ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, bis es Personenschäden gibt. Aber da wird Greenpeace dann sicherlich nicht ankommen und das für Gefährlich titulieren.


Binhpac
Abhängigkeit vom Atomstrom ist doch genauso kurzfristig gedacht wie die Abhängigkeit von Öl. Die Ressourcen sind endlich, d.h. Atomstrom hat auf lange Sicht keine Zukunft.

Warum auf eine Technologie setzen, die weder Zukunft hat und zudem die nachfolgenden Generationen mit Atommüll belasten?
chelys
Weil es zur Zeit das kleinere Übel ist? Ich ziehe den Atommüll qualmenden Kohlekraftwerken und Mondlandschaften im Tagebau vor

Niemand kann mir erzählen, dass wir unseren Strom sicher zu 50% durch Wind- und Sonnenkraft decken können. Nur mit Subventionen haben wir es auf einen Bruchteil dessen geschafft, und schon jetzt beklagen sich die Leute über die lauten Windräder
Chris
Windkraftwerke kosten für den Bau pro GW ca. 1 Milliarde Euro, Kernkraftwerke zwischen 1,5 und 3
Milliarden Euro pro GW. Da aber ein AKW weniger Stillstand hat, als ein WKW, darf man die Kosten
hierfür doppelt bis dreifach berechnen. Demnach ein kleiner Vorteil bei den Baukosten für das AKW.
Quelle.

Man muss aber dazu bemerken, dass sich dies auf die neuen Atomkraftwerke von Areva bezieht und
auch nur, wenn diese beim Bau ihre eigenen Preisvorstellungen einhalten können.

Und im Schadensfall können wir immer noch den einen Deutschen, der von einem Stück WKW
erschlagen wurde mit den 5 Millionen verseuchten Deutschen nach einem Supergau vergleichen.

/edit:
Binhpac schneidet das nächste Problem an. Die prognostizierten natürlichen Uranvorräte belaufen sich
auf 100 Jahre. Natürlich nur, wenn wir nicht mehr Uran als jetzt verbrauchen.
chelys
und mal ehrlich, wer regelmäßig früh in Dresden über die Straße geht, sollte keine Angst mehr vor Windrädern haben lol.gif
Binhpac
Zitat(chelys @ 15 Jul 2008, 15:35)
Weil es zur Zeit das kleinere Übel ist?
...


Du hast es ganz gut hervorgehoben. Für die jetzige Generation ist es die billigere Lösung, aber die Folgekosten werden nur auf die nachfolgenden Generationen übertragen.

Umweltschäden durch den Abbau von Uran und der zurückbleibende Atommüll bleibt dagegen für immer, aber mit diesen Problemen müssen demnach sich die nachfolgenden Generationen rumschlagen.